Düngeverordnung sorgt für neue Konflikte

Düngeverordnung sorgt für neue Konflikte - Foto: landpixel
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Umweltpolitik Kaum haben sich Landwirte und Berater mit der 2017 novellierten Düngeverordnung vertraut gemacht, schon steht die nächste Verschärfung an. Das Landvolk Niedersachsen diskutierte, wie sich der Verband positionieren will.

Die Zeichen stehen auf Sturm: Umweltziele und die Maßnahmen zum Gewässerschutz dürften Tausende von landwirtschaftlichen Betrieben wirtschaftlich ruinieren. Diese Einschätzung wurde im Umweltausschuss des Landvolkes deutlich. Einige Maßnahmen werden zudem aus Klimaschutzgründen als kontraproduktiv eingestuft. Dazu zählt beispielsweise die zusätzliche Beschränkung zur Ausbringung von Wirtschaftsdünger auf Grünland. Gelten doch Wiesen und Weiden unter dem Aspekt Gewässerschutz eher als Lösung des Problems denn als dessen Verursacher. Als echte Existenzbedrohung stuft das Landvolk die für nitratsensible Gebiete vorgeschlagene Reduzierung der zulässigen Stickstoffdüngung ein. Acker- und Gemüsebau- sowie Sonderkulturbetriebe sollen hier auf einen Wert zurückfallen, der 20 Prozent unter dem Düngebedarf der jeweiligen Kultur liegt. Damit sind Mindererträge vorgezeichnet, die existenzgefährdende Einkommenseinbußen verursachen. Zugleich würde auch der überbetrieblichen Nährstoffverwertung die Basis entzogen, Tierhalter mit knapper Flächenbasis haben in jüngster Vergangenheit für den Wirtschaftsdünger neue Verwertungsmöglichkeiten erschlossen. Dieser Weg würde erneut gekappt. Die stark reduzierten Düngermengen, wie sie vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagen werden, lassen sich weder mit den Qualitätsanforderungen der Verbraucher noch mit einer wirtschaftlichen Landnutzung in Einklang bringen. Eine regionale Erzeugung von Gemüse oder Kartoffeln wäre kaum noch möglich und auch in Ökobetrieben kaum darstellbar. Das Landvolk sieht vielmehr die Gefahr einer Humuszehrung, die Landwirte betreiben dann Raubbau an ihrem Boden.

Der Verzicht auf eine Herbstdüngung zu Wintergerste, Raps oder Zwischenfrüchten widerspricht jeglichen ackerbaulichen Grundsätzen. Diese Kulturen werden aus der Fruchtfolge verschwinden, eine für den Gewässerschutz ebenso schädliche Entwicklung wie für den Erosionsschutz. Auch aus phytosanitären Gründen ist diese Entwicklung zu verhindern.

Schließlich spricht das Landvolk den Klimaschutz an: Raubbau am Boden, wie er mit einer derart reduzierten Düngung verbunden ist, führt unweigerlich zu Humuszehrung. Zudem werden die Landwirte Wirtschaftsdünger verstärkt durch Mineraldünger ersetzen, der unter hohem Einsatz klimaschädlicher Energie erzeugt wurde. Aktiven Grundwasserschutz können die Landwirte nach Einschätzung des Landvolkes auf Basis der 2017 novellierten Düngeverordnung umsetzen. Sie sollte zunächst ihre Wirkung entfalten, sollten die Erfolge nicht ausreichen, ließe sich dann nochmals nachjustieren.
Gabi von der Brelie

In der Existenz betroffen

Das erneut verschärfte Düngerecht bereitet den Landwirten Sorge. Wir sprachen mit Albert Schulte to Brinke, Präsident des Landvolks Niedersachsen.

Was treibt Sie mit Blick auf die erneute Verschärfung des Düngerechtes um?

Unser Verband sieht darin eine echte Existenzbedrohung. Wenn die Politik Landwirten jetzt vorschreibt, dass sie unterhalb des Bedarfs der Pflanzen zu düngen haben, dann lässt sich Ackerbau nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Zur ganzen Wahrheit gehört dann aber auch die Tatsache, dass wir hierzulande Gemüse, Obst und Brotgetreide, auch als Ökoware, nicht mehr in der von unseren Kunden gewünschten Qualität erzeugen können.

Welche Betriebe sind besonders stark betroffen?

Eine Rangfolge lässt sich schwer ermitteln, weil an vielen Stellschrauben gedreht wird. Als besonders schmerzlich stufe ich den Konflikt zwischen Klima- und Gewässerschutz ein. Es zeigt sich immer deutlicher, dass die praktische Landwirtschaft mit Blick auf die verschiedenen Politikfelder zerrieben wird. Hier müssen eindeutig die zu erwartenden Folgen im Vorfeld sorgfältiger abgewogen werden.

Wie reagiert der Verband auf die Vorschläge des Bundeslandwirtschafts-ministeriums?

Im Gespräch mit der EU-Kommission müssen wir gemeinsam zu einer neuen Lösung kommen. Die Landwirte nehmen die Herausforderung Grundwasserschutz an – zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen. Der Blick nach Dänemark belegt, dass ambitionierte Vorgaben wenig zielführend sind, wenn sie die gesamte Branche überfordern.

Es fragte Gabi von der Brelie