Tierhaltung Nicht über die Gremien des Tierschutzplans, sondern in einem Zeitungsinterview gab Niedersachsens Agrarminister neue Überwachungen und Auflagen für Tierhalter bekannt. Das Landvolk wirft ihm vor, Zwietracht zu säen.
Mit einem Interview für die Tageszeitung „Die Welt“ hat Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer für neue Verunsicherung unter den Tierhaltern gesorgt. Der Grünen-Politiker kündigte darin an, die Zahl der gehaltenen Schlachttiere von ihrem Gesundheitszustand abhängig machen.
Überwachung per Video
Niedersachsen wäre das erste Bundesland mit einer so strengen Regelung. Schlachtbetriebe und Veterinäre sollen erfassen, wie es Tieren geht und ob sie krank oder verletzt sind. Auf dieser Grundlage wird dann entschieden, ob die Zahl angemessen ist oder gesenkt werden muss. „Wir wollen die Tiere künftig nicht mehr an die Ställe anpassen, sondern die Haltung an die Bedürfnisse der Tiere“, sagte der Minister in der Dienstagsausgabe der Zeitung.
Die Nachrichtenagentur dpa erhielt aus dem Ministerium auf Nachfrage die Auskunft, solche Kontrollen sollten entweder per Video oder persönlich erfolgen. Mit einem solchen „Tierschutzindikator“ sei Niedersachsen „bundesweit Vorreiter». Mit ihm könne artgerechte Haltung belohnt und nicht artgerechte Haltung sanktioniert werden. Die Kontrollen würden für Geflügel, Schweine und Rinder gelten. Wann der Erlass, der eine Senkung der Besatzdichte aufgrund vorgegebener Indikatoren vorschreiben kann, umgesetzt wird, sei aber noch offen. Die dpa zitiert Meyer mit den Worten: „Ich hoffe, das wird in wenigen Wochen schon der Fall sein.“
Der Landvolkverband reagierte empört auf die Aussagen des Ministers. Er säe „mit jedem Interview Zwietracht und bringt unsere Landwirtschaft in der Öffentlichkeit in Misskredit“, beklagte Präsident Werner Hilse in einer Stellungnahme. Meyers Behauptung, Landwirte „passten“ ihre Tiere an Ställe an, wies Hilse energisch zurück. Jeder neue Stall sei ein Stück Fortschritt in Richtung mehr Tierschutz, sagte er. Dies treffe auf Boxenlaufställe für Milchkühe ebenso zu wie für die Gruppenhaltung für Sauen oder die ausgefeilte Klimaführung im Hähnchenstall.
„Uns Tierhaltern geht es nur gut, wenn es auch unseren Tieren gut geht“, verdeutlichte Hilse. Der Minister verkenne mit seinen gebetsmühlenartig wiederholten Diffamierungen die Situation auf den Höfen. Er habe vor der Wahl zwar von „Dialog“ gesprochen, tatsächlich aber zeige er kaum Bereitschaft, sich auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben direkt und unvoreingenommen zu informieren. Der Minister spreche immer wieder davon, dass nur die „ganz großen Massentierhalter“ neue Auflagen bekommen sollten, seine polemische Kritik stelle aber die gesamte Landwirtschaft in ein schlechtes Licht.
Gezielt falsch informiert
„Meyer denunziert mit seinen pauschalen Äußerungen auch die Betriebsleiter, die ihm nach eigenem Bekunden so sehr am Herzen liegen“, sagte Hilse. Meyer trage damit gezielt zur Fehlinformation der Verbraucher bei. Er polarisiere zwischen der Landwirtschaft und der Gesellschaft und vergifte das Klima in den Dörfern.
red/dpa/LPD