Zukunftswerkstatt Welche Landwirtschaft wird gebraucht, um die Aufgaben der nächsten Jahrzehnte zu erfüllen? Die Niedersächsische Marketinggesellschaft hatte eingeladen, dieses spannende Thema auf der Grünen Woche zu diskutieren.
Land- und Ernährungswirtschaft sollten sich selbstkritisch mit der Aufgabe „gesellschaftliche Akzeptanz“ auseinandersetzen und Versäumnisse im Dialog mit den Verbrauchern aufholen. „Die Produktionsweltmeister haben beim Thema Kommunikation erst die Kreisliga erreicht“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorstandsvorsitzende der Niedersächsischen Marketinggesellschaft, Franz-Josef Holzenkamp, auf der diesjährigen „Zukunftswerkstatt“ in Berlin.
Branche auf gutem Weg
Wenn sich die Landwirtschaft zunehmend mit Vorwürfen und unerfüllbaren Forderungen konfrontiert sehe, dann resultiere dies auch daraus, dass viele Menschen nicht mehr verstünden, was moderne Landwirtschaft ausmache und deshalb mit Ablehnung reagierten. Der Berufsstand sei insgesamt auf einem guten Weg, die Sorgen der Bevölkerung aufzunehmen, so Holzenkamp. Er riet dazu, sich offen mit den Erwartungen der Gesellschaft auseinanderzusetzen und stellte bei der Bewältigung der Probleme die Unterstützung der neuen Bundesregierung in Aussicht.
Staatssekretär Horst Schörshusen betonte, die Bedeutung ethischer Themen in der Agrarwirtschaft werde zunehmen. Bei der angestrebten Agrarwende signalisierte er Gesprächsbereitschaft. Schörshusen rief die Vertreter der niedersächsischen Agrar- und Ernährungsbranche auf, sich nicht gegen notwendige Veränderungen, wie die Umsetzung der neuen Wasserrahmenrichtlinie und die Senkung der Stickstoff- und Phosphorausträge in viehstarken Regionen, zu wehren.
Eine Wende zu mehr Klimaschutz forderte der Hauptredner des Abends, der Präsident des Club of Rome in Deutschland, Max Schön. Für ihn bedeute Wende nicht Umkehr, sondern Kurskorrektur, hob er hervor. Schön, der zugleich Vorstand der „Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für den Klimaschutz“ ist, forderte in seinem Vortrag, „den Umweltverbrauch massiv zu reduzieren“. Deutschland müsse hier eine Vorreiterrolle einnehmen. In nur 20 Jahren habe man hierzulande erreicht, dass die Hälfte aller Abfälle wieder zu Rohstoffen verwertet wird. „Jetzt schaut alle Welt auf uns: Wenn jemand eine Energiewende schaffen kann, dann nur die Deutschen“, berichtete der Unternehmer.
Der Kampf gegen den Klimawandel – vor allem durch Reduzierung des CO2-Ausstoßes – gehört nach seiner Einschätzung zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben. Klimaschutz sei nicht unbezahlbar. Allerdings müssten Wachstumsziele neu definiert sowie die gängigen Muster für Produktion und Konsum geändert werden.
Ein Prozent reicht aus
Buchhaltung dürfe nicht an der Betriebskante enden, dann reiche es aus, Jahr für Jahr ein Prozent des Bruttosozialproduktes umzulenken. „Das ist wenig im Vergleich zu den Verlusten, die den Unternehmen und der Gesellschaft drohen, wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten“, sagte Schön. Nach unabhängigen Berechnungen könnten börsennotierte Unternehmen 40 % ihres Wertes einbüßen, tritt der Klimawandel ungebremst ein.
ste