Bauern zeigen Minister die rote Karte

Bauern zeigen Minister die rote Karte -

Protest  Niedersachsens Bauern legten Hannover mittags lahm. Mehr als 4.000 Landwirte zogen am Freitag mit Treckern und Trillerpfeifen durch die Innenstadt, um gegen die rot-grüne Landesregierung zu demonstrieren. Sie forderten „Perspektive statt Agrarwende“. Für Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) gab es erst einen blauen Brief als Vorwarnung und dann die rote Karte.

So viele Pferdestärken hatte die Landeshauptstadt noch nie gesehen. Mehr als 150 Trecker parkten neben dem Fußballstadion am Schützenplatz. Zehn rollten anschließend an die Spitze des Protestzuges bis zum Steintor. Die Botschaften an die Landesregierung waren eindeutig: „Melk doch selber“, „Dialog statt Diffamierung“, „Rückendeckung statt Rufmord“ stand auf einigen Plakaten. Immer wieder kamen Sprechchöre auf: „Meyer muss weg!“

Das Landvolk Niedersachsen hatte zur Demo aufgerufen und war von der großen Beteiligung selbst überrascht. Statt der angemeldeten 2.000 Bauern waren 4.000 aus allen Landesteilen nach Hannover gekommen. Die ersten Treckerfahrer waren bereits am Donnerstag im Emsland gestartet, um dabei zu sein. Darunter auch Michael Grote, Sauenhalter aus Rastdorf: „Da habe ich nicht lange überlegt. Ich wollte mitmachen, damit Meyer endlich mit uns redet.“

Offensichtlich hatten die Veranstalter einen Nerv getroffen: Die Wut über die rot-grüne Agrarpolitik ist groß. Um das auszudrücken, wurde viel Symbolik bemüht: Vor dem Landwirtschaftsministerium zerschlug ein Meyer-Double Porzellan mit dem Hammer. Ein anderes Meyer-Double „prügelte“ mit der Agrarwende-Keule auf einen Bauern ein, der vor lauer Bürokratie-Auflagen gebeugt ging, Ministerpräsident Weil grinste dazu.

Während der Abschlusskundgebung schilderten verschiedene Landwirte ihre Stimmungslage. Nils Kynast warf dem Minister vor, als „Bürokratievermehrer“ den Strukturwandel anzuheizen, statt die kleineren Betriebe zu erhalten. Agnes Witschen, Landfrauenvorsitzende aus Weser-Ems, möchte von den Politiker „fair behandelt werden.“ Hendrik Lübben, Milchbauer aus der Wesermarsch, fühlt sich in einer Athmosphäre aus Misstrauen und Bevormundung: „Ich habe das sowas von satt!“

Forderungen nach Wertschätzung und Respekt wurden ebenso heftig beklatscht wie die „rote Karte“, die Landvolk-Präsident Werner Hilse symbolisch in die Luft hielt. „Das ist ein Signal an Herrn Weil. Meyer muss ausgetauscht werden“, forderte ein kämpferischer Werner Hilse. Von der Regierungskoalition wurde allerdings niemand gesichtet, der das Signal hätte aufnehmen können. Zahlreiche CDU-Landtagsabgeordnete, darunter der ehemalige Landwirtschaftsminister Heiner Ehlen, standen an der Bühne, um die Veranstaltung zu unterstützen.
„Wir sind keine Tierquäler, wir vergiften keine Brunnen. Wir sind Bauern mit Tradition und Familien zu Hause“, betonte Präsident Hilse unter starkem Beifall. Und seinen Bauern versprach er: „Das ist erst der Anfang. Wenn es nicht besser wird, kommen wir zurück!“
Sabine Hildebrandt