Bauerntag Wenige Wochen, nachdem die EU-Kommission ihre Vorschläge für die künftige Gemeinsame Agrarpolitik vorstellte, bestimmt der DBV in Wiesbaden seine Haltung zu Kernfragen. Eine Vorschau auf den Deutschen Bauerntag.
Zukunft wächst auf dem Land – unter diesem Motto richtet der Deutsche Bauernverband (DBV) am 27. und 28. Juni in Wiesbaden seinen diesjährigen Deutschen Bauerntag aus. Der DBV hat für seine Arbeitstagung im RheinMain Congress Center der hessischen Hauptstadt eine optimistische Überschrift gewählt, obwohl einige Herausforderungen auf die Landwirte und ihre Familien zukommen.
Drei schwierige Themen
Drei dieser Themenfelder werden am Mittwochnachmittag in zeitgleich stattfindenden Foren mit Politikern aus Bund und Ländern, Vertretern der Europäischen Kommission sowie Wissenschaftlern, Branchenvertretern und betroffenen Praktikern diskutiert.
Im Forum eins steht die Gemeinsame EU-Agrarpolitik im Mittelpunkt. Ziel im Forum eins ist es, die kürzlich vorgestellten Kommissionsvorschläge für die Förderperiode ab 2020 zu bewerten. Ein weiteres Forum klopft die Positionen zur Tierhaltung ab, wie sie in erster Linie in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Hier stehen die vielfältigen Ansprüche von Politik und Verbrauchern sowie ihre praktische Umsetzbarkeit in den Betrieben im Fokus. Und schließlich werden im Forum drei Chancen des Risikomanagements in der Landwirtschaft vorgestellt. Einen Schwerpunkt sollen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft bilden.
Tierwohl versus Umwelt?
Mit Zielkonflikten auf dem Weg zu einer nachhaltigen Nutztierhaltung befasst sich der Berufsnachwuchs. Beim traditionellen Junglandwirte-Lunch wird diskutiert, inwieweit sich Tierwohl und Umweltschutz gegenseitig im Wege stehen.„In den kommenden Monaten stehen wichtige agrarpolitische Entscheidungen auf europäischer und nationaler Ebene an“, umriss DBV-Präsident Joachim Rukwied das Umfeld des Bauerntages. Um die vor den landwirtschaftlichen Familien stehenden Herausforderungen bewältigen zu können, sei die Landwirtschaft auf verlässliche politische Rahmenbedingungen angewiesen. Landwirte würden „eine finanziell gut ausgestattete, wirkungsvollere und einfachere Gemeinsame Agrarpolitik“ erwarten.
Die Stärkung ihrer Marktposition in der Lebensmittelkette und eine verlässliche Perspektive für ländliche Räume benannte Rukwied als wesentliche Ziele dieser Politik. „Unsere Bauernfamilien sind bereit anzupacken, ihre Betriebe zu entwickeln und auch ihre Wirtschaftsweisen zu verändern – nachhaltig und zugleich innovativ“, so Rukwied.
Neuer Vize ist zu wählen
Im internen Teil steht die Wahl eines Vizepräsidenten als Nachfolger für Werner Hilse an. Hilse war bis Ende 2017 Präsident des Landvolks Niedersachsen und seit 2006 Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes.
Um seine Nachfolge bewirbt sich Karsten Schmal, der bisher vor allem als „Milchpräsident“ des DBV von sich reden machte. Schmal bewirtschaftet einen Betrieb mit Schwerpunkt Milchviehhaltung im Kreis Waldeck-Frankenberg und ist Präsident des Hessischen Bauernverbandes. Die Amtszeit des gesamten Vorstandes endet im Juni 2020.
Niedersachsen entsendet mit 90 Delegierten die zweitstärkste Delegation nach Bayern zu den Beratungen. Erstmals wird Julia Klöckner in ihrer Funktion als Landwirtschaftsministerin auf einem Bauerntag sprechen. Ein Grußwort an die Delegierten hat Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zugesagt.
LPD/red
Was Delegierte vom Bauerntag erwarten
„Betriebsleiter mit Sauenhaltung sind derzeit stark verunsichert. Das drückt sich auch in der Zahl von Betriebsaufgaben in diesem Bereich aus. Im Forum Tierhaltung müssen deshalb verbindliche Regeln zu den vier ,K‘ kommen: Kastration, Kastenstand mit Deckzentrum und Abferkelbereich, Kennzeichnung und Labeling sowie Kupieren. Unsere jungen Betriebsleiter benötigen endlich verbindliche und langfristig tragfähige Lösungen für ihre Planungen.“
Enno Garbade, Vorsitzender des
AK Sauenhaltung (Bramstedt)
„Der Klimawandel mit seinen Wetterextremen betrifft alle Landwirte. Zusätzlich stellen uns gesellschaftliche Diskussionen zu Tierhaltung, Pflanzenschutz oder Düngung vor große Herausforderungen. Hier müssen wir Landwirte ganz neue Instrumente des Risikomanagements erlernen. Gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Versicherungswirtschaft wollen wir neue Überlegungen und Ideen entwickeln, die wir den Praktikern weiterempfehlen können.“
Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender
des Ausschusses Pflanzenbau (Hameln)
„Mein Interesse gilt insbesondere dem Forum über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik. Ich erwarte konkrete Ansätze, an welchen Stellen die Regeln zur Umsetzung einfacher und übersichtlicher werden können. Die Direktzahlungen dürfen zudem nicht mit Umweltauflagen überfrachtet werden. Als Ostfriese richte ich ein Augenmerk darauf, dass von der Natur benachteiligte Regionen eine Nachfolgeregelung für die in Niedersachsen gestrichene Ausgleichszulage erhalten.“
Manfred Tannen, Vorsitzender des
Strukturausschusses (Bensersiel)