„Eine Branche, die sich nicht entwickelt, ist zum Scheitern verurteilt.“

Kundgebung des Landvolks Wittlage mit dem Referenten Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts

Landvolkkundgebung in Wittlage

Mit einem Video mit Bildern der vergangenen Bauerndemos und Mahnfeuern wurden die Gäste auf der Landvolkkundgebung in Leckermühle empfangen.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Vorsitzende des Wittlager Landvolks, Friedrich Steffen, die Ehrengäste – die BürgermeisterInnen der Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln sowie den Kreisrat Winfried Wilkens und weitere Verbandsvertreter. Nach den Grußworten der Ehrengäste, wandte sich Landvolkpräsident Alber Schulte to Brinke an das Auditorium. Zentrales Thema seiner Rede war die Neuerung der Düngeverordnung. Schulte to Brinke betonte, dass sich seit der Änderung von 2017 viel getan habe. Es läuft die Erstellung eines durch das Landvolk finanzierten Gutachtens, das die Messstellen überprüft. Das Ergebnis werde Ende März veröffentlicht. „Wir können hier keine Fehler akzeptieren“, betonte der Vorsitzende des HOL. Die vom Bund geplante Reduzierung der Düngung um 20 % helfe der Umwelt nicht und schade letztlich den Landwirten. Das Landvolk fordert, in Zusammenschluss mit der Landesregierung, die Überprüfung der einzelnen Betriebe. Wer nicht nachweislich die Probleme in den Roten Gebieten mitverursache, solle von dieser Einschränkung ausgenommen werden.

Nadin Wöstmann stellte in Kürze die personellen Veränderungen beim HOL dar. In Zukunft übernimmt sie gemeinsam mit Stefanie Katrin Fuchs, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, die Geschäftsführung des HOL. Der vorherige Geschäftsführer Martin Andrees übernimmt nun die Führung der Landvolkdienste GmbH. Auch den Referenten der Geschäftsführung, Friedrich Brinkmann, und die neue Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Vanessa Conrad, stellte Wöstmann vor.

Im Anschluss übernahm der Vorsitzende des Wittlager Landvolks, Friedrich Steffen, das Wort. Er griff die aktuellen Probleme auf den landwirtschaftlichen Betrieben auf – ob Dürrejahre, Anforderung an das Tierwohl, Stickstoffdüngung oder den Gewässerschutz. Ebenso erwähnte er die Bauerndemos und Land schafft Verbindung, die in der vergangenen Zeit für viel Aufsehen gesorgt haben. Doch: „Die Politiker in Berlin haben noch immer nichts begriffen“, kritisierte er auch die kurz zuvor kundgegebene Bauernmilliarde der Bundesregierung. Mit dem Bildungsangebot „Transparenz schaffen“ und der Kampagne „echt grün – eure Landwirte“ sieht er eine Zukunft in der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit.
„Sie alle wissen, Landwirt ist der wichtigste Beruf der Erde. Ohne uns werden sie nicht satt“, schloss Steffen seine Ansprache.

Auf ihn folgte der im Mittelpunkt der Veranstaltung stehende Vortrag des Präsidenten des Thünen-Instituts, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer. In seinem Vortrag unter dem Titel „Klarheit für Tierhalter – Entscheidungen statt Durchwursteln“ eröffnete er seine Ideen für die Zukunft der Nutztierhaltung. Ein Wandel in der Branche sei essentiell, denn eine Branche, die sich nicht entwickle, d.h. in diesem Fall nicht baue, sei zum Scheitern verurteilt. Sollten sich die Betriebe in der Tierhaltung nicht weiterentwickeln, laufen sie Gefahr, vom Lebensmitteleinzelhandel als Lieferant abgelehnt zu werden. Doch wie können Umbauten, die Abschaffung von Vollspalten und umwelttechnisch und finanziell kritische Ausläufe finanziert werden? Die Gesellschaft habe ein Zielbild vor Augen: Außenklimaställe, mit Teilspalten und Einstreu. In einem Gesellschaftsvertrag müsse ein Konsens über das Zielbild in der Tierhaltung festgelegt werden. Um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben zu können, müssen die durch diese Umsetzung entstehenden Kosten für die Landwirte ausgeglichen werden. Der Verbraucher werde den Mehraufwand nicht bezahlen. Deshalb sollte man aber kein „Verbraucherbashing“ betreiben, sondern andere Wege finden. Isermeyer sieht eine vom Staat finanzierte Tierwohlprämie und die Vereinfachung von Baugenehmigungen als Lösung und Chance, damit die Tierhaltung in Deutschland zukunftsfähig bleibt.
Im Anschluss an eine angeregte Diskussion zu diesem Thema, wurden alle Gäste mit einer Suppe verköstigt.