Rotenburg Ende April war Schluss für den Vion-Schlachthof in Zeven (Kreis Rotenburg). Nun klopfte ein italienischer Investor an, um einen Großschlachthof zu realisieren. Die Stadt winkte ab. Das Landvolk versteht nicht, warum.
Die Kreisstadt Rotenburg/ Wümme wirbt auf ihrer Internetseite groß für das Gewerbegebiet Hohenesch. Es sei „verkehrsgünstig“ zwischen Flugplatz und Autobahn gelegen. Der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini fühlte sich offenbar angezogen von der Werbung. Er stellte eine Anfrage, ob auf einer 100.000 Quadratmeter großen Fläche ein Schlachthof gebaut werden könne. Dort sollten 26.000 Schweine pro Tag geschlachtet werden. Die Ratsmitglieder um Bürgermeister Andreas Weber (SPD) entschieden sich dagegen. Offenbar hatte man Sorge um mögliche soziale Brennpunkte, die durch die Fremdarbeiter entstehen könnten. Zuvor hatten sich die Italiener auch in Cloppenburg eine Abfuhr geholt.
Das Landvolk Rotenburg-Verden kann die Entscheidung seiner Ratsmitglieder nicht nachvollziehen. In einer öffentlichen Stellungnahme begrüßen die beiden Vorsitzenden Jörn Ehlers (Holtum-Geest) und Christian Intemann (Bothel) das Interesse des Investors. „Für die Schlachtung von rund 720.000 Mastschweinen aus den Landkreisen Rotenburg und Verden sowie unseren Nachbarlandkreisen mussten nach dem Ende der Ära Vion neue Betriebe gesucht und längere Fahrzeiten in Kauf genommen werden“, sagte Ehlers, selbst Schweinemäster.
Der Vorsitzende führt nicht nur die weiteren Transportwege für die Tiere an, die höhere Kosten mit sich bringen würden: „Die Verbraucher fordern ja nicht nur mehr Tierwohl, sondern setzen vermehrt auf Regionalität“. In den Kreisen Rotenburg und Verden gibt es nur noch sehr wenige kleine Schlachtereien, von denen nur wenige Landwirte profitieren und nur geringen Stückzahlen verarbeitet werden. Vion hatte eine ideale, leistungsfähige Größenordnung für diese Region.“ Darüber hinaus würde sich ein zusätzlicher Schlachtbetrieb eher positiv auf die Preisregulierung im Schweinemastbereich auswirken.
Für die beiden Ehrenamtlichen mutet es seltsam an, dass die Politik im April noch die Vion-Schließung kritisiert und nun keine Chance für einen Neuanfang mit den Italienern sieht. „Ich finde die Reaktion voreilig“, bedauert Ehlers die Entscheidung.
red/sl