Flexible Verträge schließen

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Milchmarkt Der DBV fordert von Milcherzeugern und Molkereien, mit anpassungsfähigen Preisfindungsmodellen auf Marktentwicklungen zu reagieren. Brüssel will Rahmen für freiwillige Mengenregulierung Mitte April vorstellen.
Mehr Kreativität in den Lieferbeziehungen zwischen Milchproduzenten und Molkereien hat erneut der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, angemahnt. Es gehe darum, den Spielraum für eine marktgerechte Ausgestaltung der Lieferverträge zu nutzen, sagte Rukwied vorige Woche vor Journalisten in Berlin. Konkret sprach sich Rukwied für flexible Preisfindungsmodelle in Abhängigkeit von der Marktentwicklung aus. Dabei gehe es um eine differenzierte Bezahlung der monatlichen Milchanlieferungsmengen in Abhängigkeit von der jeweiligen Verwertung der Milch.

Modell Weinmarkt
Dies könnte dem DBV-Präsidenten zufolge bedeuten, dass eine Molkerei für einen bestimmten Anteil der angelieferten Milch einen auskömmlichen Preis bezahlt. Für die Restmenge, die aufgrund einer Überschusssituation am Markt nur zu schlechteren Bedingungen verwertet werden kann, müsste der Erzeuger Abschläge hinnehmen. So könnten die Landwirte angemessen auf Marktsignale reagieren und ihre Milchliefermenge anpassen, erläuterte Rukwied. Er riet den Milchproduzenten, die Diskussion darüber intensiv mit ihren Molkereien zu führen und verwies auf entsprechende Modelle in der Weinerzeugung, „die funktionieren“.

Vorschlägen für eine privatwirtschaftliche Mengensteuerung über den Gesamtmarkt erteilte Rukwied einmal mehr eine Absage. Voraussetzung dafür wären nach seinen Ausführungen Absprachen zwischen Molkereien in Europa, die untereinander im Wettbewerb stehen. „Ich halte das für illusorisch“, so Rukwied.

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erteilte vermeintlich einfachen Lösungen eine Absage. „Die Lösung der Milchkrise kann nur im Markt selbst und durch die Beteiligten gefunden werden“, erklärte der Minister am Dienstag vor Ostern in Berlin. Weder die EU noch ein einzelner Mitgliedstaat könne einen globalen Markt durch Eingriffe lenken. „Wer dies verspricht, ist unredlich gegenüber den Betroffenen und der Öffentlichkeit“, warnte Schmidt.
Erneut sprach sich der Minister für weitere EU-Liquiditätshilfen aus. Sein Ziel sei es, gerade mit der Milchproduktion eine flächendeckende Landbewirtschaftung aufrecht zu erhalten. Dabei sind aber auch die Bundesländer gefordert. Schmidt verwies auf die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) sowie die Fördermöglichkeiten in der Zweiten Säule, etwa über die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete.

Brüssel bereitet vor
In Brüssel teilte die EU-Kommission mit, dass sie das angekündigte System zur freiwilligen Verringerung der Milchproduktion bis Mitte April auf den Weg gebracht haben will. Die Verdopplung der Interventionsmengen von Magermilchpulver und Butter zum Festpreis auf 210.000 t beziehungsweise 100.000 t soll ebenfalls bis zur Monatsmitte angenommen sein.
Die Kommission bekräftigte ihre Bereitschaft, erneut eine Beihilfe zur privaten Lagerhaltung von Schweinefleisch zu gewähren. Ein Zeitpunkt wurde nicht genannt, um den saisonalen Preisaufschwung – berichtet wurde von einem Wochenplus von 0,5 % – nicht zu gefährden. Die versprochene Beobachtungsstelle für den Rind- und Schweinefleischmarkt soll noch vor der Sommerpause eingerichtet sein. Was aus Sicht der Kommission im Bereich Exportfinanzierung machbar ist, will die Behörde bis Mitte Mai darlegen und sich dabei auf die Erfahrung von insgesamt 14 Mitgliedstaaten mit nationalen Programmen stützen.
AgE/red