Junglandwirte fordern Verlässlichkeit

Junglandwirte fordern Verlässlichkeit - Foto: Landvolk
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Ganderkesee Wer einen Hof übernimmt, tut dies aus Überzeugung. Doch für junge Landwirte wird es immer schwieriger, ihren Betrieb für die Zukunft gut aufzustellen. Woran es hapert und was die Hofnachfolger sich von der Politik wünschen, zeigte der jüngste Junglandwirtetag in Ganderkesee.

Wenn der Junglandwirtetag ruft, dann machen sich alle auf den Weg – von den Auszubildenden auf dem Hof bis zu bedeutenden Persönlichkeiten aus Landwirtschaft und Politik. So war es am Montag auch bei der jüngsten Auflage in Ganderkesee-Stenum. Eingeladen hatten die Junglandwirte Niedersachsen und Oldenburg.

Auf einen knackigen Einstieg mit einem Kurzfilm folgte eine knappe Vorstellung der Vorstandsmitglieder Niklas Behrens, Viktoria-Sophie Möhlenhof und Henrik Brunkhorst. „Wer die Mehrheit hinter sich vereinen kann, bekommt heutzutage Recht – unabhängig von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Landwirtschaft kann letztlich nur noch mit öffentlicher Akzeptanz betrieben werden“, beschrieb Niklas Behrens die Stimmungslage. Dafür gab es Lob von hoher Stelle: „Mein Vorredner kann als Beispiel für unsere gut ausgebildeten Landwirte in Niedersachsen dienen. Unsere Junglandwirte machen einen guten Job und hervorragende Öffentlichkeitsarbeit“, sagte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast.

DLG-Präsident Hubertus Paetow beschrieb zunächst die Vergangenheit: „In den vergangenen 50 Jahren ist es uns gelungen, die Produktivität durch Einsatz von Kapital immer mehr zu steigern, etwa durch den Bau größerer Ställe oder den Kauf leistungsstärkerer Schlepper.“ Neu sei allerdings, dass auch die Nachhaltigkeit durch Kapital steige. Umso wichtiger sei es daher, heute die Weichen für einen erfolgreichen Betrieb im Jahr 2030 zu stellen. „Junglandwirten sollte frühzeitig die Möglichkeit gegeben werden, die Hofnachfolge anzutreten. Außerdem brauchen wir eine verlässliche Politik und Planungssicherheit“, bestätigte Jörn Ehlers, Vize-Präsident des Landvolkes Niedersachsen. Er war kurzfristig für Landvolk-Präsident Albert Schulte to Brinke eingesprungen.
Einen Blick in die Zukunft wagte Junglandwirt Johannes Ritz aus Kirchlinteln: Seit 2015 leitet der 26-Jährige seinen Betrieb, zu dem neben 100 Hektar Ackerland auch Schweinemast und eine kleine Speisepilzproduktion gehören. Er stoße immer wieder auf Probleme. „Baugenehmigungen sind in einigen Ländern wesentlich leichter zu bekommen“, beklagte der Landwirt, der auch Kommunalarbeiten übernimmt. Natürlich bleibe der Blick in die Glaskugel unscharf. „Aber damit kann man umgehen, solange die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte Ritz. Wichtig sei vor allem die dafür nötige Planungssicherheit.
Carl Hesebeck

„Wir wollen sicher planen“

Im Vorfeld des Junglandwirtetages sprachen wir mit dem Vorsitzenden der Junglandwirte Niedersachsen, Niklas Behrens.

Herr Behrens, Sie sagen, dass es für Junglandwirte immer schwieriger wird, den Betrieb für die Zukunft gut aufzustellen. Warum?
Wir Junglandwirte leben heutzutage in einer sehr schnelllebigen Zeit, in der regelmäßig neue und teilweise gegensätzliche Forderungen und Wünsche aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen an uns gerichtet werden.
Das Beispiel Glyphosat hat gezeigt, wie schnell Debatten emotional aufgeladen werden. Das macht es für uns schwierig, mit Sachargumenten zu antworten. Vor diesem Hintergrund ist es für uns kaum möglich, verlässlich für die Zukunft zu planen.

Was sind die künftig größten Herausforderungen für junge Landwirte und Hof-
nachfolger?
Ich denke, uns Junglandwirte werden in Zukunft vor allem drei Themen ganz besonders fordern: Die klimatischen Veränderungen, das Werben um öffentliche Akzeptanz für unsere Arbeit sowie die Planungssicherheit für unsere betriebliche Ausrichtung.

Wie kann die Politik Ihnen helfen?
Politik kann Rechtssicherheit und Planungssicherheit und eine gewisse Verlässlichkeit in der politischen Ausrichtung herstellen. Ich wünsche mir, dass die Politik vor manchen Entscheidungen noch stärker als bisher eine sachlich fundierte Folgenabschätzung mit allen Beteiligten durchführt.
Interview: Katja Schukies