Aus landwirtschaftlicher Sicht gibt es zu den übereifrigen Plänen mit der NEC-Richtlinie nur einen Kommentar: Nachbessern (mehr dazu auf Seite 10)! Die deutschen Landwirte müssen sich zusätzlich überfordert fühlen, weil für sie die Begrenzung des Ausstoßes von Ammoniak deutlich strenger ausgelegt werden soll als in anderen EU-Ländern. Mit einer Reduktionsverpflichtung von 39 Prozent bis 2030 gegenüber dem Basisjahr 2005 soll die deutsche Landwirtschaft wesentlich härter in die Pflicht genommen werden als beispielsweise die in Lettland oder auf der irischen Insel. Das ist keinem Landwirt an der Nordsee, im Rheinland oder im Alpenvorland zu vermitteln. Die Lasten innerhalb der Gemeinschaft müssen deutlich gleichmäßiger verteilt werden.
Rein rechnerisch lassen sich die ehrgeizige EU-Vorhaben vielleicht durchspielen. Aber selbst Wissenschaftler sehen keine realistische Chance, die von der EU beabsichtigten Ziele in der Praxis tatsächlich erreichen zu können. Weder bei der Lagerung oder Ausbringung von Wirtschaftsdüngern noch bei der Abluftreinigung sind die technischen Voraussetzungen zur Einhaltung der vorgesehenen Reduktionsziele vorhanden.
Mit keinem Wort werden die bisherigen Leistungen zur Emissionsminderung gewürdigt. So haben die deutschen Bauern die Ammoniakemissionen seit 1990 bereits um fast ein Viertel gesenkt,. Dahinter stecken erhebliche finanzielle Auswändungen und Anstrengungen! Diese Leistung muss anerkannt werden, zumal derartige Erfolge sich nicht linear weiter fortschreiben lassen. Auch hier sind Grenzen vorgegeben.
Die NEC-Richtlinie blendet andere politische Weichenstellungen völlig aus. Tierhalter sehen sich zunehmend mit der Forderung nach tiergerechten Haltungsverfahren konfrontiert. Weidehaltung und Offenställe passen leider nicht zu den überambitionierten Emissionsminderungszielen der EU, das ist ein politischer Zickzack-Kurs, auf den sich kein praktischer Landwirt einstellen kann.
Die Reaktion insbesondere kleinerer Betriebe dürfte eher in eine andere Richtung gehen: „Da mache ich nicht mehr mit“, düften sich viele Bauern mit Blick auf das erhebliche Kostenpotenzial der Brüsseler Absichten sagen. Betroffen wären dann wieder diejenigen, die der Politik eigentlich am Herzen liegen, bäuerliche Familienbetriebe.Sinnvoller als rein theoretisch ermittelte Zielwerte wären Anreize für tatsächlich umsetzbare Schritte. Sie dürften auch in der Praxis Akzeptanz finden und wären damit weit mehr wert als die politische Luftnummer der EU.