Nachhaltigkeit Einen detaillierten Blick auf die Nachhaltigkeit niedersächsischer Milcherzeugerbetriebe hat die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) jetzt vorgelegt. Das Ergebnis basiert auf der Befragung von 750 Landwirten, die Antworten auf Fragen zu ökologischen, tierethischen, sozialen und ökonomischen Aspekten der Milchviehhaltung gegeben haben.
Nachhaltigkeit sei als ein Begriff zu verstehen, für den es viele Erklärungen gebe, sagte bei der Vorstellung vor Journalisten Jan Heusmann, Vorsitzender der LVN. Daher solle das jetzt in einer Broschüre zusammengestellte Ergebnis als eine Diskussionsgrundlage genutzt werden. Und sie enthält in der Tat eine Fülle an Daten und Fakten, die sehr selbstbewusst kommuniziert werden dürfen. Vorab hat Prof. Dr. Hiltrud Nieberg vom Thünen-Instuitut für Betriebswirtschaft als wissenschaftliche Begleiterin des Projektes bereits ausgiebig mit Landwirten diskutiert. 2011 hat sie mit der LVN das Projekt „Nachhaltige Milcherzeugung in Niedersachsen“ gestartet. Sie sieht das Ergebnis als „Such-, Lern- und Entscheidungsprozess im Ringen um Inhalte, Wege und Lösungen“. Sie erläuterte einige Zahlen und betonte sofort: „Den typischen Milchviehbetrieb gibt es nicht, die Ergebnisse bilden eine große Bandbreite der verschiedenen Höfe ab“.
Einige der zahlreichen Daten und Fakten ließen dennoch aufhorchen. So zeigten sich Nieberg und Heusmann erfreut über die Tatsache, dass bereits 91 Prozent der 786.000 niedersächsischen Kühe in Boxenlaufställen stehen. Dieser Stall steht für Kuhkomfort. Eine große Rolle spielt weiterhin die Weidehaltung. Jeder dritte Milchviehhalter schaut nicht nur auf die Leistung seiner Tiere, sondern auch die Natur und bewirtschaftet einen Teil seines Dauergrünlandes extensiv. Nachholbedarf gibt es allenfalls bei der Gülleausbringung, die von noch mehr Betriebsleitern bodennah ausgebracht werden könnte. Die Wärmerückgewinnung bei der Milchkühlung dagegen ist weitgehend ebenso Standard wie Bodenuntersuchungen oder die Nutzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Beratung.
Milchviehbetriebe sind familienbäuerlich geführte Höfe, sagte Heusmann. Drei von vier Arbeitskräften gehören nach den Ergebnissen der Umfrage zur Familie des Betriebsleiters. Und sie investieren in der Regel viel Zeit in den Hof, nur 37 Prozent der Befragten haben freie Tage in der Woche, 60 Prozent der Familienarbeitskräfte gönnen sich im Schnitt elf Tage Urlaub im Jahr. Die zeitliche Flexibilität steigt mit der Zahl der Kühe. So verwundert es auch nicht, dass die Leiter größerer Betriebe optimistischer in die Zukunft schauen als die kleinerer Höfe mit weniger als 60 Kühen. Trotz des großen zeitlichen Einsatzes auf dem Hof, ist die Ausbildungsquote überdurchschnittlich hoch und auch ehrenamtliches Engagement spielt eine große Rolle. Egal ob für den Berufsstand, die Öffentlichkeitsarbeit, Feuerwehr oder die Kommunalpolitik, für die meisten der Befragten zählt dieser zusätzliche Einsatz selbstverständlich dazu.
Die Ergebnisse der Befragung, die bundesweit bislang einmalig in der Branche sind, bilden die Vielfalt der Nachhaltigkeit ab, betonte LVN-Vorsitzender Herbert Heyen. Es gehe nicht um einzelne Aspekte der Nachhaltigkeit, die zudem häufig Zielkonflikte verursachen könnten, sondern um einen Gesamteindruck. Die LVN will das Thema weiterverfolgen und unter anderem bei der Tiergesundheit oder einem noch besseren Nährstoffmanagement gemeinsam mit der Beratung Impulse zur Weiterentwicklung geben. Besonders schnell werden diese in der Praxis aufgegriffen, versicherte Fred Arkenberg, auf dessen Hof die LVN zum Pressetermin eingeladen hatte, wenn damit Einsparungen verbunden sind und sich die Neuerungen auf den Höfen amortisieren.
Br