Getreideernte Eine verhaltene Ernteprognose gab es auf der traditionellen Getreiderundfahrt des Landvolkes Niedersachsen im Raum Gifhorn. Die Erträge bewegen sich auf allenfalls auf Durchschnittsniveau, der richtige Erntetermin ist schwierig abzuschätzen. Optimistisch dagegen stimmen die Preistendenzen: Voraussichtlich lässt sich erstmals die neue Ernte ohne Preisbruch vermarkten.
Einhellig bestätigten die Vertreter von Handel, Genossenschaften, Verarbeitungsunternehmen und erstmals dem internationalen Getreidehandel diese von Landvolk-Präsident Werner Hilse geäußerte Vermutung. Ebenso einmütig maßen die Handelspartner globalen Einflüssen eine hohe Bedeutung für die regionale Preisfindung zu. Allein der zusätzliche Bedarf in Höhe von 40 Mio. t Getreide weltweit trägt zur knappen Versorgungslage bei. Die Maisernte wird die Preisfindung am Getreidemarkt beeinflussen, aber auch dem Ethanolmarkt in den USA kommt große Bedeutung zu. Die rasanten Preissteigerungen an den Terminbörsen werden danach durch Meinung und Psychologie mehr als durch harte Fakten bestimmt. Aus landwirtschaftlicher Sicht spannte Hilse auch den Bogen zur Veredlungswirtschaft: Bei Getreidepreisen von 250 Euro je Tonne könne das Schweinfleisch nicht mehr für weniger als zwei Euro je Kilogramm verkauft werden!
Regionale Fakten lieferte Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender im Ausschuss Pflanzliche Erzeugnisse beim Landvolk, mit einer ersten Analyse der aktuellen Anbauflächen. Eine erste Tendenz lässt sich aus den Agraranträgen ableiten. Danach wird die Winterweizenfläche in Niedersachsen rund 20.000?ha kleiner ausfallen als im Vorjahr. Bei der Gerste wurde Wintergerste durch Sommergerste ersetzt, aber diese wird überwiegend in den Futtertrog fließen. Die rein rechnerische Prognose aus Anbauflächen und Durchschnittserträgen könnte zu einem Ergebnis führen, das leicht über dem sehr niedrigen Vorjahrsergebnis in Höhe von 5,1 Mio. t liegt.
Nicht nur die Auswinterung, sondern auch die Frühjahrstrockenheit hat im Getreide vielerorts zu Ertragsdepressionen geführt. Die feuchte Witterung der vergangenen Wochen dagegen kam dem Getreide entgegen. Hirschfeld rechnet in den eher lückigen Beständen erneut mit einem hohen Tausendkorngewicht. Zwiewuchs und die weiter unbeständigen Wetterprognosen ließen eine „lange und verzettelte Ernte“ erwarten, meinte der Praktiker.
Handel und Genossenschaften haben bei steigenden Preisen ein anziehendes Verkaufsverhalten bei den Landwirten beobachtet. Zunächst wurden deutlich weniger Vorverträge abgeschlossen, dies wird nun nachgeholt. Zusätzlich sollten die Landwirte den Markt äußerst aufmerksam beobachten und auch in der Ernte verkaufsbereit bleiben. „Wir haben alle viel dazu gelernte“, lautete die Einschätzung zur besten Vermarktungsstrategie.
Bei der Rundfahrt unter der Regie von Joachim Zeidler lag ein Schwerpunkt auf der Beregnung. Auf den leichten Sandböden zählt sie zum unverzichtbaren Produktionsmittel, wobei die Landwirte von dem Beregnungsverband profitieren, der für die Stadt Wolfsburg das gereinigte Wasser der Kläranlage verregnet. 82.000 ha LN bewirtschaften die Landwirte in dem recht großen Landkreis Gifhorn, neben Getreide sind es Mais auf 14,5 Prozent der Nutzfläche, sowie Rüben und Kartoffeln.
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DBV spricht von Mittelmaß | ||
Von eher unterdurchschnittlichen Erträgen geht der Deutsche Bauernverband (DBV) für die diesjährige Ernte aus. Winterweizen und Wintergerste werden die Gesamtbilanz eher nach unten ziehen, während sich Roggen und Raps in einem recht guten Zustand präsentieren. Zum Ernteauftakt wies Präsident Joachim Rukwied zudem auf die überdurchschnittliche Kostensteigerung im Umfang von mehr als zehn Prozent hin. Höherer Ausgaben für Diesel, Pflanzenschutzmittel sowie die Kosten für Umbruch und Neuansaat belasten zusätzlich zu den eher unterdurchschnittlichen Ertragserwartungen die Getreideanbauer. |