Nachfrage im Export wie in den Nischen

Nachfrage im Export wie in den Nischen - Foto: Günther/Messe Berlin
Foto: Günther/Messe Berlin

Dialog Allgemeine Bekenntnisse zur Landwirtschaft gibt es genug, nun muss es konkret werden, forderte DBV-Präsident Rukwied zu Beginn der Grünen Woche. Bundesminister Schmidt warnt vor Einseitigkeit in jeder Hinsicht. Ein Überblick.

Die Gesellschaft muss eine Grundsatzdiskussion darüber führen, welche Rolle die Landwirtschaft spielen soll. Das hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, auf der Grünen Woche in Berlin gefordert. „Ein allgemeines Bekenntnis, dass Lebensmittel mehr wert sein müssen, reicht nicht aus“, sagte Rukwied bei der Eröffnungsfeier vor 2.000 geladenen Gästen. Der Bauernpräsident mahnte grundlegende Veränderungen an: „Es geht um eine andere Zusammenarbeit in der Erzeugungs- und Wertschöpfungskette und letztlich um den Platz, den die Landwirtschaft in der Gesellschaft und in der Politik einnimmt.“ Der DBV sei bereit, diesen Dialog zu führen.

Den Widerspruch zwischen der gesellschaftlichen und der wirtschaftlichen Wertschätzung guter und nachhaltiger Produktion aufzulösen oder zumindest zu entschärfen, sei eine gemeinsame Aufgabe für Bauernfamilien, Agrarpolitik, Ernährungsindustrie, Lebensmittelhandel und Verbraucher. Gelinge dies nicht, verlören Landwirtschaft und ländlicher Raum Einkommensgrundlage und Perspektiven. Rukwied: „Agrarpolitik würde sich letztlich selbst in Frage stellen, wenn ihre Umsetzung sich am Markt nicht wirtschaftlich darstellen ließe.“ Damit liefen dann auch die gesellschaftlichen Anforderungen ins Leere.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bekräftigte beim selben Anlass seine Forderung nach Kontinuität in den agrarpolitischen Rahmenbedingungen. So sei die Gemeinsame Agrarpolitik „kein Experimentierfeld der Gesellschaftspolitik“. Der Minister wandte sich erneut gegen Einseitigkeit in der Ausrichtung der Landwirtschaft. Die Branche müsse ihre Chancen ergreifen, „in der Breite wie in der Nische, auf dem Wochenmarkt wie auf dem Weltmarkt“. Der CSU-Politiker wies damit auch die Kritik an einer zu starken Exportorientierung zurück. Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft müsse an einem fairen Welthandel teilhaben, „sie soll auch davon profitieren“. Gleichzeitig gebe es auf dem heimischen Markt Potentiale, „die wir nicht brachliegen lassen dürfen“. Die Deutschen seien bereit, dafür mehr zu zahlen. Dies gelte es zu nutzen, „für mehr Tierwohl in den Ställen, für ein höheres Einkommen der Landwirte“.

Eine Schieflage in der gesellschaftlichen Diskussion beklagte auch der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Wolfgang Ingold. Die gegenwärtige Auseinandersetzung sei geprägt von „regelrechten Feindbildern, die der Realität nicht annähernd gerecht werden“. Der BVE-Vorsitzende wies zugleich Vorwürfe einer ungleichen Lastenverteilung innerhalb der Kette zurück. Alle Glieder, „egal ob landwirtschaftliche Urproduktion oder Veredelung“, seien dem gleichen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Den Weg zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit sieht er im Erschließen neuer Absatzmärkte sowie in Investitionen in Innovationen, Qualität und Nachhaltigkeit.
AgE/red