Düngerlagen statt Bürokratie fördern!

Düngerlagen statt Bürokratie fördern! -

Düngekataster Für das Landvolk Niedersachsen lassen sich Probleme mit Nährstoffüberschüssen aus Tierhaltung und Biogasgewinnung nicht durch neue Bürokratie lösen. Stattdessen sollte die Politik Investitionen in ein nachhaltiges Nährstoffmanagement fördern. Praktiker diskutierten die Voraussetzungen dafür.
Die umweltgerechte Verwertung von Wirtschaftsdüngern aus Tierhaltung und Biogaserzeugung gehört zu den vorrangigen Zielen des Berufsstandes. Wie dieses Ziel sicher erreicht werden kann und welche Grundsätze bei der überregionalen Verwertung einzuhalten sind, haben Landwirte aus allen Landesteilen und Produktionsrichtungen  diskutiert.

Wirtschaftsdünger ist Mangelware
Unter der Leitung von Landvolkpräsident Werner Hilse bestand Übereinstimmung darin, dass in den vieharmen Ackerbauregionen des südlichen und südöstlichen Niedersachsens Wirtschaftsdünger inzwischen Mangelware ist und daher gerne eingesetzt wird – auch um beim Mineraldünger sparen zu können. „Im Ackerbau müssen für den Einsatz von organischen Düngemitteln jedoch einige Anforderungen erfüllt werden“, betonte Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender des Landvolk-Pflanzenbauausschusses. Das gelte vor allem für empfindliche Standorte. Auf ihnen widerspricht das rechtlich begrenzte Zeitfenster für die Ausbringung oft der fachlich begründeten bodenschonenden Bewirtschaftung. Als Ausweg aus dieser verfahrenen Situation schlägt Hirschfeld die Aufbereitung flüssiger Wirtschaftsdünger vor, um eine Nährstoffkonzentration und Massenreduzierung zu erreichen.

Transportwürdigkeit verbessern

In den Landesteilen mit traditionell großen Überschüssen an Wirtschaftsdüngern wie dem Emsland und Südoldenburg herrscht Konsens darin, dass jede Missachtung der guten fachlichen Praxis die Probleme verschärft. „Das kann vom Berufsstand keinesfalls unterstützt werden“, erklärten Hubertus Berges als Umweltausschussmitglied des Bezirks Oldenburg und Helmut Schwering vom Emsländischen Landvolk. Daher werde intensiv an der Verbesserung der Transportwürdigkeit gearbeitet, damit die Kosten für eine überregionale Verbringung über Entfernungen auch von mehr als 100 Kilometern tragbar seien und gerechtfertigt werden könnten.

Im Emsland verfolge das Landvolk mit der eigenen Vermittlungsagentur AVD das Ziel, hoch transportwürdige Geflügelmiste nicht mehr vor Ort auszubringen oder in den eigenen Biogasanlagen zu „verflüssigen“. Stattdessen wolle man diese gefragten Nährstoffträger gezielt den Ackerbauern in Börde und Heide zur Verfügung zu stellen. Allerdings fehlt es dort oft noch an ausreichendem Lagerraum, um eine Ausbringung im Herbst auf das für den Pflanzenbedarf unbedingte notwendige Maß beschränken zu können.

Räumlich-funktionaler Zusammenhang
Der Verband solle hier jede mögliche Unterstützung geben und politisch darauf hinwirken, dass auch in der freien Feldflur Wirtschaftsdüngerlager gebaut werden könnten. „Die Landesregierung muss sich dazu bekennen, dass der räumlich-funktionale Zusammenhang, der im Baugesetz verlangt wird, für die Ausbringungsfläche gilt,“ betonte Tobias Göckeritz, Vorsitzender des Kreisverbandes Mittelweser und Mitglied des Landvolk-Veredelungsausschusses. Dann wäre es auch möglich, die für eine kontinuierliche Belieferung erforderlichen Zwischenlager in Ackerbauregionen zu schaffen, in denen eine Nachfrage nach Wirtschaftsdünger bestehe.

Sorgen bereiten den Konferenzteilnehmern die diffamierenden pauschalen Vorwürfe einer umweltschädigenden und gewässergefährdenden Entsorgungspraxis sowie Forderungen nach fachlich nicht gerechtfertigten Änderungen im Düngerecht. Aus Sicht des Umweltschutzes, aber auch der betroffenen Milchviehbetriebe, sei der für den 1. Januar 2014 angekündigte Wegfall der Sondergenehmigungen für die Ausbringung von bis zu 230 kg Güllestickstoff auf intensiv genutztem Grünland nicht nachvollziehbar und müsse auch auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüft werden, forderte Peter Cornelius als Vorsitzender des Landvolk-Grünlandausschusses.

Die Forderungen der EU-Kommission mit einem totalen Verbot der Stickstoffausbringung zwischen August und Februar und dem absoluten Verbot der Ausbringung auf gefrorenen Böden sowie von starren, pauschalen Düngungs-obergrenzen nach dänischem Modell lehnen die Landvolkvertreter als völlig überzogenen Eingriff strikt ab. Alle Weizenanbauer würden seit Jahren darauf warten, dass es bei den Qualitätsanforderungen Alternativen zur Protein­orientierung gebe und damit die Spätdüngung entfallen könne, erklärte Landvolkvizepräsident Helmut Meyer. „Setzt sich die EU-Kommission durch, kann in Deutschland – wie bereits in Dänemark – aber keine Brotweizenqualität mehr erzeugt werden,“ betonte er.

Die von Bundeslandwirtschaftsministerium und Bundesländern erarbeiteten Änderungsvorschläge zur Düngeverordnung werden nach Meinung der Verbandsexperten die betriebliche und regionale Überschusssituation bei Wirtschaftsdüngern deutlich verschärfen.

Einschränkungen geplant
Für die geplante Einbeziehung aller Gärreste aus Biogasanlagen in die 170 kg-Obergrenze und Beschränkung der Herbstdüngung gebe es partei- und länderübergreifend sehr viel Sympathie. Die Betriebe müssten sich darauf einstellen, dass es auch bei der geplanten Einschränkung der Phosphor-Ausbringung auf hoch versorgten Böden breite politische Mehrheiten geben könne. Diese könnte sich nach Einschätzung des Umweltreferats beim Landvolk Niedersachsen unter dem Druck der EU vom Verband nicht mehr umstimmen lassen.

Ziel aller Bemühungen müsse die Verbesserung der Stickstoffeffizienz in den Betrieben sein, betonte Albert Schulte to Brinke, Vorsitzender des Rindfleischausschusses. Die Verbandsvertreter waren sich einig darin, dass dieses Ziel nicht mit neuer Bürokratie zu erreichen sei, wie das vom niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer geforderte schlagbezogene Düngekataster. Stattdessen müsste eine gezielte Förderung erfolgen, bürokratische Hürden beim Behälterbau abgebaut und innovative Ansätze bei der Aufbereitung von Wirtschaftsdüngern unterstützt werden.
Hartmut Schlepps