
Die Mahd von Grünland oder Energiepflanzen wie Grünroggen fällt in die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere. Der sogenannte „Drückinstinkt“ der Jungtiere in den ersten Lebenstagen führt dazu, dass sie meist bewegungslos auf dem Boden verharren, sobald eine Gefahr droht. Viele kleine und große Wildtiere finden dadurch jährlich bei der Mahd im Frühjahr den Tod.
Eine große Rolle spielt das relativ enge Zeitfenster zum Zeitpunkt der Mahd, die Gesamtfläche an Grünland von ca. 800.000 Hektar und die hohe Konzentration von Grünlandflächen in einigen Regionen Niedersachsens. Hinzu kommt regional durch das Zweikulturennutzungssystem der Grünroggen, in dem besonders viele Wildtiere zu erwarten sind. Die heutige Mähpraxis mit Geschwindigkeiten bis zu 15 km/h und Mähbreiten von 13 m und mehr lassen Rehwild, Hase, Fasan und anderen Bodenbrütern oftmals keine Chance. Es ist nicht nur der Schaden, den die Natur und nicht zuletzt die Artenvielfalt nehmen, im schlimmsten Falle stellen die durch Wildtierkörper verunreinigten Silagen eine Eintragsquelle für Botulismus dar.
Landvolk und Landesjägerschaft Niedersachsen empfehlen daher folgende präventive Maßnahmen: Durch unmittelbar vor der Mahd durchgeführte Vergrämungsmaßnahmen auf den zu mähenden Flächen kann bereits ein großer Teil der Wildtiere gerettet werden. Dabei sollten die Ernteflächen gezielt in den Stunden vor dem Mähtermin – idealerweise am Vorabend beunruhigt werden. Denn vor allem junge Kitze verlassen die Fläche nicht von allein, sondern werden dann von den Ricken aus der Fläche geführt. Nutzen sie einfache Hilfsmittel wie blau- oder rotweißes Flatterband, akustische Signaltongeber und farbigen Rundumleuchten. Der Einsatz von Drohnen mit Wärmebild kann ebenfalls unterstützend wirken. Auch hier ist eine intensive Kommunikation zwischen allen Beteiligten wichtig.
Zum Teil ist es nicht möglich, zu einem Schnittzeitpunkt, auf den kompletten Flächen Vergrämungsmaßnahmen durchzuführen. Sprechen sie in jedem Fall mit Ihrem Jagdpächter ab, in welchen Flächen er am ehesten Wild vermutet und beunruhigen sie möglichst diese Flächen. Konzentrieren sie sich auch auf den Randbereich, denn der Großteil des Wildes nutzt diesen. Während der Mahd sollte die Mähtechnik flächenspezifisch dem Tierverhalten angepasst werden. Dabei gilt, möglichst von innen nach außen oder bei Flächen an einer Straße von der Straße weg zu einer Seite mähen!
Entscheidend für eine Wildtier schonende Frühjahrsmahd ist eine frühe und gute Kommunikation zwischen Landwirt, Jäger und Lohnunternehmer, denn nur gemeinsam kann etwas bewegt werden!
Die richtige Frühmahd im Video erklärt>>