Wer mit Rennig Söffker auf das Feld hinter seinem Haus in Martfelds Mitte geht, erlebt die Natur in all ihrer Vielfalt. „Hier wachsen Äpfel, Birnen, Mirabellen, Reneclauden, Pflaumen und Walnüsse“, zählt er nur einen Teil der Baumsorten auf, die auf seinem Naturland zertifizierten Acker stehen. Vor etwa zwei Jahren startete der Landwirt auf rund zwei Hektar Fläche sein ganz persönliches Agroforst-Projekt, um sich noch intensiver mit dem Boden und seinen Eigenschaften zu beschäftigen. Dabei werden Gehölze mit Ackerkulturen und Tierhaltung kombiniert, so dass sie gegenseitig von ihren Wechselwirkungen profitieren. Erlen, Mispeln, Feigen, Sanddorn, Aronia oder auch Erbsen zum Stickstoff-Sammeln gehören ebenso zu dem bunten Reigen, der sich auf der Fläche zwischen Kirche und Mühle entfaltet, wie Goji-Beeren, Himbeeren, Blaubeeren oder auch Honigbeeren. Hier experimentiert der Landwirt mit unterschiedlichen Pflanzen und setzt dabei auf die Nährstoffe, die im Boden sitzen. „Der Beinwell zeichnet sich dadurch aus, dass er sich selbst Nährstoffe wie Phosphor und Kali aus dem Boden erschließen und nutzbar machen kann“, nennt Rennig Söffker ein Beispiel für eine Pflanze, die auf seinem Agroforst-Acker wächst. Jede Pflanze funktioniere in Verbindung mit einer anderen, sagt er. Wichtig seien dabei auch Mykorrhizapilze. Sie bilden eine Symbiose mit Pflanzen, sozusagen ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Die Pilze lösen Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden und versorgen damit die Pflanzen. Diese wiederum profitieren von der Energie, die sie aus der Photosynthese der Pflanzen erhalten. „Welche Vorfrucht nimmt man, um Mykorrhizapilze vorzuzüchten, von deren Energie die Hauptfrucht dann profitieren kann?“ Das ist nur eine der Fragen, die Rennig Söffker beim Anbau auf seinem Feld umtreibt. Ob selbst gezogener Trompetenbaum, vier verschiedene Sorten Hopfen oder Mini-Kiwis: Die Vielfalt ist groß. „Was gut wächst, werde ich weiter vermehren“, sagt der Landwirt. Das Grün der Kartoffeln hat er rechtzeitig abgeschlegelt, die Erdäpfel aber noch in der Erde belassen. „Dann kann die Schale noch fester werden“, sagt der Landwirt, der auf seinem Agroforst-Acker selbst auf den Einsatz der Düngemittel verzichtet, die er als ökologisch wirtschaftender Betrieb eigentlich einsetzen dürfte. Einzig die zwei Dutzend Gänse, die hier unterwegs sind, sorgen für Naturdünger. Insgesamt hat er auf seinem Acker rund 1.600 Bäume und Sträucher gepflanzt. Dazwischen wächst Gemüse in einer ausgeklügelten Fruchtfolge: Nach den Kartoffeln kommt Gemüse. „Dann düngen die Gänse den Boden“, sagt Söffker. Anschließend folge ein Zwischenfrucht drauf, dann wieder Kartoffeln und im Anschluss Gemüse. Derweil wachsen im Gewächshaus Tomaten, Salbei oder Melone. „Außerdem haben wir mehrere Blühstreifen mit Buchweizen, Phacelia und auch Sonnenblumen angelegt“, erzählt der Landwirt. Noch sieht er sich in der Phase des Ausprobierens und Testens, überlegt aber, wie er seinen Agroforst-Acker mittelfristig auch für andere Menschen öffnen kann – zum Beispiel in Form von Führungen.