Betriebsreportage Die Sauenhaltung in Deutschland hat durchaus Zukunft. Die Landwirte verfügen über eine sehr gute Produktionstechnik, die Infrastruktur ist vorhanden und die erzeugten Ferkel haben eine hohe Qualität. Aber neue Verordnungen, Erlasse und Beschlüsse seitens der Politik und Kritik seitens der Bevölkerung stellen auch stetig neue Anforderungen an die Betriebsleiter.
Jürgen Albers aus Bahrenborstel im Kreis Diepholz hat mit seinem neuen Sauenstall alle aktuellen Anforderungen nach Umwelt,- Bau- und Tierrecht erfüllt.
Der 42-jährige Landwirt hat 1997 den elterlichen Betrieb übernommen, erst als Pächter, dann als Eigentümer. Während seiner Meisterausbildung 2001 waren auf dem Betrieb noch 60 Kühe und 110 Sauen. 2004 entschloss Albers sich, die Milchviehhaltung aufzugeben und setzte ganz auf die Ferkelerzeugung.
Für 420 Sauen wurde auf dem Betrieb um- und neugebaut. In den Boxenlaufstall, zum Zeitpunkt des Umbaus gerademal zehn Jahre alt, kamen die tragenden Sauen in Gruppenhaltung, der Ferkelaufzuchtstall wurde rund 1,5 km entfernt vom Hof gebaut. 2011 folgte durch den Neubau eines Deck- und Abferkelstalles ein weiterer Bauabschnitt.
Heute betreut der Landwirt mit zwei Mitarbeitern 630 Sauen. Alle Ställe erfüllen die gesetzlichen Auflagen.
Der Betrieb ist nach BImSch-Gesetz genehmigt, auf dem Dach sind Abluftwäscher mit Schallschutz, um nicht nur den Geruch, sondern auch die Filtergeräusche einzudämmen. Denn obwohl der Betrieb in einer landwirtschaftlich geprägten Gegend liegt, waren nicht alle Nachbarn begeistert von dem Bestandszuwachs. „Die letzte Baumaßnahme hat nicht nur Geld, sondern auch viele Nerven gekostet“, sagt Albers.
Im Abferkelstall entsprechen die Böden bei den Schlitzweiten und -anteilen den Anforderungen. Im Deckstall sind die Stände breit genug, hier könnten die Tiere auch ohne Probleme regelmäßig rausgelassen werden, um Bewegung zu haben, falls gefordert. In der Gruppenhaltung im umgebauten Kuhstall haben die tragenden Sauen ausreichend Platz. Alle Anforderungen für 2013 sind erfüllt und damit sollte dieser Betrieb doch für die Zukunft gerüstet sein! „Davon gehe ich aus“, sagt Albers, „aber neue Vorschriften kommen manchmal recht kurzfristig und sind wenig durchdacht“.
Forderungen der Politik dürften nicht aus populistischen Gründen kommen und Gruppierungen eine Plattform zur Profilierung bieten. „Sie müssen praxistauglich sein“, ist für Albers oberstes Gebot. Es habe keinen Sinn, auf der einen Seite etwas zu fordern, was vermeintlich zum verbesserten Tierwohl beiträgt, wenn es nicht durchdacht sei und an einer anderen Stelle dem Tierwohl wieder schade. Mehr Platz und Bewegung für ferkelführende Sauen höre sich zum Beispiel gut an. Wenn dadurch aber die Zahl der erdrückten Ferkel steige, sei dies noch nicht die richtige Lösung. Dem Antibiotikamonitoring und der von Bundesministerin Ilse Aigner angekündigten Erfassung des Antibiotikaverbrauchs in einer Datenbank sieht Albers gelassen entgegen: „Wir haben nichts zu verbergen, eine kontinuierliche Erfassung wird den verantwortungsvollen Umgang belegen.“ Er wünscht sich politische Entscheidungen mit mehr Augenmaß, Gesprächsbereitschaft und Erlasse, deren Durchführungen machbar sind.
Renate Bergmann