Ein schwieriges Getreidejahr

Ein schwieriges Getreidejahr -

Ernte Auf den Getreidefeldern haben die Mähdrescher einen großen Teil der Arbeit erledigt. In einigen Regionen ist die Ernte noch nicht beendet, die zum Teil ergiebigen Niederschläge vom Wochenende haben den Feldern dort zugesetzt.

Unter anderem trifft das auf den ostfriesischen und Osnabrücker Raum, das südniedersächsische Bergland, aber auch die intensiv beregneten Standorte der Lüneburger Heide zu. Dort fehlt dem Getreide noch der letzte Reifegrad. Ansonsten sind die Landwirte nach einem witterungsbedingt schwierigen Jahr noch zufrieden. „Das gute Ergebnis des Vorjahres haben wir nicht erreicht, aber wir liegen im Durchschnitt der vergangenen Jahre“, fasst Jürgen Hirschfeld als Vorsitzender im Ausschuss pflanzliche Erzeugnisse des Landvolkes Niedersachsen zusammen. Auf der insgesamt gut 860.000 ha großen Anbaufläche für Getreide dürften insgesamt 6,2 bis 6,4 Mio. t geerntet worden sein. Im Vorjahr waren es 6,6 Mio. t auf einer lediglich 813.000 ha großen Anbaufläche.

Der Deutsche Bauernverband spricht bundesweit von 46,5 Mio. t Getreide, elf Prozent weniger als die Rekordmenge von 52 Mio. t im Vorjahr. Die durchschnittlichen Ergebnisse verdecken nach Aussagen von DBV-Präsident Joachim Rukwied die dramatischen Probleme der Betriebe in den von der ausgeprägten Frühsommertrockenheit betroffenen Regionen in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz oder den östlichen Bundesländern.

Wie in trockenen Jahren immer wieder zu beobachten, gibt es sehr große Ertragsschwankungen, hat der Braunschweiger Ulrich Löhr festgestellt. Grund dafür ist nicht das ackerbauliche Können des einzelnen Landwirts, sondern vielmehr die klimatischen und standortbedingten Voraussetzungen. „Die Bodengüte schlägt sich direkt auf die Erträge nieder“, sagt er. Selbst auf engem Raum fallen die schwachen Standorte deutlich ab und enttäuschen mit Ertragseinbußen bis zu 30 Prozent und mehr sehr stark. Unter dem Strich aber sind Niedersachsens Ackerbauern nach einem witterungsbedingt schwierigen Jahr im Vergleich mit vielen Kollegen im süddeutschen Raum noch recht gut davon gekommen, Schlimmeres verhindert hat unter anderem offenbar der recht kühle Mai.

Als erstes wurde die Wintergerste mit einer Anbaufläche von knapp 150.000 ha geerntet und lieferte mit Durchschnittserträgen von um die 7,8 t/ha durchaus noch respektable Erträge. Der Löwenanteil der Getreidefläche war dem Weizen reserviert  (430.000 ha), hier gab es deutlichere Schwankungen, im Schnitt lagen die Erträge mit acht t/ha um zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch der Roggen, ohnehin auf den schwachen Böden beheimatet, hat nach Einschätzung von Thorsten Riggert vom Bauernverband Nordostniedersachsen das Vorjahresergebnis um diese Größenordnung verfehlt und erreicht im Ertrag um die sechs t/ha. Vielfach unzufrieden waren die Landwirte auch mit dem Ertrag des Winterrapses, der landesweit im Schnitt die Vier-Tonnen-Marke je Hektar nicht erreichte.

Probleme gab es nach der großen Hitze bei der Erntearbeit, da die Körner im oberen Teil der Halme durchaus reif und trocken waren, das Stroh dagegen noch nicht. „Das hat uns einige Nerven und zusätzliche Zeit auf dem Mähdrescher gekostet“, schildert Hirschfeld. An der Küste waren die Böden nach den Sommerniederschlägen bis zum Wochenende gerade noch befahrbar, sagte Carl Noosten vom Ostfriesischen Landvolk.
Br