Forderungen In der Landwirtschaft und in der Agrarpolitik besteht Handlungsbedarf. Darüber, welche Wege aus der Krise führen, wird heftiger gestritten denn je. Auch auf den Straßen der Bundeshauptstadt.
Rund 1.500 Landwirte versammelten sich am Samstagmorgen vor dem Berliner Hauptbahnhof. „Wir machen Euch satt“ wollten sie Verbrauchern und Politikern erklären und forderten: „Redet mit uns, nicht über uns!“
Was zur Grünen Woche 2015 mit einer spontanen Idee und ein paar Hundert Landwirten begann, war in diesem Jahr eine unübersehbare Demonstration der hiesigen Nahrungsmittelerzeuger unter dem Motto: „Wir machen Euch satt!“. An der zentralen Kundgebung, die zum zweiten Mal stattfand und deutlich mehr Medieninteresse hervorrief als bei der Erstauf-
lage, nahmen rund 1.500 Landwirte aus ganz Deutschland teil – überwiegend junge Bauern und Bäuerinnen, darunter aus dem Emsland, aus Rotenburg/Verden und Mittelweser. Über 40 Traktoren aus dem Brandenburger Umland rollten durch Berlin – finanziert ohne Spenden, sondern von den Landwirten selbst.
Die Redner forderten in erster Linie eine vorurteilsfreie Betrachtung der modernen Landwirtschaft. „Die Preise sind mies, aber wir sind nicht wegen der miesen Preise hier“, sagte Marcus Holtkötter, einer der Veranstalter von der Initiative „Frag‘ den Landwirt“. Weitere Rednerinnen und Redner, darunter aus Niedersachsen die Tierärztin und Sauenhalterin Nadine Henke, der Bullenmäster Bernhard Barkmann und die Vorsitzende der Landfrauen Weser-Ems, Agnes Witschen, forderten eine sachliche Diskussion in der Landwirtschaft, frei von Ideologie. „Redet mit uns, nicht nur über uns!“, lautet eine weitere Aufforderung, die auf vielen der mitgebrachten Plakate ausgedrückt wurde.
Anlass für die Demo, die in vielen Regionen durch lokale Aktionen begleitet wurde (siehe Seite 7) war die bereits zum sechsten Mal stattfindende Großdemonstration „Wir haben es satt“ mit Forderungen nach einer grundlegenden Agrarwende. Nach Angaben der Veranstalter zogen 23.000 Menschen – Berliner Tageszeitungen nannten 13.000 Teilnehmer – sowie mehr als 100 Traktoren durch Berlin Mitte. Die Kritik richtete sich vornehmlich gegen Agrokonzerne und agrarindustrielle Strukturen, Höfesterben, Massentierhaltung und Tierfabriken, Verlust an Biodiversität, grüne Gentechnik sowie die Freihandelsabkommen der EU mit Kanada und den USA.
PI/red