Stimmung ist verhalten optimistisch

Stimmung ist verhalten optimistisch - Foto: Landvolk
Foto: Landvolk
Bild-Download des Originals: | Web-Version:

Getreiderundfahrt „Winterweizen und Roggen etwas besser, Wintergerste und Raps eher schlechter“ – so lautet die Kurzformel zum Start der Getreideernte. Niedersachsens Landvolk hatte zur Getreiderundfahrt nach Celle geladen.

Extra für die recht zahlreich angereisten Journalisten hatte Ludwig Schulze in Offen bei Bergen einen Mähdrescher bereitgestellt. „Es staubt ordentlich, das lässt auf die Erntereife schließen“, sagte der Betriebsleiter. Die Winterbraugerste hatte im Frühjahr einen ordentlichen Hagelschauer abbekommen und sich gut regeneriert, Schulze machte einen zufriedenen Eindruck. Wenige Kilometer weiter beeindruckte ein Winterweizenschlag in Topzustand. Landvolkpräsident Werner Hilse sah hier einen „Spitzenertrag“ von 10 t/ha heranreifen.
Nicht überall im Land kamen die Ackerbauern so glimpflich mit dem Wetter davon, aber Unwetterschäden, regional durchaus heftig, halten sich im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands in Grenzen. Der Osten hat von den Niederschlägen profitiert und in diesem Jahr die Beregnung weitgehend aussetzen können, im Westen war es eher trockener. Unter dem Strich schätzt das Landvolk nach Angaben von Jürgen Hirschfeld, dem Vorsitzenden im Ausschuss Getreide, den Ertrag auf durchschnittlich bis gut. Die Gesamternte könnte sich beim Winterweizen mit 3,5 Mio. t leicht über dem Vorjahreswert einpendeln, ähnliches trifft für den Roggen mit geschätzt 780.000 t zu. Bei Wintergerste deuten die Prognosen etwas nach unten, die Gesamternte könnte 1 Mio. t erreichen, auch die Rapsernte wird eher verhalten eingeschätzt.

Preise ziehen an
Die Erträge sind jedoch nur die eine Seite der Medaille, die Bezahlung die andere. Auch hier erwarten die Landwirte etwas mehr. Die weltweiten Daten deuten auf eine geringere Erzeugung hin. „Der Verbrauch wird erstmals seit einigen Jahren wieder höher geschätzt als die Erzeugung“, schilderte Landvolkpräsident Werner Hilse. Als preissensiblen Fakt nannte er den Vorrat für 60 Tage, bei Annäherung an diesen Wert geraten die Preise in Bewegung. Die Terminmärkte zogen zuletzt bereits kräftig an. Ackerbauern hoffen nun auf eine Fortsetzung dieses Trends. Sie haben deutlich weniger Vorverträge abgeschlossen als in anderen Jahren, von 20 % der Gesamternte sprach Hirschfeld. Diesen Eindruck bestätigten Alfred Reisewitz von der Agravis, Jens Hottendorf für den Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft und Olaf Jäger von der Rüninger Mühle. Wichtige Erzeugungsregionen ernteten deutlich weniger und trieben aktuell die Preise hoch.

Ein wichtiges Geschäftsfeld ist der Export, von dem Niedersachsens Agrarwirtschaft aufgrund der Nähe zu den Häfen stets besonders profitiert. Das Landvolk empfiehlt den Ackerbauern, den Markt gut zu beobachten und alle sich bietenden Möglichkeiten dosiert zu bedienen. Dies ist auch in der ausgelaufenen Vermarktungssaison 2016/17 erfolgreich umgesetzt worden, die Lagerbestände sind geräumt.

Problembereiche
Über die aktuelle Vermarktungssaison hinaus richtete Hirschfeld den Blick nach vorne auf drei Problembereiche Dazu zählt zunächst die Dokumentation der Nachhaltigkeit. „Die Landwirte sind hier dabei, aber sie möchten den Aufwand minimal halten“, so Hirschfeld. Skeptisch äußerte er sich zur Düngeverordnung, die einen möglichst sparsamen Einsatz von Stickstoffdünger vorschreibt. Dieser laufe Qualitätsansprüchen wie hohen Proteinwerten entgegen. Es wird eine stärkere Orientierung am Feuchtklebergehalt diskutiert, allerdings fehlen dazu bislang geeignete Schnelltests.

Auch die zunehmend restriktive Gesetzgebung bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln stellt die Landwirte vor neue Herausforderungen und gefährdet das Ziel, gesunde Körner zu ernten. Neue Resistenzen können die unbeabsichtigte Folge sein. Die aufnehmende Hand mahnte auch den Vorratsschutz an. Lob an Jürgen Mente, den Organisator und Moderator der Rundfahrt.  

Gabi von der Brelie
Landvolk Niedersachsen