Gewinne nahezu halbert

Gewinne nahezu halbert - Foto: Stephan
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Wirtschaftslage  Die Betriebsergebnisse niedersächsischer Höfe sinken dramatisch. Die Kammer errechnet einen Gewinnrückgang von durchschnittlich 45 % und spricht von einem „bitteren Rückschlag“. Die Zahlen im Überblick.
Die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebe in Niedersachsen sind im Wirtschaftsjahr 2014/15 „erschreckend schlecht“ ausgefallen. Zu diesem Schluss gelangt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen nach Auswertung von Buchführungsergebnissen.

Bei allen Betriebstypen wurden Gewinnrückgänge festgestellt. Das Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe lag im Mittel nur noch bei 43.700 Euro – 45 % weniger als im Vorjahr. „Die Werte sind ein bitterer Rückschlag nach drei guten Jahren, und die Verhältnisse sind für viele Betriebe existenzgefährdend“, erklärte Kammerpräsident Gerhard Schwetje vor der Presse in Oldenburg.

Leben vom Eigenkapital
Die Lage an den Agrarmärkten sei an Dramatik kaum zu überbieten. Alle Erzeugerpreise seien gesunken, zum Teil um bis zu 30 % unter das Vorjahresniveau. „Wir haben Eigenkapitalverluste von mehr als 10.000 Euro je Betrieb zu beklagen“, berichtete Schwetje. Von dem Erwirtschafteten seien neben den Privatentnahmen auch noch Investitionen, Steuern und die Altersvorsorge zu bezahlen, erklärte der Präsident. In der Konsequenz seien rote Zahlen auf vielen Betriebskonten derzeit „bittere Realität“.

Die Stimmung sei miserabel, was jedoch nicht nur mit den schlechten aktuellen Zahlen und den düsteren Prognosen zu tun habe. „Auch angesichts des politischen und gesellschaftlichen Drucks denken immer mehr Betriebsleiter ans Aufhören“, sagte Schwetje. Es bestehe in dieser Situation kein Spielraum für unternehmerisches Handeln. Lediglich das obere Viertel der „erfolgreichen Betriebe“ könne sowohl eine Kapitalverzinsung als auch einen angemessenen Arbeitslohn erwirtschaften.

Für das laufende Wirtschaftsjahr sieht Schwetje „keine grundsätzliche Erholung der Märkte“. Er gehe davon aus, dass 2015/16 ähnlich kritisch wird wie das Vorjahr.

Die relativ stärksten Gewinn­einbrüche waren im vergangenen Wirtschaftsjahr bei den Futterbaubetrieben zu verzeichnen. Mit durchschnittlich 33.200 Euro je Betrieb wurde nicht nur das Vorjahresniveau um mehr als 60 % verfehlt, sondern auch das Fünfjahresmittel deutlich unterschritten.

Kaum besser lief es in der Veredlung, wo das Unternehmensergebnis gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2013/14 um fast 40 % auf 39.200 Euro fiel. Ähnlich starke Einbußen müssen die Gemischtbetriebe hinnehmen, deren Ergebnis im Vergleich zum vorherigen Wirtschaftsjahr im Schnitt um 44 % auf 37.700 Euro einbrach.
Mit einem „blauen Auge“ kamen nur die Marktfruchtbetriebe durch das Jahr 2014/15: Das mittlere Betriebsergebnis lag mit 71.600 Euro um etwa 26 % unter dem Vorjahresniveau. Eine detailierte Auswertung folgt in der nächsten Ausgabe.
red/PI