(DBV/Berlin). Der heutige 50. Weltumwelttag dient als Plattform, um Verbesserungen in der nationalen und internationalen Umweltpolitik zu unterstützen. Das EU-Forschungsvorhaben Contracts2.0, gefördert unter Horizon 2020, endet nach vier Jahren und veröffentlicht nun insbesondere mit dem Handbuch namens „Co-Creating Contracts“ zahlreiche Empfehlungen an Entscheidungsträger von EU, Bund und Ländern für die Gestaltung von ökologisch wirksamen, wirtschaftlich tragfähigen und praktikablen Agrarumweltprogrammen. Dazu der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt: „Aus Sicht der Landwirte gelingt biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft vor allem dann, wenn Biodiversitätsmaßnahmen von Politik und Verwaltung praktikabel gestaltet und flexibel gelebt werden. Der aktuelle agrarpolitische Rahmen bietet formal mehr Spielraum für innovative Ansätze, die Politik muss es nur wollen und diese befördern. Zukünftig sollten innovative Beispiele wie ergebnisorientierte Maßnahmen und Naturschutz-Kooperativen flexibel ermöglicht, motivierend gestaltet und möglichst einfach umgesetzt werden.“
Das Projekt Contracts2.0 zeigt, dass die vielen ökonomischen und ökologischen Vorteile, die innovative Vertragslösungen mit sich bringen können, den anfänglichen Mehraufwand wert sind. Landwirte sind bereit, innovative Ansätze umzusetzen, wenn die vertraglichen Vereinbarungen motivierend statt hemmend sowie verlässlich statt vage sind. Hier wirken praktikable Grundsätze seitens der Administration oft erfolgreicher als das Festhalten an starren Richtlinien.
Zur Veröffentlichung des Handbuchs „Co-Creating Contracts“ bekräftigt die Leiterin der Forschungsgruppe zur „Steuerung von Ökosystemdienstleistungen“ im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und Koordinatorin des Projekts Contracts2.0, Prof. Dr. Bettina Matzdorf: „Wir sollten im Schulterschluss von Wissenschaft und Praxis mehr Mut zeigen, innovative Ansätze, wie z.B. kooperative und ergebnisorientierte Agrarumweltmaßnahmen, in der Praxis umzusetzen und dafür auch Experimentierräume wie Living Labs nutzen. Wenn wir die Ideen der Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission ernst nehmen, brauchen wir darüber hinaus ganzheitliche Ansätze, die eine sich ergänzende Honorierung der ökologischen Leistungen der Landwirte durch Förderpolitiken und Konsumenten umsetzen.“
Im Projekt Contracts2.0 spielten Vorgehensweisen wie Co-Design und Bottom-Up Prinzipien sowie auch die Einbindung aller betreffenden Stakeholder eine große Rolle. Dazu betont der leitende Wissenschaftler im Forschungsteam „Natur und Gesellschaft“ des Flämischen Instituts für Natur- und Waldforschung (INBO) und Koordinator des Projekts Contracts2.0, Dr. Francis Turkelboom: „Die Einbeziehung der verschiedenen Wissensträger und die Förderung der gemeinsamen Gestaltung („Co-Creating Contracts“) sind zwei der Schlüssel zur Lösung der Herausforderungen und Schwierigkeiten bei den derzeitigen Agrarumweltprogrammen im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik. Das war einer der Schwerpunkte im Projekt Contracts2.0. In der Praxis bedeutet das, die Bürokratie zu vereinfachen und staatliche Kontrollen abzubauen, Landwirte aktiv in die Gestaltung und Begleitung von Verträgen einzubeziehen sowie die Einbindung von Experten wie aus den landwirtschaftlichen Beratungsdiensten zu stärken, um das Potenzial innovativer Agrarumweltprogramme zu nutzen.
Das veröffentlichte Handbuch mit dem Titel „Co-Creating Contracts – Designing innovative agri-environmental schemes – A guide for policymakers“ (dt. Verträge mitgestalten – Gestaltung innovativer Agrarumweltprogramme – Ein Leitfaden für politische Entscheidungsträger) kann über den folgenden Weblink aufgerufen werden: www.project-contracts20.eu/results/
Sämtliche Ergebnisse und Veröffentlichungen des Projekts Contracts2.0 können über die folgende Website abgerufen werden: www.project-contracts20.eu
Ein zusammenfassendes Abschlussvideo ist über folgenden Link zu sehen: https://youtu.be/kfAD_4niU48
Hintergrund:
Das in den vergangenen vier Jahren (2019-2023) durch die EU unter Horizon 2020 geförderte Projekt Contracts2.0 erarbeitete mit einer großen Bandbreite an wissenschaftlicher Forschung und partizipativen Prozessen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Administration innovative Gestaltungs- und Vertragsansätze für wirksame und tragfähige Agrarumweltprogramme. Insgesamt wirkten 28 europäische Forschungs- und Praxispartner unter der Leitung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg mit. Das flämische Institut für Natur- und Waldforschung (INBO) in Brüssel übernahm die Leitung für den partizipativen Co-Design-Prozesses und die Organisation der Living Labs als Kern des Projekts. Der Deutsche Bauernverband (DBV) als Praxispartner war für Kommunikation und Veröffentlichung der vielfältigen Forschungs- und Praxisergebnisse für Stakeholder aus Praxis und Politik verantwortlich. Wir danken allen Projektpartnern für das außerordentliche Engagement und die Beiträge im Laufe der Jahre.
Autoren
Deutscher Bauernverband, Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin, www.bauernverband.de
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Eberswalder Str. 184, 15374 Müncheberg, www.zalf.de
Instituut voor Natuur- en Bosonderzoek (INBO), Havenlaan 88, 1000 Brussel, www.vlaanderen.be/inbo
Quelle: DBV-Pressemitteilung vom 05.06.2023