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Vorstand Landvolk Die erste Sitzung nach der Sommerpause widmete einen Schwerpunkt dem Blick auf die Märkte. Bei den pflanzlichen Produkten stehen der wider Erwarten recht guten Getreideernte voraussichtlich starke Einschränkungen bei Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais gegenüber. Trotz der größeren Getreideernte sieht Landvolkpräsident Werner Hilse die Versorgungslage gegenüber dem Vorjahr nicht grundlegend anders. Veredelungslandwirten ermöglichen die aktuelle Getreidepreise ein „Durchatmen“. „Das haben unsere Ferkelerzeuger und Mäster dringend nötig“, verdeutlichte Hilse. An den Fleischmärkten müssten die Preise jetzt dringend nach oben kommen. Besser sehe aktuell der Milchmarkt aus, hier entwickle sich der Weltmarkt zum Nachfragemarkt.

Für den Ausschuss Pflanzliche Produkte berichtete Vorsitzender Jürgen Hirschfeld von weniger starken Ertragseinbrüchen bei Getreide als zunächst befürchtet. Die Agrarstatistiker hätten die Schätzung leicht nach oben korrigiert. Mit 6,3 Mio. t dürfte die Getreideernte gegenüber dem Vorjahr um rund 16 Prozent höher ausfallen. In erster Linie haben die schwächeren Standorte von den Niederschlägen profitiert, während gute Böden ihr Potenzial nicht voll ausspielen konnten. Das Jahr habe erneut deutlich gemacht, mit welchen Risiken Prognosen stets behaftet seien, sagte Hirschfeld.

Die Ausschüsse für Milch und Grünland diskutierten den Entwurf zu einem niedersächsischen Dauergrünlanderhaltungsgesetz. Als problematisch wertet das Landvolk im Entwurf einen Passus, der ein absolutes Umwandlungsverbot ohne Tauschmöglichkeit vorsieht sowie innerhalb streng umrissener Gebietskulissen auch den Pflegeumbruch zur Grünlanderneuerung auf bestimmten Standorten verbieten will. Gegen diesen Passus argumentierten die Vorsitzenden aus den Grünlandregionen im Gespräch mit Minister Meyer vehement (siehe dazu nebenstehenden Beitrag), signalisierten aber zugleich Bereitschaft, beim Moorschutz zu helfen.

Ausgesprochen zäh gestaltet sich nach Aussage aller für das Landvolk im Tierschutzplan involvierten Teilnehmer hier die weitere Mitarbeit. Ganz offensichtlich soll die Kompetenz der einzelnen Gruppen beschnitten werden, auch der Lenkungsausschuss als letzte Entscheidungsinstanz soll mehr einem Beirat mit lediglich beratender Funktion ähneln. Zugleich zeigt sich in den Pilotprojekten noch sehr viel Forschungsbedarf, bei dem auch die Meinung der Praxis berücksichtigt werden muss. In einem Brief an Minister Meyer fordert Präsident Hilse, den Lenkungsausschuss so zu gestalten, dass er der gewählten Begrifflichkeit gerecht wird. Daneben macht er sich für eine praxisnahe Bewertungen der Erkenntnisse in der Arbeitsgruppe Folgenabschätzung stark und äußert die Erwartung, dass der Tierschutzplan mit, nicht ohne die Landwirte weiterentwickelt werde.

Hilse berichtete im Vorstand von Gesprächen zur Tierwohlinitiative mit dem Lebensmitteleinzelhandel, die Anfang September in eine Grundsatzvereinbarung münden sollen. Der Berufsstand möchte kein weiteres Label kreieren, die Teilnahme der Landwirte soll freiwillig bleiben, zusätzliche Auflagen müssen mit einem Bonus ausgeglichen werden.

Eine stärkere Regionalisierung der Landespolitik strebt die neue Landesregierung nach Darstellung von Hauptgeschäftsführer Jörn Dwehus offenbar mit den vier neuen Landesbeauftragten an, die Staatssekretärin Birgit Honé unterstellt werden sollen. Im Gespräch sind die Standorte Oldenburg, Lüneburg, Braunschweig und Hildesheim; drei der vier Posten will die SPD besetzen, einen sollen die Grünen erhalten.
Br