EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie
Nun also wieder ein Ire. Mit Phil Hogan übernimmt nach Ray McSharry, dem Begründer der EU-Agrarreformen, erneut ein irischer Politiker das Agrarressort in der Kommission.
Gegenüber seinem direkten Vorgänger, dem Rumänen Dacian Ciolos, verfügt Hogan über umfangreiche politische Erfahrung. Der eher schöngeistig orientierte Ciolos war bei Amtsantritt politisch unerfahren und gönnte sich eine lange Orientierungsphase, er wirkte nie so ganz wie der Herr im eigenen Haus.
Hogan will diesen Fehler offenbar nicht wiederholen und hat bereits wichtige Ziele seiner Politik benannt. Danach soll die europäische Landwirtschaft modern, marktorientiert und wissensbasiert ausgerichtet werden. Als ehemaliger irischer Umweltminister verfolgt Hogan auch grüne Ideen in der zukünftigen EU-Agrarpolitik. Aber er will sie offenbar nicht zur wichtigsten Triebfeder seiner Politik machen. Hogan kann im Kabinett von Jean-Claude Juncker eine wichtige Rolle einnehmen und damit deutlich mehr Profil zeigen als der eher blasse Ciolos. Unmissverständlich hat der Ire bereits zu verstehen gegeben, dass Landwirte ihren Hof rentabel führen müssen, dass sie dabei aber zugleich das Augenmerk auf eine nachhaltige und umweltfreundliche Wirtschaftsweise legen müssen. Das verspricht einen guten Kompromiss. Dem Gleichklang von Ökonomie und Ökologie fühlen sich Landwirte seit Jahrhunderten verpflichtet, dabei mag das Pendel durchaus mal mehr nach der einen oder anderen Seite ausschlagen – der Rhythmus darf nur nicht nachhaltig aus dem Takt kommen.
Für aktive Landwirte klingt es daher vernünftig, wenn Hogan die Landwirtschaft als Schlüsselbranche bezeichnet, von der er Wachstum und neue Arbeitsplätze erwartet. Er selbst will seinen Teil über die Förderung von Forschung und Innovationen beitragen, auch den internationalen Handel blendet er nicht aus. Zweifelsfrei setzt er hier auf einen marktwirtschaftlichen Politikansatz. Phil Hogan weiß, dass es zum bäuerlichen Selbstverständnis gehört, eine intakte Umwelt zu erhalten und nachhaltig zu produzieren. Hier ist das Gleichgewicht in jüngster Vergangenheit zu stark in Richtung Ökologie geschoben worden. Hogan könnte einiges ins Lot bringen und freiwillige Angebote machen. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, zu den Gewinnern zählen auch die Landwirtschaft und die Menschen im ländlichen Raum. Deren Zukunft sollte im Mittelpunkt der EU-Agrarpolitik stehen. Je mehr, desto besser.
Gabi von der Brelie