Bauern brauchen Perspektiven

Bauern brauchen Perspektiven - Foto: Landvolk
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Bauerntag Nächste Woche findet in Hannover der Deutsche Bauerntag 2016 statt. Es geht um Milch, um Tierhaltung, aber auch um die Sorge vor einem gesellschaftlichen „Wunschkonzert“. Eine Vorschau auf Themen und Erwartungen.

Mit dem diesjährigen Bauerntag will der Deutsche Bauernverband (DBV) ein klares Signal an Politik und Marktpartner senden. „Die heimische Landwirtschaft muss in ihrer Weiterentwicklung gestärkt werden, um eine nachhaltige Perspektive zu sichern und die Leistungen erbringen zu können, die Verbraucher, Märkte und Gesellschaft schätzen und nachfragen“, erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken vor dem Deutschen Bauerntag, der unter dem Motto „Zukunft sichern, Bauern stärken“ nächste Woche in Hannover stattfindet.

Hilfe in der Preiskrise
Krüsken betonte, die Bauernfamilien erwarteten von der Politik wirksame und sofort umsetzbare Maßnahmen zur Unterstützung in der anhaltenden Preiskrise. Damit seien die Erwartungen an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und EU-Agrarkommissar Phil Hogan groß, die am 30. Juni zu den Delegierten sprechen. Am Vortag diskutiert das DBV-Präsidium mit Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer.

Mit rund 633.000 unmittelbar in der Landwirtschaft Erwerbstätigen, einem Produktionswert von 53 Mrd. Euro im Jahr 2015 und jährlich fast 11 Mrd. Euro Investitionsvolumen sei die heimische Landwirtschaft bedeutender Teil der deutschen Wirtschaft und des Mittelstandes, unterstrich Krüsken vor Journalisten in Hannover. Zusammen mit der Ernährungswirtschaft stelle sie elf Prozent aller Erwerbstätigen. „Auf dem Land ist die Branche wichtiger Arbeitgeber“, stellte der DBV-Generalsekretär fest. Deshalb sei es von gesellschaftlich und politisch großem Interesse, eine nachhaltig wirtschaftende, wettbewerbsfähige und leistungsfähige heimische Landwirtschaft zu erhalten und zu stärken.

Die wirtschaftliche Situation der bäuerlichen Familienbetrieben und die öffentliche Diskussion über Landwirtschaft bereite große Sorgen, ergänzte Landvolkpräsident Werner Hilse vor der Presse. Landwirte lehnten Verbesserungen und Neuerungen nicht ab, der Wandel auf den Höfen vollziehe sich wie in der Vergangenheit in einem stetigen Prozess, der mehr gesellschaftliche Anerkennung verdiene. Hilse wies zugleich darauf hin, dass das Geld für Investitionen in weiteren Güllelagerraum, umweltschonende Ausbringungsverfahren oder mehr Tierwohl in den Ställen erst sauer verdient werden müsse. Hier gehe es um Milliardenbeträge, aktuelle Krisenhilfen dagegen sehen nur 100 Mio. Euro „plus x“ vor.

Atempause bei Auflagen
Vor diesem Hintergrund macht sich das Landvolk für eine „Pause“ oder ein Moratorium bei der Diskussion zu weiteren Auflagen stark. „Gesellschaft und Politik dürfen unsere bäuerlichen Familienbetriebe nicht mit einem vielstimmigen Wunschkonzert an Auflagen und Vorschriften überfordern“, warnte Hilse. In der Düngeverordnung des Bundes sowie dem Klimaschutzgesetz des Landes würden die bäuerlichen Familienbetriebe mit weiteren Auflagen konfrontiert, während die Bemühungen zur Reduzierung des Flächenverbrauchs weitgehend aufgegeben worden seien.

Wahlen zum Präsidium
Hilse äußerte die sehr vorsichtige Hoffnung, dass die wirtschaftliche Talsohle inzwischen erreicht sei. Gleichwohl müsse den Betriebsleitern noch viel Zeit eingeräumt werden, um wieder in die Gewinnzone zurückkommen zu können. Die Politik könne diese Regenerationsphase über entsprechende konkrete Hilfen wie Liquiditäts- oder Bürgschaftsprogramme abfedern, die dazu versprochenen Hilfspakete seien leider noch immer nicht konkret auf den Weg gebracht worden.

Die Milchmarktkrise, die zukünftige Nutztierhaltung, aber auch Perspektiven der Landwirtschaft in Umwelt- und Naturschutz stehen im Mittelpunkt des Deutschen Bauerntages, der nach 19 Jahren erstmals wieder in Niedersachsen stattfindet. Erwartet werden rund 600 Delegierte aus den 18 Landesbauernverbänden und zahlreiche Gäste aus Politik, Agrarwirtschaft, Agrarforschung und Medien. DBV-Präsident Joachim Rukwied tritt zur Wiederwahl an, um eine der drei Positionen als Vizepräsidenten bewerben sich vier Kandidaten. Rund 90 % der rund 300.000 Bäuerinnen und Bauern in Deutschland sind laut DBV Mitglied in den Kreis- und Landesbauernverbänden. Am 30. Juni sind Landwirte mit ihren Familien sowie Landjugend, Landfrauen und ihre Wirtschaftspartner zu einer abschließenden Kundgebung in Hannover aufgerufen.   
red/PI