Invasive Neophyten

Foto: terra.vita

Riesen-Bärenklau und Drüsiges Springkraut

Im letzten Landvolk Report haben wir bereits über die Problematik der sich stark ausbreitenden invasiven Neophyten berichtet. Zwei dieser besonders stark vertretenen Arten, stellen wir in dieser Ausgabe genauer vor.

Der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt (Heracleum mantegazzianum), kommt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde wegen seiner imposanten Wuchshöhe von 2 bis 4 Metern und seinen großen weißen Dolden als Gartenpflanze nach Deutschland gebracht. Neben den weißen Doldenblüten ist die Pflanze an ihrem grün-behaarten Stängel mit purpurnen Flecken und den stark eingeschnittenen Blättern zu erkennen. Verwechslungsgefahr besteht auf Grund der weißen Dolden mit dem Wiesen-Bärenklau und der Engelwurz; allerdings sind diese Pflanzen wesentlich weniger kräftig und weisen keine dunklen, purpurnen Flecken am Stängel auf.

Riesen-Bärenklau bevorzugt als Wuchsort brachgefallene oder feuchtere Standorte wie z.B. Gewässerufer. Ab Ende Juni bis August blüht die invasive Pflanze und produziert bis zu 50.000 schwimmfähige Samen, die sich mit dem Wind und über Fließgewässer weiterverbreiten und im Boden bis zu sieben Jahre keimfähig bleiben. Durch sein großes Samenpotential kann der Riesen-Bärenklau sehr dichte Bestände bilden und die einheimische Vegetation verdrängen, sodass z.B. an Fließgewässern Pflanzen mit einem vielschichtigen Wurzelsystem für die Ufersicherung fehlen und es an solchen Stellen häufiger zu Uferabbrüchen kommen kann.

Der direkte Hautkontakt mit dem Pflanzensaft des Riesen-Bärenklau kann in Kombination mit Sonnenlicht zu starken, verbrennungsähnlichen allergischen Reaktionen führen. Hautkontakt sollte also unbedingt vermieden werden. Bei Beseitigungsarbeiten ist schützende Kleidung (langärmelig, Handschuhe, ggf. Kopf und Gesichtsschutz) zu tragen. Um die Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus einzudämmen, ist es wichtig, die Pflanzen an der Samenproduktion zu hindern, indem vor der Blüte der Wurzelballen durchstochen und ausgehoben wird oder zumindest die Dolden abgeschnitten werden. Da die Samen an den Dolden noch nachreifen können, ist es wichtig, dass die Dolden nicht liegen gelassen oder kompostiert werden, sondern in der Müllverbrennung entsorgt werden.


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Das Drüsige Springkraut (Imaptiens glandulifera) kommt ursprünglich aus dem Himalaya und gelangte als Gartenpflanze und Bienenfutterpflanze Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa. Es kann eine Wuchshöhe von 2 m erreichen und hat purpurrote bis weißlich, muffig süßlich duftende Blüten, die von Ende Juni bis Oktober blühen. Der grün-rote Pflanzenstiel ist hohl und kann einen Durchmesser von mehr als 5 cm aufweisen. Das Drüsige Springkraut bevorzugt feuchte bis nasse Standorte, die in der Sonne oder im Halbschatten liegen. Häufig ist es an Gewässer- oder Waldrändern zu finden. Eine einzige Pflanze kann bis zu 3.000 Samen produzieren. Wenn die Samen reif sind, springen die Samenkapseln bei der kleinsten Berührung auf und schleudern die schwimmfähigen Samen bis zu 7 m weit. Leider haben besonders Kinder Freude daran und tragen mit dem Spaß zur Ausbreitung der Pflanze bei.

Durch das große Samenpotential bildet das Drüsige Springkraut oftmals sehr dichte Bestände und verdrängt die einheimische Vegetation. An Fließgewässern kann es hierdurch zu Uferabbrüchen kommen, da es mit ca. 10 cm langen Wurzeln nur ein sehr flaches Wurzelsystem hat und dieses die Uferböschung nicht stabilisieren kann. Das einzig Gute daran ist, dass sich die Pflanzen sehr leicht herausziehen lassen. Entdecken Sie also kleinere Bestände, bietet es sich an die Pflanzen vor der Blüte Ende Juni/ Anfang Juli einfach direkt auszureißen und zu entsorgen. Wichtig ist – wie bei allen invasiven Neophyten – dass die Biomasse nicht auf den Kompost gebracht wird, da die Ausbreitungsgefahr damit erhöht wird. Ideal ist eine Entsorgung in einer verschlossenen Tüte zur Verbrennung.

Die Eindämmung invasiver Neophyten erfordert grundsätzlich ein konsequentes, regelmäßiges Vorgehen. Sie neigen dazu sogenannte Notblüten zu treiben, wenn sie nur zurückgeschnitten werden. Die bekannten Vorkommen müssen in der Regel über Jahre hinweg bearbeitet werden. Selbst wenn keine neuen Pflanzen mehr aufkommen, müssen die Standorte noch ca. sieben Jahre lang beobachtet werden, da die Samen im Boden sehr lange keimfähig sind. Vorsicht ist daher besser als Nachsicht: entfernen Sie kleine Bestände, die Sie entdecken, am besten sofort!

Bei Fragen zum Thema invasive Neophyten können Sie sich gerne an die Gebietsmanagerin „Artland/ Hase“ Kristina Behlert wenden: kristina.behlert@lkos.de oder 0151 – 5780 1681

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