Alt und Neu, ein gutes Paar

Alt und Neu

EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie

Neuer Mann, alte Inhalte – auf diesen vereinfachten Nenner hat mancher Kommentator die Botschaften des Deutschen Bauerntages in Fürstenfeldbruck gebracht. In der Tat, Gerd Sonnleitner als scheidender DBV-Präsident und sein mit beachtlicher Mehrheit gewählter Nachfolger Joachim Rukwied sind sich in einer Einschätzung mehr als ähnlich: Sie verstanden und verstehen sich als Stimme aller Bäuerinnen und Bauern in Deutschland. Ein solcher Gleichklang passt nicht in eine Nachrichtenwelt, die von lautstark vorgetragener Kritik, gar Anfeindungen oder auch kleinen Intrigen lebt. Die Landwirtschaft setzt auf die Politik der Eintracht, der Zusammenhalt macht sie stark. Sie braucht den gemeinsamen Auftritt in der Öffentlichkeit, um im schnelllebigen und auf die eingängige Schlagzeile verkürzten Politik- und Medienbetrieb überhaupt wahrgenommen zu werden.

Diese konzertierte Aktion nach Außen steht der kontroversen Diskussion im Verband nicht im Wege. Auch das hat der Deutsche Bauerntag mit seinen Foren und den vielfältigen Gelegenheiten zum Meinungsaustausch am Rande eindeutig gezeigt. Dies belegt aber auch die lebendige Arbeit in den zahlreichen Gremien, die ohne die öffentliche Bühne wesentlich effektiver agieren können. Von den Fachausschüssen auf Bundesebene über die Landesebene bis hinunter auf Kreis- und Ortsebene gibt es viele Ansprechpartner, die für kritische Anmerkungen ebenso offen sind wie für neue Ideen und andere Anregungen. Stoßen diesse auf Zustimmung und Akzeptanz, werden sie die Arbeit des Verbandes durchaus bereichern.

Der neue Präsident wird den Bauernverband an der einen oder anderen Stelle ebenso neu justieren wie ein frisch gekürter Orts-, Kreisverbands- oder Landesvorsitzender. Verbände leben von diesen frischen Ideen, Stillstand dagegen ist Rückschritt. Aber die engagierte und manchmal auch knallharte Auseinandersetzung um künftige Inhalte, Ziele und Positionen wird der Bauernverband nicht vor laufenden Kameras austragen, in diesem Punkt kann man die Enttäuschung der Journalisten gelassen hinnehmen.

Kritikern des Bauernverbandes hat Joachim Rukwied in seiner ersten öffentlichen Rede die Bereitschaft zum Dialog angeboten. Er hat allen Gruppierungen außerhalb des Verbandes die Hand gereicht. Aus der Warte des fernen Beobachters lassen sich leicht Zweifel und Ablehnung anmelden, wer dazu gehört, interessiert sich für Hintergründe. Wer in einem Verband etwas bewegen will, muss nach demokratischen Grundregeln mit seiner Meinung überzeugen und Mehrheiten organisieren. Nach dieser Maxime hat sich der Bauernverband analog den Höfen der Mitglieder immer wieder modernisiert und gleichwohl an bewährten Traditionen festgehalten – Alt und Neu geben so ein gutes Paar ab!
Gabi von der Brelie