KÖN-Kongress Ökobetriebe leisten in Niedersachsen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Verbesserung der Natur und der Umwelt. Beim Kauf von Bioprodukten lasse sich der Verbraucher von vielen Überlegungen und Überzeugungen leiten. Das Land setze mit konkreten Initiativen vor allem auf die Stärkung der Vermarktung und der Nachfrage nach deren Produkten, sagte Landwirtschaftsminister Gert Lindemann am Dienstag auf dem Kongress „Mehr Ökolandbau für Niedersachsen“ des Kompetenzzentrum Ökolandbau GmbH (KÖN).
„Die tatsächlichen Leistungen des Ökolandbaus werden heute von der Gesellschaft nur bedingt honoriert“, sagte KÖN- Geschäftsführerin Carolin Grieshop. Die Ökologische Lebensmittelwirtschaft ist mehr als Bio-Produkte für jedermann, dies müsse in Zukunft noch deutlicher kommuniziert werden.
Nachholbedarf in der Kommuniaktion stellte auch KÖN-Berater Henning Niemann bei der Befragung aller öko-zertifizierten Verarbeitungs- und Handelsunternehmen in Niedersachsen und Bremen fest: Nur knapp die Hälfte der Unternehmen stelle ihren Regionalitätsbezug bzw. nachhaltige Aspekte wie Biodiversität und Artenschutz im Marketing heraus oder plane dieses, sagte Niemann. Dreiviertel der befragten Unternehmer würden gerne mehr Bio-Ware aus der Region beziehen und 84% wünschten mehr Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Jedoch beziehe mehr als ein Viertel weniger als zehn Prozent der Rohwaren aus der Region. „Es ist Zeit, Inventur zu machen“, forderte Felix Prinz zu Löwenstein, Präsidiumsmitglied von Naturland, in seinem Gastvortrag. Die Situation sei kompliziert geworden für die Verfechter einer ökologischen Landwirtschaft und Ernährung, stellte er fest. In den Medien stünden auch Ökobetriebe als Tierquäler am Pranger, globale Herausforderungen wie die Sicherung der Welternährung ließen Zweifel aufkommen, ob die ökologische Landwirtschaft der richtige Weg sei. Für ihn ist das Ergebnis der Inventur jedoch eindeutig: „Die ökologische Landwirtschaft ist eine funktionierende Alternative.“ Es dürfe jedoch nicht verschwiegen werden, dass es auf dem Weg dorthin noch viele Defizite zu beseitigen gebe.
Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfe in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich, wenn auch mit sinkenden Wachstumsraten angestiegen. 2011 bewirtschafteten in Niedersachsen 1.400 Bio-Betriebe 73.307 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (LF). Während die Zahl der Betriebe von 2010 auf 2011 noch einmal leicht angestiegen ist (2010: 1.344 Betriebe), nahm die ökologisch bewirtschaftete Fläche um knapp 1.000 Hektar ab (2010: 74.000 Hektar LF). In der Lebensmittelverarbeitung gilt Niedersachsen ebenfalls als starker Standort, mit zahlreichen großen, international erfolgreichen Unternehmen. Insgesamt gab es 2011 in Niedersachsen 1.134 Öko-zertifizierte Verarbeitungsunternehmen. Vor zehn Jahren (2000) lag diese Zahl noch bei lediglich 346 Unternehmen.
PI/red