Beschleunigter Strukturwandel

Beschleunigter Strukturwandel - Foto: Landvolk
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SituationsberichtDie Einkommen in der Landwirtschaft sind im Wirtschaftsjahr 2014/15 abgestürzt. Weil es aktuell sogar noch schlechter läuft, fordert der DBV eine Exportoffensive. Alarmierend: Es geben wieder mehr Betriebe auf.

Die Unternehmensergebnisse der Haupterwerbsbetriebe im abgelaufenen Wirtschaftsjahr sind gegenüber dem vorangegangenen Jahr im Durchschnitt um 35 % auf 43.300 Euro gesunken. Die größten Einbußen mussten die Milchviehbetriebe mit einem Minus von 44 % hinnehmen: Sie kamen im Schnitt auf einen Gewinn von 38.800 Euro. Der Gewinn der Veredelungsbetriebe ging um ein Drittel auf 44.900 Euro zurück. Am stärksten betroffen waren hier die Ferkelerzeuger.

Ökobetriebe lagen vorn
Um gut ein Fünftel sanken die Ergebnisse der Ackerbaubetriebe, die aber noch auf einen durchschnittlichen Gewinn von rund 60.000 Euro je Unternehmen kamen. Positiv entwickelt haben sich lediglich die Einkommen der Weinbau- und der Ökobetriebe. Mit 73.800 Euro je Unternehmen führen die Ökobetriebe das Einkommensranking an.

Die Zahlen stammen aus dem in der vergangenen Woche veröffentlichten Situationsbericht 2015/16 des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Präsident Joachim Rukwied machte bei der Vorstellung die Misere auf den Agrarmärkten mit massiven Preisrückgängen bei wichtigen Agrarprodukten für die Einkommensentwicklung verantwortlich. Pessimistisch beurteilte Rukwied dabei die Aussichten für die nächsten Monate. „Die Tendenz geht weiter nach unten“, so der DBV-Präsident. Die wirtschaftliche Lage bleibe angespannt, und für das erste Halbjahr 2016 sei auf den Märkten keine Trendumkehr zu erwarten.
Rukwied sieht angesichts der schwierigen Einkommenssituation in der Landwirtschaft die gesamte Wertschöpfungskette in der Pflicht. Derzeit gingen die Folgen schwankender und niedriger Agrarpreise fast ausschließlich zu Lasten der Landwirte, kritisierte der DBV-Präsident. Handel und Ernährungsindustrie könnten zu Niedrigpreisen einkaufen. Gleichzeitig habe sich der Abstand zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen bei vielen Produkten deutlich vergrößert.

Das Gebot der Stunde blieben politische Initiativen zur Aufhebung des Russlandembargos. Zudem müssten die Bemühungen zur Belebung des Drittlandexports intensiviert werden. „Notwendig ist eine Exportoffensive, um eine Diversifikation wertschöpfungsstarker Absatzkanäle auch in Drittländer zu erreichen“, betonte Rukwied. Er rief die Bundesregierung dazu auf, den Export „aktiver zu pflegen und zu erschließen“. Nach wie vor dauere die Ausstellung von Exportzertifikaten zu lange.

Bei den Grünen sorgten die Äußerungen zum Export für Kritik. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Anton Hofreiter, warf dem Bauernverband vor, er ziehe die falschen Schlüssen aus der Misere. Die Fokussierung auf den Export treibe die Landwirtschaft in eine ruinöse Sackgasse. Hofreiter forderte „mehr Anreize für eine ökologische und regionale Landwirtschaft, weniger Antibiotika, weniger Pestizide und mehr Tierschutz“. Um das Höfesterben aufzuhalten, brauchten kleine und mittlere Betriebe mehr Unterstützung.

Wieder weniger Betriebe
Laut Situationsbericht hat sich der Strukturwandel zuletzt wieder beschleunigt. So gingdie Zahl der Betriebe gegenüber 2014 um 2,3 % auf rund 280.000 zurück. Im Vorjahr hatte der Rückgang knapp ein Prozent betragen. Zwischen 2007 und 2014 lag die Abnahmerate im Schnitt bei jeweils 1,6 % pro Jahr.
Der Anteil von Nebener­werbsbetrieben an der Gesamtzahl lag in Baden-Württemberg, Hessen, dem Saarland und Sachsen bei jeweils rund zwei Drittel. Lediglich in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein entfallen weniger als 40 % aller Betriebe auf den Nebenerwerb.
AgE/red