Düngergaben besser managen

Düngergaben besser managen - Foto: Landpixel
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Analyse Niedersachsens Landwirte haben ihren Nährstoffeinsatz reduziert, düngen aber noch zu viel. Das ist die Kernbotschaft des sechsten Nährstoffberichts, den Düngebehörde und Landwirtschaftsministerium am Mittwoch vorstellten.

Die niedersächsischen Landwirte haben ihren Nährstoffeinsatz reduziert, doch sie düngen immer noch über den Bedarf hinaus. Rund 50.000 Tonnen (t) Stickstoff (N) werden landesweit zu viel ausgebracht. Die Menge könnte im Mineraldüngereinkauf gespart werden. Diese Fakten nannten Düngebehörde und Landwirtschaftsministerium bei der Vorlage des sechsten Nährstoffberichtes, der in dieser Form bundesweit einzigartig ist.

Erstmals gelten die Grenzen der neuen Düngegesetzgebung mit maximal 170 kg N/ha aus Wirtschaftsdünger. Landesweit werden sie mit 130 kg eingehalten, es wurden 330.143 t N ausgebracht. 58,4 Mio. t Dung- und Gärreste fielen rein rechnerisch im Zeitraum vom 1.7.2017 bis zum 30.6.2018 an. Das waren 0,9 Mio. t weniger als im Vorjahr, geringere Tierzahlen und eine andere Substrataufbereitung in den Biogasanlagen nennt die Düngebehörde als Gründe für den Rückgang. Von der Gesamtstickstoffmenge aus Wirtschaftsdünger sind 185.778 t N oder 70 kg/ha auf den Düngebedarf anrechenbar.
Deutlich reduziert wurde der Mineraldüngereinsatz, er sank um 45.000 t auf landesweit 270.818 t. Unter dem Strich düngten die Landwirte 50.000 t N zu viel, gegenüber dem Spitzenwert mit mehr als 80.000 t in 2014/15 ein deutlicher Rückgang, aber immer noch 19 kg N/ha mehr als erlaubt. Ministerin Barbara Otte-Kinast sowie Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, sahen noch Spielraum bei der Reduzierung des Mineraldüngereinsatzes und spornten zu einer noch stringenteren Düngeplanung an. Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke sieht insbesondere die Landwirte in viehstarken Regionen und solchen mit zahlreichen Biogasanlagen in der Pflicht, sich noch stärker ihrer Verantwortung für sauberes Grundwasser und eine intakte Umwelt bewusst zu werden: „Die Nährstoffe müssen ordnungsgemäß verwertet werden“.

Erhebliche Überschüsse meldeten weiter die Landwirte aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems. 180.129 t N wurden hier auf die Felder ausgebracht, das waren 197 kg N/ha und damit fast 30 kg mehr als zulässig. Die Region Lüneburg kratzt mit 94.231 t oder 122 kg N/ha am Limit, das Leine-Weser-Gebiet liegt mit 39.491 t N oder 83 kg/ha deutlich unter dem Maximum. Hier machen sich geringe Wirtschaftsdüngerabnahmen in den Landkreisen Nienburg und Diepholz bemerkbar.

Den niedrigsten Düngereinsatz meldeten die Braunschweiger Landwirte mit 16.292 t oder 43 kg N/ha. Sieben Landkreise, Grafschaft Bentheim, Emsland, Cloppenburg, Vechta, Ammerland, Oldenburg und Rotenburg, liegen deutlich über dem maximalen N-Wert je ha. 2,78 Mio. t Wirtschaftsdünger und Gärreste wurden aus der Weser-Ems-Region verbracht. In andere Landkreise Niedersachsens gingen 280.000 t weniger, in andere Bundesländer erhöhte sich dieser Export um 60.000 t.

Genauer nachgefasst hat das Land bei 100 Betreibern von Biogasanlagen und 40 gewerblichen Tierhaltern, die durch eine gegenüber dem Vorjahr geringere Meldung von Wirtschaftsdünger auffielen. Einige haben Mengen nachgemeldet, andere Biogasanlagenbetreiber die Differenz auf eine Substratnutzung mit höherer Energiedichte oder andere Aufbereitung der Gärreste erklärt. Auch bei den Tierhaltern gab es Nachmeldungen sowie die nachträgliche Anmietung zusätzlichen Lagerraums oder geringere Tierzahlen als Erklärung. Eine noch transparentere Datenauswertung erwartet sich die Ministerin von einer neuen Datenbank zu Elektronischen Nährstoffmeldungen Niedersachsen, kurz ENNI.

Einflüsse in den Grundwassermessstellen seien aus dem Rückgang der Gesamtdüngerfracht noch nicht zu erwarten, hieß es in Hannover, aber das Landesamt für Bergbau, Energie und Geowissenschaften (LBEG) hat mit wissenschaftlichen Daten eine Reduzierung des Eintragspotenzials von Nährstoffen mit dem Sickerwasser von 80.000 auf 56.000 t N errechnet. Ministerin Barbara Otte-Kinast hat in vielen Gesprächen mit Landwirten festgestellt, dass sie durch die neuen gesetzlichen Vorgaben „verunsichert sind und Angst haben, Fehler zu machen“. Aber das Gesetz werde „nicht nur als Last, sondern auch Chance“ gesehen, die Düngung zu überdenken. Erster Ansatzpunkt sollten weitere Einsparungen bei Mineraldünger sowie die wieder stärkere Verbringung von Wirtschaftsdünger in Ackerbauregionen sein.
Gabi von der Brelie