landwirte von allen Seiten unter Flächendruck

landwirte von allen Seiten unter Flächendruck - Milchviehhalter Frerich Meyenburg (l.) aus Bedekaspel erläutert Werner Hilse (r.)
Milchviehhalter Frerich Meyenburg (l.) aus Bedekaspel erläutert Werner Hilse (r.)

Ostfriesland Riesige neue Werkhallen, lebhafter Straßenverkehr, schmucke Eigenheimsiedlungen – Windenergie hat zweifellos ihre Vorteile. Nicht zuletzt für die Kommune, in der Deutschlands größter Anlagenbauer seinen Sitz hat: Arbeitsplätze, Steuereinnahmen auf der einen, hohe Flächennachfrage für Gewerbe und Wohnen auf der anderen.

Die Kehrseite bekommen die Landwirte zu spüren, die rund um Aurich wirtschaften. „Flächenkonkurrenz gibt ja es nahezu überall, aber hier stehen die verbliebenen Familienbetriebe gleich von mehreren Seiten unter riesigem Druck“, erläutert der Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins Ostfriesland (LHV), Karl Hedden. Der enorme Flächenbedarf Enercons, die wachsende Wohnbebauung, der Nordseetourismus und neue Naturschutzpläne zur Flächenvernässung zwängen die Betriebe entlang der Küste immer mehr ein, wobei die auf ihren Flächen schon jetzt jeweils den Status von elf verschiedenen Schutzgebieten berücksichtigen müssen.

LHV-Vorsitzender Erich Hinrichs ärgert sich vor allem über Pläne, 280 ha Moorflächen rund um das „Große Meer“ mit Hilfe von EU-Mitteln wiederzuvernässen. „Das sind neue Einschränkungen, die wir zusätzlich zu dem im Masterplan Ems angekündigten Flächenentzug verkraften müssen“, erläutert er Landvolk-Präsident Werner Hilse. Hilse besuchte am Montag auf Einladung des LHV unter anderem Landwirte, die in den Gemeinden Südbrookmerland und Dornum wirtschaften. „Solch scharfe Flächenkonkurrenz wird ihre Auswirkungen auf die Strukturentwicklung hier in der Landwirtschaft haben“, drückt Hilse eine Befürchtung aus, die Hinrichs teilt – ebenso wie die Forderung, endlich zu einer realistischen Praxis bei den Ausgleichsflächen zu kommen.

Frerich Meyenburg, Milchviehhalter in Bedekaspel, führt den Gast auf Grünlandflächen, die im Winter als Rastplätze für Graugänse dienen. Die Zahl der Gänse habe im letzten Winter weiter zugenommen, berichtet er. Den Anbau von Winterfrüchten musste der Landwirt bereits einstellen: Statt Triticale wachsen hier jetzt Hafer oder Mais.

Immer häufiger wird sein Grünland auch im Sommer von Gänsen auf- bzw. heimgesucht. In Sichtweite tummeln sich bereits Gössel. Meyenburg vermutet, dass die aus Naturschutzgründen nicht mehr beweideten Flächen vor dem Deich nicht mehr attraktiv genug für Gänse sind. Besonders ärgerlich: Für die „Sommergäste“ gibt es kein Entschädigungsprogramm. „Eine einfache Lösung für die Gänseplage wird es nicht geben, deshalb ist es wichtig, unkompliziert und ausreichend Schäden ersetzt zu bekommen“, sagte Hinrichs.

Während der gemeinsamen Sitzung des erweiterten Vorstandes zeigte sich, dass besonders der Masterplan Ems den ostfriesischen Landwirten viel Kopfzerbrechen bereitet. „Wir haben das Gefühl, dass hier jeder der großen Umweltverbände seine Leuchtturmprojekte verwirklichen können soll – egal, ob sie die Wasserqualität der Ems verbessern oder was das für die Bevölkerung bedeutet“, schätzte Erich Hinrichs ein und kündigte an, der LHV werde die Interessen der Landwirte in diesem Prozess vehement vertreten. Präsident Hilse sagte ihm dafür die Unterstützung des Landesbauernverbandes zu.
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