
Am Donnerstagabend kamen etwa 500 landwirtschaftlich Interessierte in die Halle Gartlage, um der von Landschafft Verbindung organisierten Podiumsdiskussion zwischen Politikern und Unternehmern der Region zu folgen.
Landrätin Anna Kebschull (Grüne), MdB Rainer Spiering (SPD), André Berghegger (CDU) und Gero Hocker (FDP) begaben sich gemeinsam mit den Unternehmern Fritz Pucher (Vilomix) und Christian Dreyer (Amazone) und dem Vertreter von Land schafft Verbindung, Stephan Künne, auf das Podium, um unter dem Titel „Landwirtschaft geht uns alle an – Politik auf dem Prüfstand“ zu diskutieren und sich den Fragen und der Kritik des Publikums zu stellen.
Gleich zu Beginn konfrontierte der professionelle Moderator Dietrich Holler
den Bundestagsabgeordnetet André Berghegger (CDU) mit der Frage, wie er sich die Entfernung der Union von „ihren“ Bauern erklärt und wie die CDU damit umgehen will. Es sei normal, dass sich Wirtschaft, so auch Landwirtschaft, verändert. Und so habe sich auch das Verhältnis von Landwirtschaft zu Politik verändert. Der zukünftige Weg kann aber nur gemeinsam bestritten werden, beteuert der Bundestagsabgeordnete, und für diesen müsse die Politik die Rahmenbedingungen setzen.
Rahmenbedingungen – ein Thema, das sich durch den gesamten Abend zog. In diesem Zusammenhang blieb, wie erwartet, auch das Thema Düngeverordnung nicht außen vor. Es bedarf eines neuen Messnetzes, betonten Landrätin Kebschull und MdB Hocker. Außerdem müssten weitere Einflüsse außerhalb der Landwirtschaft als Verursacher hinzugezogen werden. Die Landwirte sind zu Veränderung und Naturschutz bereit, müssen nun aber ausbaden, dass die Bundesregierung seit acht Jahren keine Maßnahmen gegen die steigende Nitratbelastung im Grundwasser umgesetzt hat, kritisierte die Grünen-Politikerin.
Rainer Spiering (SPD) zog sich beim Thema Rote Gebiete aus der Verantwortung und betonte, dass die Einteilung der Gebiete Ländersachse ist. „Die Maßnahmen, die in den Roten Gebieten getroffen werden, kommen aber vom Bund“, wurde dagegen gehalten. Es muss vermieden werden, dass die EU Deutschland vorschreibt, welche Maßnahmen getroffen werden, wenn Deutschland nun nicht dagegensteuert.
Fritz Pucher vom Futtermittelhersteller Vilomix führte an, dass die neue Düngeverordnung es mit sich bringe, dass die Tierbestände weiter schrumpfen. Die Frage sei nicht, ob, sondern wie viel weniger Tiere es in Zukunft gibt.
Die Landrätin machte den Landwirten zunächst ein Kompliment für ihre Produktivität und die qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die sie herstellen. Allerdings lehnt sie weitere Produktionssteigerung im Sinne von wachsenden Betrieben ab. Gerade dies fördere das Höfesterben. Sie wünscht sich eine stärkere Allianz zwischen allen Menschen des ländlichen Raumes. Diese Kritik ging unweigerlich aus der Diskussion über Tierwohlstandards hervor.
Die Landwirte im Publikum beteuerten, sie seien bereit für mehr Tierwohl. Um dies zu erfüllen und den Erwartungen von Politik und Gesellschaft gerecht werden zu können, muss die Politik aber Rahmenbedingungen setzen, Genehmigungsverfahren vereinfachen und vor allem für eine angemessene Bezahlung sorgen. Die Frage, wie höhere Preise finanziert werden sollen, blieb offen. Fritz Pucher stellte sarkastisch klar: „Es gibt zwei Wahrheiten. Erstens: die Erde ist eine Scheibe und zweitens: der Verbraucher ist bereit, mehr zu bezahlen.“
Auch in seinem Resumée des Abends forderte der Sprecher der LsV-Osnabrück, Tim Hüggelmeyer, von der Politik Rahmenbedingungen. Die Landwirte brauchen Planungssicherheit für ihre generationsorientierte Arbeit, um 2050 zehn Milliarden Menschen ernähren zu können.
Er dankte allen Anwesenden, den Diskutanten wie dem Publikum, zeigte sich aber enttäuscht darüber, dass die Veranstaltung sich in eine sehr fachliche Richtung entwickelt hätte. Er hatte sich gewünscht, dass mehr Menschen ohne direkte Berührungspunkte mit der Landwirtschaft die Veranstaltung besucht hätten.
In seiner Begrüßung hatte Hüggelmeyer auch die gute Zusammenarbeit und den gemeinsamen Weg mit dem Landvolk betont.