„Bauer sucht Besucher“ in Nienstedt mit fast 50 Besucherinnen und Besuchern
„Meine Frau wollte unseren Töchtern die Schweinehaltung zeigen“, erzählte Bernd Heyne aus Bassum. Wenig später schlossen Leni und Greta im Abferkelstall ein in der Nacht zuvor geborenes Ferkel in ihre Arme und waren genauso wie ihre Mutter Britta Gansberg begeistert von der Wärme, die das kleine Tier ausstrahlte. Die „Bauer sucht Besucher“-Veranstaltung des Landvolk Mittelweser, die Britta Kaiser und Karsten Kehlbeck auf ihrem Sauen-Betrieb in Bassum-Nienstedt Ende August anboten, schlug so gut ein wie noch keine andere ähnlich gelagerte Veranstaltung in den Vorjahren. Denn während sich ähnliche Angebote auf Milchvieh- und Legehennenbetrieben stets größter Beliebtheit erfreuen, stehen Schweine in der Beliebtheitsskala interessierter Gäste meistens etwas weiter unten. Nicht so diesmal: Fast 50 Anmeldungen von Menschen aus der Region gab es, die sich in zwei Gruppen aufgeteilt und unter Einhaltung aller geltenden Abstands- und Hygieneregeln in den Ställen umsahen. Und sich wunderten, als plötzlich eine Sau an ihnen vorbeimarschierte. Denn in den Kastenständen nutzt Karsten Kehlbeck Selbstfanggitter, die fixiert werden können, die der Sau aber in der Regel ein selbstständiges Verlassen des Kastenstandes ermöglichen. Während der Landwirt dann im Abferkelstall mehr über seine Arbeit erzählte, hatten die Besucherinnen und Besucher ausreichend Zeit, um die frisch geborenen Ferkel und die Sauen in Augenschein zu nehmen und in aller Ruhe zu beobachten. Insgesamt 540 Sauen gibt es auf dem Betrieb. Der Ferkelaufzuchtstall bietet Platz für 2.560 Ferkel, die dort bleiben, bis sie ein Gewicht von etwa 30 Kilogramm erreicht haben und dann an Schweinemäster weiter verkauft werden. Wie der konkrete Ablauf in seinem Betrieb aussieht, erläuterte Karsten Kehlbeck seinen Gästen gleich zu Beginn. Er nahm sie immer mit in die Mitte des Geschehens, damit sie sich hautnah einen Eindruck von der Haltung der Tiere machen konnten. Dass er seine tragenden Sauen in Transponder-Ställen auf Stroh hält, kam bei den Gästen gut an. Er zeigte ihnen aber auch, wo die Tiere sich bei heißen Sommertemperaturen sehr viel lieber aufhalten: Denn dann machen sie es sich im Spaltenbereich bequem, der beide Stallteile miteinander verbindet. „Es geht darum, wie und nicht wie viele Tiere man hält“, erläuterte der Landwirt, der Rede und Antwort stand, wann immer ein Gast eine Frage hatte. Denn das ist auch die Intention der Aktion „Bauer sucht Besucher“: In überschaubaren Gruppen durch den Stall zu gehen, seine Fragen direkt loszuwerden – und sofort eine Antwort von kompetenter Stelle zu bekommen. Könnten die Ferkel nicht einfach länger bei der Sau bleiben, wollte ein Besucher wissen. „Unsere Sauen haben eine hohe Milchleistung“, sagte Karsten Kehlbeck. Säugten sie zu lange, setze ein nicht wünschenswerter Effekt ein: „Dann bekommen wir Hungerhaken, die wir anschließend wieder aufpäppeln müssen.“ Die Besucherinnen und Besucher waren am Ende begeistert und bezeichneten die zweistündige Runde durch den Betrieb als informativ und interessant. Und ganz nebenbei hatte sicher mancher von ihnen das ein oder andere Vorurteil fallen gelassen.