Verbandstag Hans-Heinrich Ehlen ist neuer Präsident des Zentralverbands der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen (ZJEN). Die Mitglieder wählten ihn während des Verbandstages in Bad Fallingbostel zum Nachfolger von Bernhard Haase. Haase und sein Vorgänger Dr. Eckhard Harms sind künftig Ehrenpräsidenten. Das Amt des Vizepräsidenten nimmt Cord Nagel wahr.
Während der Mitgliederversammlung wurde auch das 20jährige Bestehen des Verbandes gefeiert. Die Kulisse erinnerte stark an die Gründung des ZJEN: In der proppenvollen Heidmarkhalle begrüßte Präsident Haase zahlreiche Ehrengäste, darunter Ex-Minister Hans-Heinrich Sander und Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann. „Die breite Allianz mit anderen Partnerorganisationen und der Politik war mir immer wichtig“, betonte Haase in einem Resümee seiner Amtszeit.
Vor zwei Jahrzehnte nahm Haase die Fäden in die Hand, um sich den zunehmenden jagd- und eigentumsfeindlichen Tendenzen entgegen zu stellen. In seiner Funktion als Landvolk-Kreisgeschäftsführer fand er schnell Unterstützer, darunter den heutigen Minister Lindemann, der in der Satzungskommission mitarbeitete. Als das Landvolk Niedersachsen 1993 um Unterstützung des neuen Verbands bat, kamen 2.000 Rückmeldungen. „Aus einem Experiment ist eine Erfolgsstory geworden“, gratulierte Landvolk-Präsident Werner Hilse dem ZJEN.
Heute gehören dem ZJEN über 2.700 Jagdgenossenschaften und mehr als 700 Eigenjagdbesitzer an. „Damit vertreten wir etwa 250.000 Grundeigentümer im ländlichen Raum, denen eine Fläche von 2,15 Mio. ha gehört“, betonte Geschäftsführer Peter Zanini die Bedeutung.
Wie erfolgreich die Interessenvertretung gewirkt hat, zeigte ein Rückblick, den Zanini gemeinsam mit seinem Kollegen Björn Rohloff vortrug. Dazu zählten die Verhandlungen über die Jagdausübung im „Großschutzgebiet Elbtalaue“, die Entschädigung bei der Beeinträchtigung des Jagdrechts durch den Fernstraßenbau und die Unterschriftenaktion für den Erhalt des Bundesjagdgesetzes.
Der ZJEN konnte sich auch auf andere Landesverbände und die Bundesarbeitsgemeinschaft stützen, die inzwischen entstanden waren. 2004 übergab Haase mehr als 200.000 Protest-Unterschriften zu der Aktion „Hände weg vom Bundesjagdgesetz“ an die Ministerin Renate Künast.
Dass diese Kuh aber noch nicht vom sprichwörtlichen Eis ist, wurde in Bad Fallingbostel deutlich. Immer wieder drohen Einschränkungen des Eigentums- und des Jagdrechts. Zuletzt durch die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, der die Pflichtmitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft bei ethischen Bedenken gegen die Jagdausübung in Frage stellte. Nun ist der Bundesgesetzgeber gefordert. „Die Bindung des Jagdrechts an Grund- und Boden hat sich seit langem bewährt“, betonte Minister Lindemann. Er forderte von den Kritikern die Akzeptanz des Eigentums.
Auf der Seite des ZJEN ist die Landesregierung außerdem bei der Auslegung des Jagdrechts in Naturschutzgebieten. Per Erlass wurde geregelt, dass nur im begründeten und erforderlichen Ausnahmefall die Jagd eingeschränkt werden dürfe.
Bernhard Haase zieht übrigens einen endgültigen Schlussstrich. Der 71-Jährige kündigte an, dass er auch nicht mehr für den Bundesvorsitz kandidieren werde.
Sabine Hildebrandt