Liebe Mitglieder,
Ein außergewöhnliches Jahr geht zu Ende. Gezeichnet wurde dieses Jahr vor allem von der Corona-Pandemie. Als das Virus erstmals im weit entfernten China auftrat, wägten wir uns hier noch in „Sicherheit“. Doch es dauerte nicht lange, bis die Pandemie auch hier zu Lande das öffentliche Leben und das Leben jedes einzelnen von uns fest im Griff hatte. Viele Gewerbebetriebe erlitten unverschuldet einen großen wirtschaftlichen Schaden als der erste Lock-Down begann. Stellvertretend möchte ich hier die Gastronomie nennen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Landwirtschaft systemrelevant. Unsere tägliche Arbeit und unsere Produkte erfuhren Wertschätzung. Heimische Produktion und die Unabhängigkeit vom Ausland bekamen eine Bedeutung. Die Pandemie machte allerdings auch vor der Landwirtschaft nicht halt. So war Anfang des Jahres lange unklar, ob und wie viele Saisonarbeitskräfte zu uns einreisen dürfen. Obst- und Gemüsebauern bangten um die Einfuhr ihrer Ernten, die ohne diese Arbeitskräfte nicht eingebracht werden kann.
Der Druck auf den Märkten stieg und ganze Handelsketten verschoben sich. Man konnte nicht mehr Essen gehen, sondern kochte jetzt zu Hause. Die Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel stieg. Jedoch waren dies ganz andere Produkte, als sonst in der Gastronomie gebraucht wurden. Unser jahrelanges auf Effizienz getrimmtes System kam immer mehr an seine Grenzen. Besonders hart hat es den Schweinemarkt getroffen. Durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP), erst in Brandenburg und dann in Sachsen, verlor Deutschland den Status „ASP-frei“ und Drittstaaten verhängten weitreichende Exportbeschränkungen. Daraufhin fielen die Preise ins Bodenlose. Als wäre das nicht schon schlimm genug, zwang die Corona-Pandemie die Schlachthöfe in die Knie. Die Schlachtkapazitäten wurden gedrosselt, Mäster wurden ihre Tiere nicht mehr los und Ferkelerzeuger wussten nicht wohin mit den Ferkeln. Obwohl wir eine vollständige Schließung des Schlachthofes in Sögel abwenden konnten, haben sich bis heute 650.000 Schweine „gestaut“.
Der Unmut der Landwirte wächst. Nicht nur bei den schweinehaltenden Betrieben, sondern auch bei fast allen anderen landwirtschaftlichen Produkten herrscht nicht erst seit Corona ein erheblicher Preisdruck. Viele Landwirte gehen wieder auf die Straße und demonstrieren. Die Machtverhältnisse zwischen uns Landwirten als Erzeuger und dem Lebensmitteleinzelhandel sind nicht gerecht verteilt. Die Erzeugerpreise fallen und die Preise an der Ladentheke bleiben gleich. Landvolk Präsident Albert Schulte to Brinke ist sich sicher: „hier stopft sich jemand gewaltig die Taschen voll“.
Doch 2020 hielt auch erfreuliche Ereignisse für uns parat. Dazu zählt sicherlich der „Niedersächsische Weg“. Erstmals und bisher einzigartig in Deutschland haben sich Vertreter von Landwirtschaft, Politik und Umweltverbänden an einen Tisch gesetzt und gemeinsam konkrete Maßnahmen ausgearbeitet. Die Erzeugung von gesunden und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln im Einklang mit den Bedürfnissen der Natur steht dabei an oberster Stelle. Arten-, Natur- und Umweltschutz funktionieren nur mit uns Landwirten, und die faire Honorierung dieser Arbeit ist nun sichergestellt.
Auch bei unserer Imagekampagne „Echt Grün“ gab es tolle Entwicklungen. Mittlerweile ist die Anzahl der teilnehmenden Kreisverbände auf 15 gestiegen. Somit wächst nicht nur das Budget für unsere Imagearbeit, sondern auch die Anzahl der Öffentlichkeitsmitarbeiter, die als kreative Köpfe Ideen erarbeiten. Seit 2019 können sich Landwirte zum „Bienenfreundlichen Landwirten“ auszeichnen lassen. Um diese Auszeichnung zu erhalten, müssen verschiedene selbstverpflichtende Maßnahmen, die vom Bieneninstitut in Celle entwickelt wurden, erfüllt werden. Niedersachsenweit haben sich dieses Jahr über 450 Landwirte auszeichnen lassen. Und wir im Emsland waren vorne mit dabei. Als zweitbester Kreisverband haben im Emsland und der Grafschaft Bentheim 62 Landwirte diese Auszeichnung erhalten. Zum Vergleich, 2019 waren es nur neun Landwirte. Das ist ein toller Erfolg, auch in der öffentlichen Wahrnehmung, an den wir auch im nächsten Jahr wieder anknüpfen möchten.
Ich möchte mich auf diesem Weg bei allen Landwirten für die Zusammenarbeit und das Engagement bedanken. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und viel Kraft und vor allem Gesundheit für das neue Jahr 2021.
Georg Meiners
-Präsident-