Situation bei den Insektiziden problematisch
Mittelweser (ine). Der Raps steht in voller Blüte. Doch der schöne Schein trügt – aus vielerlei Gründen. „Ein Problem liegt in der Bekämpfung der Rapsschädlinge“, sagt Dr. Joachim Wendt, Leiter der Fachgruppe Pflanze bei der Bezirksstelle Nienburg der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Viele Insektizide würden nicht mehr richtig wirken, denn Insekten wie der Rapsglanzkäfer hätten Resistenzen gegen die Wirkstoffe gebildet, die überdies nur noch eingeschränkt verfügbar seien.
Mit
dem Insektizid Biscaya laufe in diesem Jahr eines der Mittel aus, das noch
einen guten Wirkungsgrad habe, so Wendt. Auf der Seite der Herbizide habe sich
die Lage hingegen entspannt. „Hier gab es Neuzulassungen, und wir haben mehr
Wirkstoffe zur Verfügung“, weiß der Experte. Insbesondere im Nachauflauf könne
man als Landwirt dadurch mehr bewirken.
Die Anbauflächen für Raps seien für 2020 ähnlich einzuschätzen wie in 2019 –
auf 3.200 Hektar wurde im Landkreis Nienburg Raps angebaut, im Landkreis
Diepholz waren es 4.500 Hektar. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 betrugen die
Anbauflächen in den Landkreisen noch 9.400 Hektar bzw. 10.500 Hektar. „Das ist
schon eine deutliche Abnahme“, findet Dr. Joachim Wendt. Die Ursachen dafür
seien zum einen in der problematischen Rapsschädlingsbekämpfung zu suchen,
andererseits aber würden auch mehr Krankheiten wie die bodenbürtige Kohlhernie
auftreten, die den Landwirten den Rapsanbau schwer machten, da die Dauersporen
der Kohlhernie sich über viele Jahre im Boden halten, wenn Raps oder andere
Kreuzblütler (Zwischenfrucht-Senf) angebaut werden. Hinzu käme die
Witterungslage: Die Kombination aus Trockenheit und Spätfrosten habe dazu
geführt, dass die Ertragsschwankungen groß seien. In Regionen mit überwiegend
sandigen Standorten wird der Rapsanbau am deutlichsten eingeschränkt, sagt
Wendt. Hinzu komme noch die verschärfte Düngeverordnung in den sogenannten
roten Gebieten: „Raps reagiert besonders negativ auf eine
Stickstoff-Reduzierung“, erläutert Dr. Joachim Wendt. Die Trockenheit im April
diesen Jahres machte dem Raps überdies zu schaffen: „Er reagiert dann mit einem
Blütenabwurf. Und wo keine Blüte ist, da wächst auch keine Schote“,
komplettiert Dr. Joachim Wendt die aktuelle Raps-Situation.