Direktvermarkter fordern Unterstützung

Direktvermarkter fordern Unterstützung - Foto: Kuhlmann
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Verden Direktvermarktung wird ein immer wichtigeres Thema für niedersächsische Landwirte. Das wurde auf der Mitgliederversammlung der VND – Vereinigung der Norddeutschen Direktvermarkter e.V. deutlich, die in Verden stattfand. Drängende Fragen richteten die Mitglieder an den Niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer, der aber viele Antworten schuldig blieb.
Bei den Vorstandswahlen wurde Eberhard Prunzel-Ulrich (Biolandbauer aus Landolfshausen bei Göttingen) einstimmig zum neuen 1. Vorsitzenden des Verbandes bestimmt. Er übernimmt den Vorsitz von Dr. Holger Hennies (Uetze), der dem Vorstand aber als Beisitzer erhalten bleibt. Ebenfalls einstimmig wurden als 2. Vorsitzende Annegret Dallmann (Landkreis Harburg), als Beisitzer Carsten Voß (Landkreis Harburg), Arnd Eyting (Wiefelstede) sowie Wolfgang Johanning (Rheden) bestätigt. Komplettiert wird der Vorstand durch Ernst Schuster (Obstbauer, Schwentinental). Er ist auch im Schleswig-Holsteinischen Direktvermarkterverband „Nordbauern e.V.“ aktiv und sorgt so für die bessere Vernetzung.

Die Stimmung der Direktvermarkter ist angespannt. Sie beschäftigen viele offene Fragen an die Politik zu möglichen Fördermaßnahmen, vorgeschriebenen Lebensmittelkontrollen, der im Entwurf vorliegenden neuen Gebührenordnung sowie zur geplanten Nährwertkennzeichnung. Auch das Label „Regionalfenster“ sorgt für Diskussionsbedarf, ebenso wie die vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) definierte Grenze für regionale Produkte vom 30 km. Ferner ist der regionale Herkunftsnachweis der Waren ein Thema.

So sieht der neue Vorsitzende Eberhard Prunzel-Ulrich eine vornehmliche Aufgabe darin, den Begriff „Region“ gegenüber dem LEH vernünftig zu definieren, „sodass es für die Betriebe auch umsetzbar ist“. Für ihn stehen die Gleichrangigkeit und die Zusammenarbeit der VND-Mitgliedsbetriebe, seien sie konventionell oder Bio, im Vordergrund. Prunzel-Ulrich bemängelte die oftmals großen und schwerfälligen Ketten. Vom Minister erhoffte er sich konkrete Aussagen und eine vernünftige Umsetzung der beschworenen „sanften Agrarwende“ sowie die Förderung der kleinen Betriebe. Viele Direktvermarkter würden unter diese Kategorie fallen.

Als „Herzensangelegenheit“ bezeichnete Christian Meyer die Direktvermarktung. Sie sei ein wichtiger Beitrag für mehr Regionalität, Nachhaltigkeit und Transparenz. Zugleich versicherte er den Anwesenden mit der „sanften Agrarwende“ und dem Fokus auf Regionalisierung, die Qualität und Wertschöpfung im Sinne der Nachhaltigkeit zu erhöhen. „Die Direktvermarktung schärft das Auge des Verbrauchers für die Qualität und Arbeit des Landwirts“, sagte Meyer. Durch regionale Produkte werde die Authentizität und Glaubwürdigkeit erhöht. Daher müssten gerade im Hinblick auf den Verbraucherschutz diese Ziele umgesetzt werden. Auch die Kennzeichnung spiele eine wichtige Rolle. Nur reiche ein reines Herkunftszeichen allein nicht aus. Tierschutz und Nachhaltigkeit sollten bei einer ganzheitlichen Kennzeichnung ebenso Berücksichtigung finden. Nur so könne man den Ansprüchen der Verbraucher gerecht werden, sagte der Minister.

Meyer verwies bei der Förderung die verschiedenen Richtlinien. Wer diese nutzen wolle, müsse aber bestimmte Kriterien erfüllen. Bisher gebe es allerdings keine klaren Definitionen, zum Beispiel für förderbare Klein- bzw. Kleinstbetriebe. Auch herrsche Verwirrung unter den Direktvermarktern hinsichtlich der verschiedenen Fördermaßnahmen. Ein als landwirtschaftlicher Betrieb anerkannter Direktvermarkter kann beispielsweise Gelder im Rahmen des AFP-Programms auf Grundlage von ELER beantragen. Gewerbliche Betriebe müssten hingegen auf die sogenannte „Basisförderung“ zurückgreifen.

Bei der Verschärfung der Lebensmittelkontrollen und zur neuen Gebührenverordnung versprach der Minister, die Klein- und Kleinstbetriebe würden entgegen der gängigen Meinung nicht höher belastet. Dass dies mindestens zu hinterfragen ist, zeigte der eine oder andere Beitrag aus dem Auditorium. Hier stellte der Minister Hilfe in Aussicht und machte der VND das Angebot, in einer Expertenrunde im Ministerium diese und andere strittige Punkte gemeinsam zu erörtern. Gleiches stellte er mit Hinblick auf die Nährwertkennzeichnung in Aussicht. Es bleibt nun abzuwarten, ob den wohlwollenden Worten ebenso wohlwollende Taten folgen.
Sebastian Kuhlmann