Rukwied macht den Bauern Mut

Rukwied macht den Bauern Mut - DBV-Präsident Joachim Rukwied und Albert Schulte to Brinke beim Landvolktag in Osnabrück. Foto: Kuhlmann
DBV-Präsident Joachim Rukwied und Albert Schulte to Brinke beim Landvolktag in Osnabrück. Foto: Kuhlmann

Landvolktage Landwirte in Deutschland werden auch künftig eine wirtschaftliche Schlüsselrolle spielen, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied in Osnabrück und Varrel. Wir berichten von beiden Veranstaltungen.

Als Mutmacher trat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, gleich bei zwei Landvolktagen auf. In Osnabrück hatte Albert Schulte to Brinke, Vorsitzender des Osnabrücker Hauptverbandes und Vizepräsident des Niedersächsischen Landvolkes, in seiner Eröffnungsrede die schlechte Akzeptanz der Landwirtschaft in der Bevölkerung beklagt. Rukwied gab ihm recht, meinte aber, dass die Bauern nicht um ihre Existenz fürchten müssten. Denn die Landwirtschaft sei eine Schlüsselbranche der Wirtschaft.
Für zwingend notwendig hält der DBV-Präsident neben der Belieferung heimischer Märkte den weltweiten Export deutscher Produkte. „Die sind sicher, gesund und schmecken gut“, so Rukwied. Mit Blick auf die steigende Weltbevölkerung ist er sich sicher, dass die Landwirtschaft Wachstumschancen bietet. Aufgabe der Politik sei es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Mindestlohn macht Ärger
In dem Zusammenhang übte Rukwied Kritik am neuen Mindestlohngesetz. Es sei „mittelstandsgefährdend“ und habe mit der Praxis nichts zu tun. Als Gemüseanbauer sei er selbst betroffen und habe den Gurkenanbau deshalb in diesem Jahr „drangegeben“, wie er sagte. Rukwied forderte eine Neuregelung gegen den immer noch zu hohen Flächenverbrauch. Politische Unterstützung für die Landwirte sei aus seiner Sicht von der SPD nicht  viel zu erwarten. „Wir müssen beim großen Koalitionspartner Druck machen“, folgerte er.
Ganz oben auf der Agenda des Bauernverbandes steht die Öffentlichkeitsarbeit. Ein Beispiel für die Nutzung neuer Medien stellten zwei Studenten der Hochschule Osnabrück vor. Sie betreiben die Internetseite „Massentierhaltung aufgedeckt“, die sie beim Landvolktag vorstellten. Ihr Ziel sei es, den Kampfbegriff „Massentierhaltung“ zu entschärfen, indem sie reale Bilder aus deutschen Ställen zeigen und kritische Fragen der Verbraucher mithilfe ihres Fachwissens beantworten (www.massentierhaltung-aufgedeckt.de). Dafür sind sie noch auf der Suche nach Unterstützern.

An seinem Vertrauen in die hiesige Landwirtschaft ließ der Bauernpräsident auch in Varrel keinen Zweifel, wohin er der Einladung des Landvolks Diepholz, der Landwirtschaftlichen Vereine Diepholz und Sulingen und der Niedersächsischen Landjugend gefolgt war.

„Ich bin überzeugt von unserer Wettbewerbsfähigkeit und unserer Bedeutung für die Entwicklung des ländlichen Raums“, antwortete Rukwied auf die eingangs vom Landvolk-Vorsitzenden Theo Runge gestellte Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft. Er gab aber zu bedenken: „Der Öko-Lifestyle ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und damit auch in der Politik. Ob uns das gefällt oder nicht.“ Jetzt gehe es darum, gemeinsam mit starker und verständlicher Stimme zu sprechen – für den Abbau von Bürokratie, für verlässliche und praxistaugliche Entscheidungen und für zielführenden Naturschutz.

Keine Verstöße dulden
Rukwied wünschte sich eine größere Sensibilisierung gegen Ideologen, die die Bauern diffamieren. Kein gewissenhafter Landwirt, egal ob konventionell oder ökologisch wirtschaftend, sei so kurzsichtig, dass er die Nachhaltigkeit seiner Arbeit vergesse oder einen Skandal riskiere. Deshalb dürfe man Verstöße nicht dulden und müsse auch „schwarzen Schafen“ in den eigenen Reihen entschieden begegnen.

In der anschließenden Diskussion zeigten sich auch einige Kontroversen, etwa in der Frage, ob der Export tatsächlich als Chance anzusehen sei, oder wie die Eigenverantwortlichkeit der Landwirte bei Verhandlungen mit genossenschaftlichen Molkereien zu werten sei. Rukwied überzeugte schließlich mit seinem Appell, gemeinsam an der Akzeptanz durch die Gesellschaft zu arbeiten, und der Zusage, sich mit ganzer Kraft für seine Berufskollegen einzusetzen.
Friederike Kuhlmann,
Birte Brackmann