Boden bleibt ein wichtiger Faktor

Boden bleibt ein wichtiger Faktor - Foto: Könnecker
Foto: Könnecker

Nachhaltigkeit Die großen Themen standen beim Braunschweiger Getreidetag in Königslutter eindeutig im Vordergrund: Die Landwirtschaft will ihre Nachhaltigkeit dokumentieren und hat dazu einen Selbstcheck aufgelegt. Im Markt wirken sich zunehmend globale Einflüsse aus, wenngleich den Inlandskunden weiter die wichtigste Bedeutung zukommt.

Eine gewisse Ernüchterung sah Jürgen Hirschfeld im Markt. „Es ist eine große Herausforderung, die Mengen unterzubringen“, schilderte der Vorsitzende des Bauernverbandes Braunschweiger Land, mit dem Landvolk Niedersachsen Ausrichter des Getreidetages. Aber er hob auch die Leistung der Landwirtschaft hervor, eine um eine Millionen Menschen gewachsene Bevölkerung zu ernähren. „Andere diskutieren über Flüchtlinge, wir versorgen sie. Wir schaffen das“, widmete er ein Zitat von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Agrar- und Ernährungswirtschaft um.

Enttäuscht über verspätete Greeningprämie
Er unternahm wie Landvolkpräsident Werner Hilse einen Ausflug in die Politik und untermauerte mit Blick auf den Klimagipfel in Paris das Bekenntnis der Landwirtschaft zur Nachhaltigkeit. Er führte Stichworte wie Mindestlohn, Greening und Fruchtbarkeit der Böden an, in allen Punkten könne die Landwirtschaft ihre Nachhaltigkeit belegen. Dazu haben Landwirtschaftskammer und Landvolk einen Selbstcheck entwickelt, mehr dazu unter dem Stichwort Nachhaltigkeitscheck unter www.lwk-niedersachsen.de.  Enttäuscht äußerte er sich zu politischen Beschlüssen, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren, und der verspäteten Auszahlung der Greeningprämie.

Landvolkpräsident Werner Hilse rückte den Boden in den Mittelpunkt seines Vortrages: „Er bleibt ein wichtiger Faktor“, sagte er. Jeder Quadratmeter werde gebraucht. Dies gelte umso mehr, da in Deutschland heute nur noch 2.100 qm Nutzfläche pro Kopf benötigt werde, im Jahr 1900 waren es noch 6.300 qm. Der Boden sei kein Spekulationsobjekt und habe mehr Verantwortung verdient, er dürfe nicht nur aus dem Blickwinkel des Kapitals betrachtet werden. Hilse sah  eine Pflicht der Landwirte, ihre Flächen bestmöglich zu nutzen. Mit diesem Anspruch sei in den vergangenen Jahren die Bodenkrume deutlich erhöht und  – mit Blick auf aktuelle Nachhaltigkeitskriterien – die Kohlendioxidbindung über einen höheren Humusgehalt verdoppelt  worden.

Rohstoffmärkte seit 2011 katastrophal
Den Markt beleuchteten Werner Bosse, Marktreferent für pflanzliche Produkte beim Landvolk Niedersachsen, und Alfred Reisewitz von der Agravis. Als „katastrophal“ bezeichnete Bosse die Marktlage der Rohstoffe, neben Getreide seien Kaffee, Soja, Kupfer oder Öl betroffen. Der starke Dollar habe diese Entwicklung seit 2011 ebenso massiv forciert wie die schwache Nachfrage nach Industriegütern und die weltweiten Konflikte. Im Getreidemarkt fehlten zudem Impulse für den Export. Im vergangenen Jahr löste Frankreich einen Sog aus, weil es Proteinprobleme bei der eigenen Ernte gab.  Aktuell sieht Bosse eher im Futtermittelsektor einen kleinen Lichtblick, weil Körnermais sehr knapp ist. Die Mischfuttermengen seien zwar tendenziell eher rückläufig, der Getreideanteil nehme aber zu. Niedrige Frachtraten erlaubten zudem einen großen Radius im Exportgeschäft.

Ein Potenzial von 1,5 bis 3,2  Mio. t Weizen sieht auch Albrecht für deutsche Weizenexporte in den EU-Raum, hier werde nach Proteingehalt und Sorte geordert. Reisewitz bezeichnete den EU-Markt als „grenzüberschreitenden Warenverkehr“. Ein Absatzpotenzial von 2,5 bis 7,5 Mio. t gebe es darüber hinaus im Drittlandsmarkt, für deutsches Getreide, bislang vorrangig im Iran, Saudi Arabien und Nordafrika. Der wichtigste Markt aber bleibe der Inlandsmarkt mit einem Volumen von rund 7,2 Mio. t Brotgetreide und 1,2 Mio. t für die industrielle Verwertung. Dieses Geschäft liege „direkt vor der Haustür, ist permanent da, planbar und bietet einen Frachtvorteil“, zählte der Landhändler die Vorteile auf. Den richtigen Verkaufszeitpunkt aber muss jeder Landwirt selbst ausloten, Märkte und Börsennotierungen genau beobachten – und dann die richtigen Schlüsse ziehen!
Br