Der Minister und ein Stich ins Herz

Der Minister und ein Stich ins Herz - Foto: Lemke
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Diskussion Viel Kritik musste Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) bei seinem Besuch in einer der viehstärksten Regionen Deutschlands einstecken. Im Emsland diskutierte er mit 260 Landwirten über die Zukunft der Landwirtschaft.

Josef Kolbeck, Ortsvereinsvorsitzender und Sauenhalter aus Werlte, forderte den niedersächsischen Landwirtschaftsminister auf: „Bekennen Sie sich zur konventionellen Landwirtschaft!“ Vorab hatte Kolbeck dem Gast aus Hannover seine Sauenhaltung gezeigt. Der junge Familienvater möchte den seit mehreren Generationen bestehenden Betrieb nachhaltig aufstellen und erweitern, stößt dabei jedoch auf erhebliche Hindernisse.

Die Politik stelle gerade Junglandwirte bei der Entscheidung für oder gegen eine Hofübernahme oft vor unüberwindbare Schwierigkeiten, so Kolbeck. Er appellierte an Meyer, bei neuen Gesetzen ausreichende Übergangsfristen zu gewähren: „Wir Landwirte kümmern uns jeden Tag mit viel Herzblut um unsere Tiere. Pauschale Kritik an unserer Arbeit trifft uns sehr.“

Dies bekräftigte Lambert Hurink, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes (VEL), während der anschließenden Diskussionsveranstaltung. Einig war sich Hurink mit dem Minister, dass die Produktpreise steigen müssten.

Auch Meyer wünschte sich eine höhere Wertschätzung der Produkte und kritisierte das Wegwerfverhalten der Gesellschaft. Als Lösung setzt er auf eine Qualitätslandwirtschaft mit mehr Tierschutz und Ökologie. Um die Akzeptanz in der Gesellschaft zu verbessern, müsse man sich der Diskussion mit dem Verbraucher stellen. Meyer: „Erfolg ist nicht allein eine Frage der Größe. Ich will die Tierhaltung nicht abbauen, sondern umbauen. Profitieren sollen kleine und mittlere Betriebe.“ Realisieren will er dieses Ziel mit besonders hohen Tierschutzniveaus. Damit sich die höheren Kosten an der Ladentheke wiederfinden, forderte er eine einheitliche Kennzeichnung der Lebensmittel wie bei den Eierverpackungen. Der Verbraucher müsse die Art der Tierhaltung erkennen. Nur so könne er Vertrauen aufbauen und sei bereit, mehr zu zahlen. „Wir sollten Vorreiter im Tierschutz sein“, gab Christian Meyer den Landwirten mit auf den Weg.

Die Pläne des Politikers stießen unter den Landwirten auf Kritik. Bisherige Qualitätsprogramme hätten die Erwartungen an höhere Produktpreise nicht erfüllt. Auch die Folgen des ab 2016 verbotenen Schwänzekupierens wurden scharf diskutiert. Weitere Befürchtungen wurden im unscharf geregelten Filtererlass gesehen. Klare Abschlussworte an Meyer formulierte Josef Kolbeck: „Jeder Landwirt gibt täglich sein Bestes und hat Ihren Respekt verdient“. Dass der Landwirtschaftsminister auf seiner Homepage „Wichtige Informationen und Materialien gegen Massentierhaltung“ bereitstelle, treffe ihn und jeden seiner Berufskollegen mitten ins Herz.
Daniela Lemke