Konflikte außergerichtlich lösen

Konflikte außergerichtlich lösen -

Mediation Wo Menschen zusammenleben, gibt es Konflikte. Nicht wenige von ihnen enden vor Gericht, es gibt jedoch andere Möglichkeiten, Auseinandersetzungen beizulegen. Eine Alternative kann die Mediation sein, die neuerdings das Landvolk Niedersachsen seinen Mitgliedern anbietet.

Zwölf Mitarbeiter aus verschiedenen Kreisverbänden haben gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus Nordrhein-Westfalen in Theorie und Praxis die Mediation, eine alternative Form der Konfliktlösung, geübt und mit einer abschließenden Supervision unter Beweis gestellt, dass sie das Verfahren beherrschen. Dazu gehören spezielle Techniken im Umgang mit Konflikten zwischen zwei oder mehr Beteiligten.

Ablauf der Mediation

Eine Mediation läuft in mehreren Schritten ab, wobei  je nach Art des Konflikts mehr oder weniger viel Zeit notwendig sein kann. Zunächst sollten die Probleme losgelöst von den beteiligten Personen erörtert werden. Der Mediator lenkt den Blick auf gemeinsame Interessen. Im Gespräch bieten sich idealerweise mehrere Lösungswege an. Auf jeden Fall müssen alle Beteiligten hinter den Entscheidungen stehen, die abschließend getroffen werden. Das ist die Garantie dafür, dass sie sich anschließend wieder erhobenen Hauptes gegenüberstehen und in die Augen sehen, ja sogar die Hand reichen können.

Ein wesentliches Kennzeichnen der Mediation ist Freiwilligkeit und der Wille, gemeinsam zu einer Lösung zu kommen. Sie wird von den Konfliktparteien unter Moderation des Mediators erarbeitet, er unterstützt sie dabei. Der Mediator führt die Konfliktparteien durch die Verhandlungen. Er bringt die Streitenden zum Reden und Zuhören, führt sie behutsam auf die richtige Fährte, damit sie sich schließlich versöhnen können. Im Laufe des Verfahrens macht sich der Mediator damit quasi selbst überflüssig. Gelegentlich kann sich auch eine Partei verabschieden, obwohl noch keine Lösung erarbeitet wurde – diese Alternative muss ebenfalls in Erwägung gezogen werden.

Prozess vermeiden

Nach Einschätzung von Marcus Hehn, dem ehemaligen Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Mediation im Deutschen Anwaltsverein, kann durch die Vermittlung des Mediators ein Streit häufig kostengünstiger und eleganter beigelegt werden als vor Gericht. Dort ziehen sich Prozesse oft lange hin, der Ausgang muss zudem als unsicher bezeichnet werden. Hehn, der auch Justiziar des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau ist, hat die Mediatorenausbildung für das Landvolk Niedersachsen organisiert und mitgestaltet.

Er sieht in der Landwirtschaft ein großes Potenzial für Mediationen – wenn sie denn bekannter wären. Auf landwirtschaftlichen Betrieben sind die Menschen nicht nur privat, sondern auch durch ihre gemeinsame Arbeit in ein enges Beziehungsgeflecht eingebunden. Die große Nähe kann Grund für Stress und Streit sein, die Wogen gehen hoch oder verursachen eine lähmende Sprachlosigkeit.

Angebot flächendeckend

Mit Hilfe der Mediation lassen sich die sozialen Beziehungen hoch professionell wieder verbessern oder neu herstellen. Ein Mediator muss dazu nicht zwingend aus der Landwirtschaft kommen, aber Landwirte und ihre Familien schätzen häufig den „Stallgeruch“ eines entsprechend vorgebildeten Mediators, hat Hehn beobachtet. Das hat das Landvolk Niedersachsen veranlasst, Mediatoren in den eigenen Reihen anzubieten. Die hier ausgebildeten Mediatoren kennen die Familien- und Generationenkonflikte auf den Höfen, sie können die Auseinandersetzungen mit Dritten in Bürgerinitiativen, Behörden oder Nachbarn besser einordnen als Nichtlandwirte. Die Mediation hat in Norddeutschland eine gewisse Tradition aufzuweisen.

Die Landvolkmediatoren sind in einem Netzwerk verbunden, das dem Erfahrungsaustausch und der Weiterbildung dient. “Wir bieten Mediation damit niedersachsenweit an“, erläutert Harald Wedemeyer vom Landvolk Niedersachsen.  Konfliktparteien können  einen Mediator in erreichbarer Nähe nutzen oder in einer anderen Region auswählen. Das Mediationsverfahren unterliegt zwar strikter Vertraulichkeit, den Betroffenen ist es dennoch häufig  lieber, die Mediation in einem anderen Kreisverband zu nutzen. Die bisherigen Erfahrungen mit diesem neuen Angebot sind überaus positiv. Beispielsweise bei Generationenkonflikten im Zuge der Betriebsübernahme hat sich die Mediation als sehr hilfreich herausgestellt.

Nicht jedes Mediationsverfahren endet mit einer konkreten Vereinbarung, auch die Entscheidung eines Teilnehmers „zum Ausstieg“ muss einkalkuliert werden. Aber es gibt bei Mediationsverfahren weder Ankläger oder Angeklagten, noch einen Richter oder die Frage nach Schuld und Sühne.

Die Liste der Mediatoren, die sich beim Landvolk anbieten, steht im Internet unter www.landvolk.net im Menüpunkt „Mitgliederservice“. Anerkannte Mediatoren und Gütestellen sind auch auf der Internetseite des Justizministeriums unter www.mj-niedersachsen.de und dort im Menü „Themen“, Untermenü „Externe Schlichtungsangebote“ zu finden.
Gabi von der Brelie