Netzausbau bewegt die Bürger

Netzausbau bewegt die Bürger - Foto: landpixel
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Trassenführung Mit drei Informationsveranstaltungen werben Umweltministerium und die Deutsche Umwelthilfe in der betroffenen Region um Akzeptanz für die neue Höchstspannungsleitung von Wahle bei Salzgitter ins hessische Mecklar. Beim Auftakt in Vechelde überwog das Verständnis für die Energiewende. Doch wurde ebenso deutlich, wie stark vor allem Landwirte und ihre Flächen betroffen sind.

Ohne neue Leitungen lässt sich die Energiewende nicht zum Erfolg führen; ohne breite Akzeptanz in der Bevölkerung aber wird der Netzausbau schwierig. Mit dieser Aussage machte Niedersachsens Umweltminister Stefan Birkner am Montag­abend im Vechelder Bürgerzentrum das Spannungsfeld deutlich, in dem sich Politik und Netzbetreiber derzeit gegenüber Bürgern bewegen.
Allein bis zum Jahr 2015 ist bundesweit der Bau von 850 Kilometern neuer Verbindungen geplant. Rund 190 km davon verlaufen zwischen dem Umspannwerk Wahle im Landkreis Peine und Mecklar in Hessen. Da zu den meisten Wohnbereichen ein Abstand von 400 m eingehalten wird, führt der Netzbetreiber Tennet den Strom über Freileitungen. Das heißt, im Abstand von 300 bis 450 Metern werden Masten errichtet, die in der Regel 55 m hoch sind. Einschließlich Schutzstreifen wird die Trasse 40 bis 60 m breit. Lediglich im Raum Göttingen verlaufen die Kabel ein Stück unterirdisch.

Im nächsten Frühjahr beginnen die Planfeststellungsverfahren. Dazu müssen die Unterlagen in betroffenen Gemeinden ausgelegt werden, damit Bürger Einwendungen einreichen können. Rolf Rockitt, bei der genehmigenden Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr für den Trassenbau zuständig, wies darauf hin, dass die Einwände so konkret wie möglich formuliert sein sollten. „Auf pauschale Ablehnungen nach aus dem Internet heruntergeladenen Vorlagen können wir auch nur pauschal antworten“, baute er vor.

Das Unternehmen Tennet selbst wird nach Angaben seines Kontaktmanagers Martin Groll derzeit bei Gemeinden und Landkreisen vorstellig, um möglichst viele Hinweise und Beschwerden in den eigenen Planungen zu berücksichtigen. Seit dem 20. September unterhält es als regionalen Stützpunkt ein Büro in der Göttinger Levinstraße. Bereits achtmal traf man sich mit der Bürgerinitiative Südkreis zu Gesprächen am Runden Tisch.

BI-Sprecher Guido Franke bewertete die Gespräche positiv: „Es ist für alle Beteiligten sinnvoller, rechtzeitig Einfluss auf die Planung zu nehmen statt später auf Einsprüche reagieren zu müssen.“ Für ihn nicht nachvollziehbar ist allerdings, dass es für Umspannwerke, wie sie bei Lamspringe und Hardegsen neu- bzw. umgegebaut werden, keine Bürgerbeteiligung gibt.

In der Diskussion gaben  betroffene Eigentümer den Ton an. Die zahlreich vertretenen Landwirte interessierten sich vor allem für die mit dem Bau verbundenen Ausgleichsmaßnahmen sowie für Entschädigungen nicht mehr nutzbarer Flächen. Umweltminister Birkner bekräftigte die Absicht des Landes, zum Ausgleich von Eingriffen in die Natur der Zahlung von Ersatzgeld den Vorrang vor der Inanspruchnahme von Ausgleichflächen einzuräumen. Allerdings sei dies nur im Rahmen der Bundesgesetzregelung möglich und müsse im Einzelfall geprüft werden.

Wenig Hoffnungen machte er den Zuhörern in Bezug auf dauerhafte Entschädigungszahlungen anstelle einmaliger Abfindungen. Über die Höhe der Einmalzahlungen müsse man sicher nachdenken, sagte der FDP-Politiker. Regelmäßige Zahlungen dagegen würden den Strom noch mehr verteuern. „Es wäre unredlich, so etwas politisch in Aussicht zu stellen“, meinte Birkner daher.
Weitere Informationsveranstaltungen gab es am Dienstag in Göttingen und am Donnerstag in Einbeck. Über den aktuellen Trassenverlauf und den Stand des Verfahrens informiert der Netzbetreiber Tennet auf der Internetseite www.wahle-mecklar.de. Dort kann auch ein E-Mail-Newsletter abonniert werden.
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