Leitbild Der Deutsche Bauernverband hat auf dem Bauerntag 2012 ein Leitbild verabschiedet, andere Landesbauernverbände diskutieren ebenfalls darüber. Die LAND & Forst hat bei Landvolk-Hauptgeschäftsführer Jörn Dwehus nachgefragt, ob das Landvolk Niedersachsen auch eine solche Positionierung erarbeitet.
Entstanden im Dialog
„Ein erster Entwurf zu unseren Überzeugungen, Aufgaben und Idealen ist auf den zahlreichen Gesprächen mit unseren Ortsvertrauensleuten entstanden“, bestätigt Dwehus gegenüber der Redaktion. Unter dem Motto „Landvolk im Dialog“ hatte der Verband mehrere Diskussionsrunden im ganzen Land organisiert (wir berichteten). Zentrale Anliegen und Botschaften, die hier zur Sprache kamen, sollen in das Leitbild einfließen, dessen Hauptaussagen jetzt zusammengefasst wurden.
„Das Landvolk Niedersachsen repräsentiert die Vielfalt bäuerlicher Strukturen – sie ist unser Programm“, betont Dwehus. Dazu zählen die unterschiedlichen Erwerbsformen vom Voll-, Zu- bis zum Nebenerwerb, konventionelle Betriebsleiter oder Biobauern, Gemischtbetriebe wie hoch spezialisierte Höfe sowie die vielfältigen Erwerbskombinationen von der Direktvermarktung bis zur Energiegewinnung.
Öko und konventionell
„Nehmen wir das Beispiel konventionelle und ökologische Landwirtschaft, da gibt es für uns keine pauschale Bewertung nach dem Motto: Das eine ist besser, das andere schlechter. Beide Bewirtschaftungsformen haben Stärken und Schwächen, Vor- und Nachteile“, verdeutlicht Dwehus. Unabhängig davon haben beide ihre Berechtigung. Die Entscheidung, wie ein Hof bewirtschaftet wird, liegt – im Rahmen bestehender Gesetze und Vorgaben – beim Landwirt selbst. Er, und niemand anderes, entscheidet über die produktionstechnische Ausrichtung seines Betriebes.
Dabei spielen für die Landwirte eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle: Allen voran die Nachfrage und damit die Wirtschaftlichkeit sowie regionale Gegebenheiten oder persönliche Vorlieben. „Ackerbauern, Milchviehhalter, Schweinemäster, Biobauern sowie konventionelle Landwirte haben in unseren Dialogveranstaltungen klar gesagt, dass sie sich die Ausrichtung ihrer Betriebe von niemandem vorschreiben lassen wollen – am allerwenigsten von der Politik!“, betont Dwehus.
„Im Mittelpunkt unserer Arbeit, die durch einen sehr hohen Organisationsgrad legitimiert wird, stehen die Bauernfamilien mit ihren Höfen“, sagt der Landvolk-Hauptgeschäftsführer. Sie engagieren sich nicht nur für einen wirtschaftlich starken, sondern auch lebendigen und lebenswerten ländlichen Raum. Fortschritt und Innovation sind auf den gut 40.000 Höfen ebenso selbstverständlich wie eine nachhaltige Wirtschaftsweise. Sie achtet soziale Standards ebenso wie solche im Tier-, Natur- und Umweltschutz.
Auf Distanz geht der Verband zu Betriebsformen, die nicht in der Verantwortung landwirtschaftlicher Familien geführt werden. Gleiches gilt für sogenannte schwarze Schafe, deren Fehlverhalten auch durch wirtschaftliche Zwänge nicht zu entschuldigen ist. „In den Gremien arbeiten wir zurzeit weiter an der Ausformulierung zentraler Inhalte, für die wir mit unserem Leitbild stehen wollen“, sagt Dwehus und ergänzt: „Bisher haben wir hier konstruktive Anregungen und positive Resonanz erhalten“.
Orientierung + Akzeptanz
Der Verband wolle in der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion den Mitgliedern eine Orientierungshilfe anbieten und zugleich in der Öffentlichkeit um mehr Akzeptanz werben. Er wolle aber zugleich an die mehr als 65-jährige Tradition anknüpfen. Dazu zählt der starke Zusammenhalt des Einheitsverbandes, der jedem Landwirt Spielraum für seinen eigenen unternehmerischen Weg eröffnet.
red