Tierwohl-Label: Pilotprojekte vorgestellt

Tierwohl-Label: Pilotprojekte vorgestellt - Foto: Hildebrandt
Foto: Hildebrandt

Vermarktung Die Vermarktung von Schweinefleisch mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes nimmt Geschwindigkeit auf. Das Schlachtunternehmen Vion präsentierte am Montag auf dem Betrieb des Landwirts Christoph Becker in Reddingen (Heidekreis) seine Strategie. Demnach soll der offizielle Start Mitte Januar zur Internationalen Grünen Woche in Berlin erfolgen. Danach finden Verbraucher bundesweit Schweinefleisch in den Kühltheken, das durch den Deutschen Tierschutzbund zertifiziert wurde. Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes waren aus, wie es hieß, terminlichen Gründen bei dem Pressetermin verhindert.

Norbert Barfuß, Geschäftsführer Vion Deutschland, wollte noch nicht verraten, welche Supermärkte das Fleisch im Angebt haben. „Die Verhandlungen laufen noch.“ Er stellte allerdings klar, dass dann im Fleischtresen ausschließlich nur Label-Produkte angeboten werden dürfen. Dem Vernehmen nach planen unter anderem Kaiser Tengelmann und Coop Kiel den Verkauf.

Dr. Heinz Schweer, landwirtschaftlicher Direktor bei Vion, erklärte, dass auch die Verarbeitungsindustrie ein großes Interesse an dem zertifizierten Fleisch zeige. Sein Unternehmen will ab Januar rund 800 bis 1000 Label-Schweine pro Woche schlachten. Insgesamt verarbeitet das Unternehmen jährlich elf Millionen Schweine.

Die Landwirte Christoph Becker, Gesine und Karl Harleß (Linden) sowie Andreas Heitmann (Scheeßel) standen den Medienvertretern Rede und Antwort. Sie gehören zu den 15 Pilotbetrieben aus zwei Erzeugergemeinschaften, die ihre Ställe umgebaut haben, um den Tierschutzbund-Standard zu erreichen. Dazu sind unter anderem 30 Prozent mehr Platz und strukturierte Buchten nötig. Die Kosten für den Umbau bezifferte Schweer auf 15 bis 20 Cent/kg.

Dr. Lars Schrader begleitet die Pilotphase wissenschaftlich. „Es ist bemerkenswert, dass Praktiker, Industrie und Tierschutz an einem Strang ziehen“, sagte der Leiter des Friedrich-Loeffler-Instituts. Wenn es nach Agrarminister Gert Lindemann geht, könnte daraus sogar ein EU-Standard entstehen. „Mir ist wichtig, dass wir alle Bauern mitnehmen und nichts Unmögliches fordern, was sie ruinieren könnte“, sagte der Minister.
sl