Die „Erneuerbaren“ wachsen weiter

Die "Erneuerbaren" wachsen weiter - Foto: Landvolk
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Energiewende Niedersachsen liegt weit vorn, was die Nutzung von Strom aus Wind, Biomasse und Sonne betrifft. Der erstmals veröffentlichte Energiewendebericht der Landesregierung fasst Erreichtes zusammen.

Rechnerisch stammt mehr als die Hälfte der im Land verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen. Damit erreicht Niedersachsen ungefähr die Zielmarke, die der Bund für 2035 anstrebt. Das geht aus dem „Energiewendebericht“ hervor, den das Umweltministerium erstmals vorgelegt hat. „Bei der Windenergie und den Beschäftigtenzahlen durch regenerative Energien hat Niedersachsen im Bundesvergleich ganz klar die Nase vorn“, sagte Umweltminister Stefan Wenzel. Seit der Stilllegung des Kraftwerks Buschhaus bei Helmstedt im Oktober 2016 wird kein Strom mehr aus Braunkohle produziert. Diesen Weg gelte es sozialverträglich fortzusetzen, sagte der Minister. Zugleich forderte er „mehr Tempo“ beim Netzausbau.  

Sorgenkind Verkehr
Auch im Verkehrsbereich greife die Energiewende „noch viel zu wenig“.In Hinblick auf den Ausstoß von Treibhausgasen nannte der Grünen-Politiker  den Verkehrssektor „unser Sorgenkind“. Gegenüber 1990 habe es hier keinen Fortschritt gegeben. Hier läge „eine der größten Herausforderungen für den Klimaschutz“. Trotz der ausbleibenden Erfolge im Verkehr gingen die Treibhausgasemissionen aus Kohlendioxid und Methan in den letzten 25 Jahren nahezu kontinuierlich zurück. Mehr als 70 % der CO2-Emissionen stammen aus dem Umgang mit Energie. Die wichtigsten Verursacher sind Industrie, Verkehr, Haushalte sowie Gewerbe/Handel/Dienstleistungen. Für die Landwirtschaft weist der Bericht einen Anteil von rund 17 % an den Gesamtemissionen aus.
Tragende Säule unter den erneuerbaren Energien sind die Windkraftanlagen an Land (On-shore). In keinem anderen Bundesland gibt es mehr Windräder. Bis zum Jahr 2050 sollen sie mindestens 20 Gigawatt (GW) Energieleistung erreichen. Ende 2016 verfügten die 5.900 Anlagen über eine durchschnittliche Leistung von je 2,8 MW. Allein 2016 kamen 312 Anlagen hinzu, doppelt so viele wie 2015.

Biogas an zweiter Stelle
Biogasanlagen erzeugten im Jahr 2015 mit 7,7 Mrd. kWh zehn Prozent des gesamten Stroms und ein Viertel des Stroms aus eneuerbaren Quellen, womit sie hier Platz zwei einnehmen. Der Bericht betont das Ziel der Landesregierung, Biogasanlagen künftig verstärkt als Puffer für den schwankenden Wind- und Solarstrom einzusetzen. Der Einsatz von Energiepflanzen, wie Mais, soll wesentlich abnehmen, dafür vermehrt Wirtschaftsdünger (Gülle) verwendet werden.

Die politische Zurückhaltung gegenüber Biogasanlagen und Biomassekraftwerken ist im Bericht spürbar: Ihr Anteil am Energieverbrauch soll sich bis 2050 kaum verändern. 2016 gab es 1.634 Biogasanlagen. Davon haben 1.569 Anlagen Energiepflanzen oder Gülle verwendet; 65 wurden mit Abfall- und Reststoffen gespeist.

Die Photovoltaik (PV) nimmt Platz drei in der erneuerbaren Stromerzeugung ein. Die installierte Gesamtleistung lag  2016 bei rund 3.600 MW. Der Bericht verweist auf ein Gutachten zur Energieversorgung im Jahr 2050, das den Anstieg von PV-Strom um den Faktor 28 für notwendig hält.
Ziel der aus dem Amt scheidenden Landesregierung war es, die Energieversorgung in Niedersachsen spätestens bis zum Jahr 2050 nahezu vollständig auf Erneuerbare Energien umzustellen und die Treibhausgasemissionen bis dahin um 80 bis 95 % gegenüber 1990 zu reduzieren. Eine neue Regierung wird angesichts der Ziele auf Bundesebene davon nicht grundsätzlich abrücken können. Veränderungen in Teilzielen und Zeitplänen liegen aber im Bereich des Möglichen.
red/PI