Unerwünschte Funde

Unerwünschte Funde - Foto: Archiv/Süß
Foto: Archiv/Süß

Pflanzenschutz In seinem neuen „Themenbericht Pflanzenschutzmittel“ stellt der NLWKN örtlich eine Belastung des Grundwassers mit Resten von Pflanzenschutzmitteln fest. Wir fassen politische und fachliche Reaktionen darauf zusammen.

Die Mitteilung aus dem für Wasserwirtschaft zuständigen Landesbetrieb ließ aufhorchen: Im Zeitraum 2008 bis 2013 wurden an 135 Messstellen des landeseigenen Grundwassernetzes Pflanzenschutzmittelwirkstoffe nachgewiesen. Die Basis bilden dabei die Daten aus 1.180 Messstellen.
Sogenannte „nicht relevante Metaboliten“ – also Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln ohne toxische Wirkung – wurden an 498 Messstellen gefunden. Die meisten Funde ergaben sich im Nahbereich von vorrangig landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Unter den zehn am häufigsten nachgewiesenen Mitteln fanden sich die zugelassenen Wirkstoffe Bentazon, Isoproturon und Mecoprop mit herbizider Wirkung sowie das Fungizid Metalaxyl. Es gab aber auch geringe Spuren von nicht mehr zugelassenen Mitteln.

Agrarminister Christian Meyer nutzte den Bericht, um auf eine Verschärfung des Pflanzenschutzgesetzes zu drängen. Die Zulassung gehöre auf den Prüfstand, der Bund dürfe sich hier nicht wegducken und beschwichtigen, sagte der Grünen-Politiker in Hannover. Ausdrücklich erwähnte er den Wirkstoff Glyphosat, obwohl dieser seit Untersuchungsbeginn 2008 nur achtmal festgestellt wurde und nach 2010 nur einmal oberhalb des Vorsorgegrenzwertes von 0,1 µg/l auffiel.
Auch Umweltminister Stefan Wenzel sieht „akuten Handlungsbedarf“. Für die Verbraucher bestehe zwar keine Gefahr, da die Wasserversorgungsunternehmen die Einhaltung der Grenzwerte sicherstellten. Dennoch gehörten Pflanzenschutzmittel nicht in das Grundwasser, auch nicht in Spuren.
Forderungen nach strengeren Grenzwerten lehnte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Hermann Grupe, als „unsachlich und fachlich unbegründet“ ab. Die Messtechnik ermögliche den Nachweis extrem kleiner Mikrospuren, deren Abwesenheit niemand garantieren könne. Grupe plädierte dafür, durch eine sachliche Debatte die Gefahren für die Verbraucher zu minimieren, statt „mit polemischer Unsachlichkeit“ die Konsumenten zu verunsichern. „Wir haben die weltweit strengsten Grenzwerte“, stellte der FDP-Politiker klar.

Insgesamt wird die erstmalige systematische Zusammenfassung der in fast zwei Jahrzehnten erfassten Daten begrüßt, weil sie das sachliche Herangehen an bedenkliche Entwicklungen unterstützt. „Landwirte, die behördlich zugelassene Mittel einsetzen, müssen darauf vertrauen können, dass von diesem Einsatz keine problematischen Auswirkungen auf das Grundwasser ausgehen. Für den Einsatz nicht zugelassener Mittel oder Missachtung von Anwendungsbestimmungen gibt es keine Entschuldigung“, hieß es dazu beim Landvolk Niedersachsen in Hannover.

Dass der Landesbetrieb ein flächendeckendes Güteproblem sieht, kann der Verband aber nicht nachvollziehen. Der analytische Nachweis einer chemischen Verbindung im Grundwasser sage nichts über die Güte aus. Aussagekräftiger sei dagegen, dass an 1.110 von insgesamt 1.180 beprobten Messstellen entweder keine Rückstände festgestellt wurden oder die höchste Jahressumme aller Rückstände unter dem Grenzwert für den Einzelwirkstoffe von 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/l) lag. Nur an zehn Messstellen (0,8 %) wurde der strenge gesetzliche Summengrenzwert von 0,5 µg/l überschritten wurde. Für das Landvolk ist das ein Beleg dafür, dass in der Regel keine problematische Auswaschung von Wirkstoffen ins Grundwasser zu befürchten ist.
ste/AgE