Bodenschutz Nach dem Erdkabelgesetz war es um die große Stromtrasse SuedLink äußerlich ruhig geworden. Nun treten die Akteure neu an. Auf einer Fachtagung betroffener Landkreise ging es vor allem um den Bodenschutz.
Energiewirtschaftliche Notwendigkeit und der vordringliche Bedarf für den Netzbetrieb stehen gesetzlich fest. Nun treten die Akteure neu an und gehen von reinen Erdkabeltrassen aus, wie die Tennet TSO GmbH auf der Veranstaltung des Landkreisbündnisses „Hamelner Erklärung“ zum Thema „Bodenschutz an HGÜ-Erdkabeltrassen“ in Fulda verdeutlichte. Die Vorhaben drei und vier des Bundesbedarfsplans werden jetzt zeitgleich geplant.
Gesetzliche Ausnahmen, wie die Bündelung mit bestehenden Freileitungen, kommen für Tennet nicht in Frage, da dies „nicht ohne erhebliche Umweltauswirkungen zu realisieren wäre“. Erste Informationen zu den Planungen werden im Herbst erwartet. Die Planung folgt dem Geradlinigkeitsgrundsatz und soll frühzeitig Bodenschutzbelange beachten, erörterte die Bundesnetzagentur. Antragserfordernis sei das Aufzeigen erkennbarer Umweltauswirkungen und bautechnisch schwieriger Bereiche und eine Prognose voraussichtlich erheblicher Auswirkungen auf den Boden.
Welche Aufgabe hinter der Planung und Umsetzung steht, konnte den Erfahrungen aus dem Erdgasleitungsbau entnommen werden. Leitungsbauexperte Sascha Eigelt machte deutlich, dass der Platzbedarf sorgfältig zu berechnen ist, da Bodenmieten zum Schutz des Bodens der Höhe nach begrenzt seien. Zugleich steige der Erdaushub bei Leitungskreuzungen oder felsigem Untergrund auf bis zu 70 % mehr Kubatur. Von der DIN 19639 erwarte man Regeln für Bodenschutzkonzepte und Überwachung der Arbeiten.
Die Erfahrungen der HGÜ-Offshore-Leitungen und künftige Herausforderungen der Tennet verdeutlichte Dr. Christoph Thiel. Auf Bildern der Kabelträger und Transportfahrzeuge wurde der geplante Umfang deutlich. Im Gegensatz zur Kabelrolle eines Schiffes, habe die Erdverkabelung an Land die Gewichtsbeschränkungen besonders zu beachten. Möglich seien Abschnitte alle ein bis zwei Kilometer, die ausreichende Baustraßen erforderten.
Viel Beachtung fanden die Schilderungen von Prof. Dr. Ingo Sass von der Technischen Universität Darmstadt zu thermisch-physikalischen Zusammenhängen und Auswirkungen der Kabel besonders im Hinblick auf Bettungsmaterial und Wärmeleitfähigkeit des Bodens. Eine anschließende Bewertung stehe noch aus, weil aktuelle Erdkabelversuche zur Bodenerwärmung noch ausgewertet werden müssen.
Dr. Karl Severin von der LWK Niedersachsen richtete den Blick auf die landwirtschaftlichen Aufgaben und Vielfalt der Böden und wies auf die Folgen bei Eingriffen und Störungen hin. Beim Umgang mit dem Boden dürfe nicht vergessen werden, dass gute fachliche Praxis den Schutz vor Bodenverdichtung und Erosion umfasse und Bodenbiodiversität fördere. Demgegenüber führten die Zerstörung der Bodengefüge und die Verdichtung zu möglichen Änderungen des Wasser-, Luft- und Nährstoffhaushalts und zeitlichen Wachstumsverschiebungen. Folgerichtig forderte er angepasste Entschädigungszahlungen für alle Nachteile.
Andreas Jordan, Landvolk Niedersachsen