Hitze hat den Ertrag eingedampft

Hitze hat den Ertrag eingedampft - Foto: Landvolk
Foto: Landvolk
Bild-Download des Originals: | Web-Version:

Marktaussichten Die Erwartungen an die Getreideernte liegen über dem Vorjahresniveau, nähern sich dem Durchschnitt aber nur von unten an. So das Fazit auf der Getreiderundfahrt des Landvolkes Niedersachsen in Bohmte.

Die Sonne hat den Ertrag weggebrannt und die Tierhalter machen sich Sorgen um die Futterversorgung, so fasste Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke die Themen der Rundfahrt im Landkreis Osnabrück zusammen. Bis zur Hitzewelle Ende Juni waren die Landwirte noch von einem durchschnittlichen Ertrag ausgegangen, er muss inzwischen nach unten korrigiert werden. Regional verursachten Hagelschäden Ausfälle, die Witterung der kommenden Tage wird den Ausschlag geben, ob den Ackerbauern erneut ein Dürrejahr bevorsteht.

Erste Preise ermittelt

Die Ernte der Wintergerste startete im Juni so früh wie selten, sie dürfte mittlerweile abgeschlossen sein. „Jeder Bodenpunkt und jeder Millimeter Niederschlag ist auf den Feldern erkennbar“, sagte Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender im Ausschuss Pflanze des Landvolkes Niedersachsen.

Die ersten Preise für Wintergerste liegen bei 150 €/t und aufwärts, hat die Landwirtschaftskammer ermittelt, bei niedrigeren Preisen rät Marktreferent Herbert Funk zur Einlagerung. Eine noch recht komfortable Versorgungssituation weltweit sahen Alfred Reisewitz von der Agravis AG und Jens Hottendorf für den Bundesverband Agrarhandel. Sie sprachen allerdings von Unsicherheiten, die über internationale Handelsbeziehungen und Währungsdisparitäten durch die Politik im Markt verursacht werden. Die stetig steigenden Anforderungen an die Qualität des Getreides stehen nach ihren Aussagen im Widerspruch zu der starken Ablehnung chemischen Pflanzenschutzes. Ganz ohne dessen Unterstützung sei die wachsende Weltbevölkerung nicht zu ernähren, betonten die Vertreter des Agrarhandels.

Stefan John, dessen Felder auf der Getreiderundfahrt besichtigt wurden, hatte einige Nullparzellen ohne Herbizide angelegt. In einem Maisschlag hatte die Melde sogar die Futterpflanze verdrängt. Auf seinen Gerstenfeldern war deutlich die bessere Wasserspeicherung bei kontinuierlicher Strohdüngung erkennbar. „Nach den Vorgaben der neuen Düngeverordnung würde ich das Stroh besser abfahren, aber die Humusbilanz gefährden“, sprach er ein weiteres Konfliktthema an. „Die Welt ist ein Dorf, wir stehen in direkter Konkurrenz zu Erzeugern rund um den Globus“, kritisierte Landvolkpräsident Schulte to Brinke die stetig steigenden Auflagen der Politik.

Standbein Export

Das Exportgeschäft bleibt zur Stabilisierung des Getreidemarktes wichtig, diese Meinung vertraten auch Hattendorf und Reisewitz, und hier gelten der Rohproteingehalt und die Kleberqualität als Richtschnur. Mit einer Stickstoffdüngung unter Bedarf geraten die deutschen Landwirte dagegen ins Hintertreffen. Impulse für den Markt, diese Meinung vertraten alle Teilnehmer der Getreiderundfahrt, wird erneut der Futtermittelmarkt senden. Viele Rinderhalter haben die knappen Vorräte des Vorjahres bereits durch Ganzpflanzensilage ergänzt. Neben Gerste wird voraussichtlich auch wieder Weizen verstärkt in der Mischfutterindustrie nachgefragt.

Mühlen und Stärkeindustrie haben ihren Bedarf über Kontrakte gedeckt, Marktimpulse ergeben sich gleichwohl immer wieder durch Exportchancen und andere kurzfristige Aufträge. Diese „Zuckungen“ des Marktes erfordern stetige Beobachtung und schnelle Reaktion der Landwirte, von Normalität ist der Getreideverkauf weit entfernt.
Gabi von der Brelie