Milchtreff Die nordwestdeutschen Milcherzeuger und ihre Verarbeitungsunternehmen erschließen sich aktiv neue Märkte und dürfen dabei auf die Unterstützung der Politik vertrauen. Dieser enge Schulterschluss wurde auf dem Nordwestdeutschen Milchtreff in der Niedersächsischen Landesvertretung deutlich. Bereits zum 5. Mal fand die Veranstaltung im Rahmen der Internationalen Grüne Woche statt, sie hat sich für Milchbauern, Molkereien, Politiker und Interessenvertreter zu einem festen Termin etabliert.
LVN-Vorsitzender Jan Heusmann kritisierte die starke Aufmerksamkeit für ein „Randthema“ der Brüsseler Politik: Eine freiwillige Drosselung der Milchmenge, wie neuerdings im Sicherheitspaket zum Milchmarkt wieder vorgesehen, bezeichnete er als „alte Klamotte“. Unterstützung erhielt er für diese Einschätzung vom scheidenden niedersächsischen Landwirtschaftsminister Gert Lindemann. „Je näher das Ende des Quotenendes rückt, umso unentschlossener agieren einzelne Gruppierungen“, schilderte er die Wahrnehmung aus der politischen Perspektive. Keinerlei Verständnis gab es von seiner Seite für eine Protokollnotiz seiner grünen Ministerkollegen aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, Ulrike Höfken und Johannes Remmel, bei der jüngsten Amtschefkonferenz, in der sie ein Verbot der Agrarexporte fordern. Lindemann erinnerte daran, dass die weltweite Nachfrage im Sommer vergangenen Jahres die Trendwende auf dem Milchmarkt eingeleitet habe. Müsste die Milchwirtschaft auf Exporte verzichten, würde der Erzeugerpreis nach seiner Einschätzung maximal 20 bis 30 Cent je Kilogramm betragen. Heusmann bezifferte den Exportwert in Milchäquivalent auf vier Mrd. Kilogramm. Wilhelm Brüggemann, Vorsitzender der Landesvereinigung Nordrhein-Westfalen, stellte die provokante Frage: „Holen uns die Grünen vom Weltmarkt wieder runter?“.
Heusmann stellte in Berlin die Vorhaben der LVN zum Thema Nachhaltigkeit vor. Hier stünden weniger die Molkereien im Fokus, die bereits viele Vorarbeiten erledigt hätten als vielmehr die Landwirte. Die LVN wolle nun die Nachhaltigkeit auf Erzeugerebene dokumentieren. Dabei sollten durchaus auch sensible Themen angesprochen und eine ernsthafte Debatte angeschoben werden, sagte Heusmann. Gleichwohl zeigte er sich zuversichtlich, dass die Landwirte den von der LVN dazu erarbeiteten Fragebogen ohne großen Aufwand beantworten könnten. Ein wichtiges Aufgabengebiet der Landesvereinigungen bleibt weiter die Öffentlichkeitsarbeit. Diesem Ziel diente auch der Milchtreff in Berlin mit interessanten Gesprächen und einem offenen Meinungsaustausch.
Br