Cloppenburg Für Jana Eilers und Julius Ellmann ist es normal, Besuchern ihren Hof zu zeigen. Auf dem Junglandwirtetag in Cloppenburg präsentierten sie ihre Ideen. Das Thema des Tages: „Weiter denken – Junglandwirte fordern Dialog“.
Die fehlende Akzeptanz der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit war das beherrschende Thema des Junglandwirtetags in Cloppenburg. Rund 500 junge Menschen aus der Landwirtschaft trafen sich in der Stadthalle und diskutierten über Möglichkeiten für die Öffentlichkeitsarbeit auf ihren Höfen.
Jana Eilers aus Oldenburg und Julius Ellmann aus Vechta stellten ihre Ideen vor und spornten Gleichgesinnte an, den Dialog anzubieten. Jana Eilers lädt jährlich Kindergartengruppen und Schulklassen auf den Hof ihrer Familie ein, der 100 Milchkühe mit Nachzucht beherbergt. Auch Sportvereine und Politiker haben den Hof schon besucht.
„Die Besucher ändern in den meisten Fällen ihre Sichtweise, gewinnen neue Einblicke und erkennen den Kuhkomfort moderner Ställe“, zieht sie ein positives Fazit aus den Aktionen. Ihren Berufskollegen empfahl sie den Beitritt zum Projekt „Einsichten in die Tierhaltung“, das Betriebe mit Materialien und einer Förderung bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.
Ähnliche Ansätze, um Verbrauchern den Zugang zur Landwirtschaft zu erleichtern, hat der 26-jährige Julius Ellmann aus Bakum. Im vergangenen Jahr lud er ein zu „Bauernhof macht Kinderranch“ und bekam Besuch von 160 Kindergarten- und Grundschulkindern auf einen Schlag. Auch bei der Aktion „Frühstück sucht Gast“ war Familie Ellmann mit von der Partie, tischte ein großes Frühstücksbuffet auf und stellte sich den Fragen der Teilnehmer.
Für Julius Ellmann ist die Öffentlichkeitsarbeit ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit auf dem Hof. „Macht mit – so viel Arbeit ist das gar nicht“, war sein Credo.
Der Appell, aktiv zu werden, kam auch vom Vorstand der Junglandwirte, Eric Brenneke, Katrin Carl und Matthias Teepker. „Der moderne Landwirt wird in Zukunft mehr Präsenz in der Gesellschaft zeigen müssen“ und „wenn ihr merkt, da ist kein Bauer, der sich politisch einbringt, dann lasst euch aufstellen“ waren die Empfehlungen der Vorsitzenden an die Mitglieder, sich in der eigenen Gemeinde auch politisch zu engagieren.
Als Redner hatten die Junglandwirte in diesem Jahr DBV-Vizepräsident Werner Schwarz eingeladen, der forderte: „Minister Meyer, fahren Sie die Kontrollkosten des unbegründeten Misstrauens herunter!“ Wie seine Berufskollegen sorgt sich auch Schwarz um die Zukunft der Betriebe. „Wir sind Bauern, aber es muss sich auch lohnen. Niemanden hält allein die Schönheit der Natur im ländlichen Raum“, war seine Meinung. Ehrlich, echt, transparent und damit glaubwürdig müssten die Landwirte sein und dürften sich auch vor kritischen Themen nicht drücken.
Einen Einblick in die Debatte um Rückstände in Lebensmitteln und gesundheitliche Risiken gab Dr. Gaby-Fleur Böhl vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Zwischen dem gefühlten und dem tatsächlichen Risiko bestehe in der Öffentlichkeit eine riesige Kluft. Lebensmittel seien im Vergleich zu früher qualitativ besser und sicherer. „Ihr Fachwissen ist Ihr Vorsprung in der Diskussion mit Ihren Gegnern“, gab sie den Landwirten mit auf den Weg und beteuerte, dass das BfR auf Anfrage Auskunft gebe über Untersuchungsergebnisse, die als Argumentationshilfe nützlich sein können.
Friederike Husmann